Nach unserer mehr als anstrengenden Besteigung des Puig de n’Ali wollten wir es heute etwas gemütlicher angehen. Um nicht wieder eine Überraschung zu erleben, haben wir uns für die Besteigung des Bec de Ferrutx entschieden. Mit seinen 522 Metern waren wir recht sicher, dass es auch wirklich gemütlich wird. Da wir bisher hauptsächlich in der Tramuntana gewandert sind und den Gebirgskamm der Peninsula de Llevante bisher eher stiefmütterlich behandelt haben, betreten wir mit dieser Tour sozusagen Neuland.
Unsere Wanderung zum Bec de Ferrutx
Nach einer abenteuerlichen Fahrt über eine kleine, kurvenreiche Straße erreichen wir den Parkplatz vor der Ermita Betlem, wo wir noch alleine sind und spielend einen Platz für unser Auto finden.
Den Besuch der Einsiedelei, die übrigens mal autark war, verschieben wir auf nach der Wanderung. Bevor wir jedoch starten können, stehen wir erst einmal etwas ratlos in der Gegend rum. Laut Wanderführer soll links ein breiter, steiler und steiniger Weg abgehen, den wir jedoch nicht finden. Alternativ nehmen wir den eher schmalen Pfad und nachdem wir nach kurzer Zeit an zwei Hausruinen vorbeikommen, wissen wir auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Wir genießen es gerade in vollen Zügen, dass es hier mal nicht steil den Berg hochgeht als sich plötzlich ein Hund an mir vorbei drängelt. Als ich mich umdrehe stehen hinter mir zwei Trailrunner und ich bekomme einen riesigen Schreck, dass ich weder die beiden noch ihren Hund vorher gehört habe.
Als sich mein Herz wieder auf Normalfrequenz eingependelt hat, verlassen wir auch schon die Graslandschaft und wandern zwischen Kiefern hinunter in den Torrent de sa Junquera. An den kleinen Bachlauf angekommen können wir links die Cova dels Sarreins, die Höhle der Sarazenen sehen. Hier und in anderen Höhlen hatten sich viele Mauren nach der christlichen Rückeroberung Mallorcas im Jahr 1229 durch König Jaume I. verschanzt.
Wir überqueren das Bachbett und wandern auf eine Anhöhe, bevor es in Serpentinen auf einem kleinen Pfad wieder bergab geht. Nach einiger Zeit kommen wir in eine Mulde. Hier wird der Weg nicht nur breiter, sondern hier sollen angeblich auch Pferde weiden. Klar, wenn wir kommen, dann ist natürlich weit und breit kein Pferd zu sehen.
Wo es runtergeht, da geht es bekanntlich ja auch wieder rauf und so folgen wir dem nun wieder steiler werdenden Karrenweg den nächsten Anstieg hinauf. Nach und nach wird der Karrenweg schmaler und auch, wenn der Pfad gut sichtbar ist, sind wir ganz froh um die Steinmännchen, die uns bereits die ganze Tour den Weg weisen. Irgendwann ist das Ende des Karrenweges erreicht und wir wandern auf einem kleinen Pfad den Berg hinauf zu einer hellen Felsformation.
Wir befinden uns nun auf dem Grasrücken des Puig d’en Xoroi und bleiben an der nächsten Gabelung, die man übrigens eigentlich nur sieht, weil hier auch ein Steinmännchen steht, auf dem Pfad geradeaus. Schon nach kurzer Zeit können wir einen Blick auf den langen Bergrücken und die gewaltigen Steilwände des Puig de Ferrutx erhaschen. Doch bevor wir den Gipfel erklimmen können, geht es erst noch einmal relativ Steil hinunter in einen Talkessel und zum Sattel des Coll d´en Pelat. Die offene Landschaft ermöglicht zwar tolle Ausblicke, allerdings pfeift hier auch ganz schön der Wind, sodass wir auf eine Pause verzichten und den steilen Anstieg zum Gipfel in Angriff nehmen. Nach etwa 30 Minuten über steiniges Gelände haben wir den Gipfel erreicht.
Der Ausblick hier oben lässt uns fast aus den Latschen kippen, denn wir können nahezu über die gesamte Insel gucken und sehen sogar die Küste von Menorca. Es ist einfach der Hammer und als ich am Abend merke, dass all die tollen Panoramabilder nichts geworden sind, weil ich irgendeine depperte Einstellung bei der Kamera übersehen habe, lasse ich einen wütenden Schrei los.
Am liebsten würden wir hier ewig sitzen und den Blick über den Puig de Galatzó, über die Mola de Planícia bei Banyalbufar, den Puig de l´ Ofre und Puig de Sa Rateta beim Stausee Cúber, den Penyal Migdia, Puig Major und Puig de Massanella bis zum Puig Tomir schweifen lassen, allerdings treibt uns der starke Wind zum Abstieg.
Wir nehmen zwar denselben Weg, allerdings haben wir das Gefühl hier noch nie gewesen zu sein. Im ersten Teil des Abstieges müssen wir in erster Linie gucken, wohin wir treten, doch je weiter wir runterkommen, je mehr können wir die tollen Ausblicke genießen. Da es, anders als bei den meisten Gipfelbesteigungen auf dem Rückweg nicht permanent runtergeht lässt es sich sehr angenehm gehen und ehe wir uns versehen stehen wir wieder vor der Einsiedelei Ermita Betlem und dem inzwischen wesentlich volleren Parkplatz.
