Dass es am Gardasee schön ist und dass man in der Umgebung von Arco prima wandern und klettern kann, war uns klar. Dass wir auf unserem Kurztrip an den Gardasee jedoch im Outdoorparadies landen, damit hatten wir nicht wirklich gerechnet.

 

Anreise

Wir haben lange überlegt, wie wir zum Gardasee kommen sollen. Fliegen kam, ich könnte jetzt sagen aus Umweltgründen, nicht infrage, doch das stimmt nur halb, denn hinzukommt auch, dass wir beide nicht sonderlich gerne fliegen. Lange Zeit haben wir die Kombination Zug und Leihwagen favorisiert. Allerdings war uns der Leihwagen dann doch zu teuer und auf Mobilität vor Ort wollten wir nicht verzichten.Also haben wir uns schließlich auf eine gemütliche (zwei Tage) Anreise mit dem eigenen Auto geeinigt.

Konkret sind wir zu Hause recht früh aufgebrochen und erst einmal nach Tübingen gefahren. Dort habe ich Jana gezeigt, wo sie die ersten drei Jahre ihres Lebens verbracht hat und in welche Institute der Uni ich sie als Baby mitgeschleppt habe. Anschließend sind wir über die Schwäbische Alp nach Illertissen gegurkt. Auf dem Campingplatz war es dann bei -5 Grad allerdings nicht mehr ganz so gemütlich. Wobei ich sagen muss, dass Dank gutem Zelt und super Schlafsäcken die Nacht kein Problem war. Als wir dann aber am Morgen das vereiste Zelt abgebaut haben, war es dann aber doch recht ungemütlich und mit Eisfingern ging es weiter Richtung Arco.

 

Arco und der Gardasee

Wie es eben so ist, wenn man an den Gardasee kommt, man will zuerst an den See. Da wir eh noch nicht in unsere Unterkunft konnten, sind wir erst einmal Richtung Wasser, in unsrem Fall Richtung Riva del Garda gefahren. So richtig überzeugt hat uns der Ort allerdings nicht. Klar es gibt eine schöne Promenade und … tja was eigentlich? Um ehrlich zu sein, konnten wir den Reiz von Riva del Garda nicht so recht finden. Also haben wir noch kurz etwas eingekauft und sind zurück nach Arco gefahren. Hier reichte bereits ein kleiner Bummel durch die Gassen und wir waren sofort verliebt.

Arco

Arco

Der kleine Ort etwas abseits vom Gardasee diente ab 1872 dem österreichischen Kaiser, wegen seines milden Klimas, als Wintersitz und zog viele Wohlhabende aus den Monarchien an. Es wurden nicht nur tolle Villen gebaut, sondern auch Gärten angelegt, die man bis heute in Arco bewundern kann. Wer jedoch einen mondänen Kurort mit viel Luxus erwartet, der ist hier fehl am Platz, denn längst hat sich die Outdoorszene in Arco breitgemacht.

Kein Wunder, denn mit einer Durchschnittstemperatur rund um die 14 Grad gehört Arco in den hiesigen Breiten zu den fünf wärmsten Städten und bietet gerade im Frühjahr und Herbst ideale Bedingungen zum Klettern, Wandern und Mountainbiken. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass hier Menschen mit Wander- und Fahrradhosen das Stadtbild prägen und du statt Souvenirläden und Boutiquen, vor allem Geschäfte mit Outdoorausrüstung findest.

 

Unsere Tage in Arco

Nachdem wir Riva del Garda also nach einem kurzen Spaziergang wieder verlassen haben, verbringen wir die restliche Zeit, bis wir in unsere Ferienwohnung einchecken können, in einem der vielen Cafés in der Sonne

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies Tag 1: Das erste Mal – Klettern am Fels

Unsere Unterkunft hat alles, was wir brauchen und so starten wir am nächsten Morgen entspannt in das erste Abenteuer. Es geht für uns das erste Mal zum Klettern an den Fels und wir haben uns, auch zum ersten Mal einen persönlichen Guide gegönnt. Nachdem wir im letzten Jahr angefangen haben in der Halle zu klettern, wollten wir es nun unbedingt auch mal in freier Natur ausprobieren. Da das als Anfänger*innen natürlich nicht so einfach geht, haben wir tief in die Tasche gegriffen und für einen halben Tag einen Kletterführer gebucht. Wie verabredet fahren wir also zu dem ausgemachten Parkplatz und stehen vor einer steilen Felswand. Gleich schießen uns Gedanken durch den Kopf, wie