Mein Fazit zur Wanderung zum Bec de Ferrutx
Wenn du Lust auf eine nicht allzu herausfordernde Gipfeltour in einer herrlichen Landschaft hast, dann kann ich dir die Wanderung zum Bec de Ferrutx wärmstens empfehlen. Dadurch, dass es immer wieder auch hoch und runtergeht, ist der Weg zum Bec de Ferrutx sehr angenehm zu gehen. Mir hat der Höhenweg mit zumindest leicht alpinem Charakter sehr gut gefallen und nach unserer Plackerei am Puig de n’Ali war die Tour genau das Richtige. Besonders gut gefallen haben mir natürlich die vielen tollen Ausblicke über die Küste. da man in der Tamuntana das Meer ja eher nicht sieht oder wenn, dann nur in weiter Ferne war die Wanderung eine willkommene Abwechslung. Stellenweise habe ich mich sogar auf unsere Tour auf dem GR 221 zurückversetzt gefühlt.
Keine Frage: Ich liebe herausfordernde Wege. Allerdings gehöre ich auch zu der Fraktion “Hans guck in die Luft” und so fand ich es natürlich toll, das ich bei der Wanderung zum Bec de Ferrutx auf einem Großteil der Strecke tatsächlich bedenkenlos den Blick schweifen lassen konnte und mich nicht ständig auf den Weg konzentrieren musste.
Weitere Informationen zur Wanderung zum Bec de Ferrutx
Anfahrt
Du erreichst den Parkplatz an der Erimita Betlem über Artà auf der MA-333. Im Ort folgst du der Beschilderung „Ermita, Parc Natural“ und schlängelst dich durch das Einbahnstraßensystem immer in Richtung Berge. Etwa 4,7 Kilometer hinter dem Ort biegst du links auf eine schmale und etwas abenteuerliche Bergstraße und gelangst über einen Sattel zur Ermita Betlem.
Parken
Direkt vor der Einsiedelei befindet sich ein Parkplatz. Morgens ist es kein Problem, hier auch einen Platz zu finden. Mit fortschreitender Stunde nehmen jedoch auch die Besucher*innen der Ermita Betlem zu und es könnte knapp werden mit Parkplätzen. Als wir von unserer Wanderung zum Bec de Ferrutx zurückkamen, war der Parkplatz zumindest voll.
Weg und Wegbeschaffenheit
Bei der Wanderung zum Bec de Ferrutx handelt es sich um einen Höhenweg mit leicht alpinem Charakter. Die Tour ist 9,8 Kilometer lang und du musst 350 Höhenmeter überwinden. Ausgeschildert ist der Weg zum Bec de Ferrutx nicht, aber dank der vielen Steinmännchen fällt die Orientierung nicht schwer. Ganz ohne Backup, Komoot oder Wanderführer, würde ich dennoch nicht losgehen, denn an einigen Stellen ist die Markierung durch die Steinmännchen ohne weitere Beschreibung etwas irreführend. Insgesamt ist der Weg gut und einfach zu gehen. Im Gipfelbereich brauchst du jedoch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Etwas über die benötigte Kondition zu sagen ist natürlich immer schwer, ich würde aber mal behaupten, das die Tour mit einer normalen Grundkondition sehr gut machbar ist. Für geübte Bergsteiger*innen hingegen ist sie eher ein netter aber durchaus lohnenswerter Spaziergang.
Wandertipps und Literatur
Wenn du Lust auf mehr Mallorca hast, dann habe ich hier noch ein paar Wanderungen und Informationen für dich
- Wanderung auf dem GR 221 – Ein Erlebnisbericht
- Wandern auf dem Trockenmauerweg
- Wandern auf dem GR 221: Tipps und Informationen
- Zelten auf dem GR 221
- Wandern auf Mallorca: Die Schlucht Torrent de Mortitx
- Besteigung des Puig de n’Ali
- Wandern am Puig Major
- Rund um Tossals Verds
Eine wirklich gute Wanderkarte kann ich dir leider nicht empfehlen, da du die kleinen Wege auf einer Karte eh nicht findest. In der Regel ist auf die Markierung durch Steinmännchen absolut verlass. Zumindest habe ich auf meinen Wanderungen auf Mallorca noch nichts gegenteiliges erlebt. Ansonsten empfehle ich dir Komoot und Outdooraktiv zur Orientierung.
Da sich Mallorca immer mehr zu einem beliebten Wanderziel entwickelt gibt es natürlich auch zahlreiche Wanderführer. Wir haben bisher nur Erfahrungen mit den Wanderführern von Rother affiliated Link, Kompass affiliated Link und dem Outdoor Verlag affiliated Link gemacht. Alle drei haben sich auf ihre Art bewehrt, reichen aber nicht als alleinige Orientierung aus. sinnvoll und nützlich sind sie in erster Linie für die Tourenplanung. Außerdem geben sie einen kurzen Einblick in die Flora und Fauna und halten auch ein paar Tipps zur Reisezeit bereit. Besonders wertvoll fanden wir die Angaben zu der jeweiligen Parksituation in dem Wanderführer von Kompass, da es nicht überall riesen Wanderparkplätze gibt.
Noch ein Tipp
Wenn du deine Zeit auf Mallorca nicht nur mit wandern verbringen möchtest, dann empfehle ich dir die Inselabenteuer aus dem Michael Müller Verlag. Hier findest du viele tolle Ausflugsideen weit ab vom Tourismus und die Möglichkeit Mallorca mal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen.
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