  • „War das wirklich eine so gute Idee?“
  • „Was haben wir uns da nur eingebrockt?“

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies

Während wir auf Francesco, unseren Guide für heute, warten, drehen sich unsere Mägen in alle möglichen Richtungen. Kurz erwägen wir sogar einfach abzuhauen. Doch dann die Erleichterung: Francesco biegt um die Ecke und sagt uns erst einmal, dass wir noch ein Stück fahren. Also steigen wir um und legen den Rest der Strecke in seinem Auto zurück. Tja und da Kletterfelsen in der Regel nicht direkt an der Straße liegen, heißt es nun erst einmal Aufsteigen. Auf einem knackigen Anstieg erreichen wir nach ca. 20 Minuten unser Ziel und hier sieht die Welt schon ganz anders aus, denn der Fels ist nicht mehr ganz so hoch und auch nicht ganz so senkrecht. Während Francesco in den Vorstieg geht, schöpfen wir wieder Mut. Und dann kann es auch schon losgehen. Ich lasse Jana frei nach dem Motto: Kinder zuerst, den Vortritt und was ich da sehe, sieht bewältigbar aus und so mache ich mich auch an den Aufstieg. Nach ca. 2 Stunden wechseln wir die Route und am frühen Nachmittag sind wir nicht nur platt, sondern auch glücklich. Die Ausgabe hat sich echt gelohnt. Allerdings haben wir jetzt ein Problem, denn es hat uns so gut gefallen, dass wir uns über kurz oder lang mit dem Thema Vorstieg und Seilkauf auseinandersetzen müssen.

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies

Wie gut, dass ich erst auf dem Foto gesehen habe wie hoch es war

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies Tag 2 Via Ferrata Fausto Susatti

Mit erstaunlich wenig Muskelkater geht es am nächsten Morgen gleich weiter zum nächsten Abenteuer. Über die Via Ferrata Fausto Susatti wollen wir auf den Gipfel der Camis Campi. Da die Parkmöglichkeiten in dem beschaulichen Bergdorf Biacesa de Ledro mehr als Mangelware sind und wir auch dem größten Ansturm auf dem Klettersteig entgehen wollen, machen wir uns schon früh auf den Weg. Am Ortseingang finden wir nicht nur spielend einen Parkplatz, sondern auch den Weg, der uns zum Klettersteig bringt, sodass unser nächstes Outdoorabenteuer am Gardasee beginnen kann.

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies

Wir hatten viel Spaß unterwegs

Wir folgen der Beschilderung Cami Campi bis zu einer Abzweigung. Hier halten wir uns rechts und folgen dem Weg 470. Auf einem schmalen Weg wandern wir quer über die Bergflanke, bis wir an eine weitere Kreuzung kommen. Hier ist der Klettersteig bereits auch als solcher ausgeschildert. Im weiteren Verlauf wird der Weg nicht nur zusehends steiler und bietet nicht nur wahnsinns Ausblicke auf den Gardasee, sondern auch auf das, was uns noch erwartet.

Wir genießen den tollen Wanderweg, die Aussicht und das tolle Wetter und büßen so unseren Vorsprung ein und während wir uns noch mit Müsliriegeln für den Ferrata Fausto Susatti stärken und gemütlich den Klettergurt anlegen, werden wir von immer mehr Menschen überholt. So hatten wir zwar bis hierhin einen einsamen Aufstieg, müssen auf dem Klettersteig aber immer mal wieder eine Zwangspause einlegen und warten. Das bringt uns allerdings nicht aus der Ruhe, denn so haben wir ausreichend Gelegenheit die wahnsinns Aussicht zu genießen. Bevor wir den Gipfel der Cima Campi erreichen, geht es noch über eine Stahlleiter und durch eine Klamm mehr oder weniger senkrecht nach oben.

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies

Toller Blick auf den See

Oben angekommen, suchen wir uns ein Pausenplätzchen. Das Kletterzeug kannst du hier ruhig anbehalten, denn es gibt noch eine weitere Kletterpassage. Zunächst geht es hinter dem Gipfel jedoch hinunter zu einem Hubschrauberlandeplatz und weiter zu einem Steig. An der nächsten Kreuzung folgen wir der Beschilderung Via Ferrata M. Folett Biacesa und wandern durch Schützengräben (die Vorstellung, dass hier mal überall Leichen lagen, finde ich nicht so prickeln) zu einer Plattenquerung. Anschließend folgt noch ein kurzes Stück Klettersteig, an dessen Ende wir an einem Bivacco herauskommen. Hier packen wir unsere Kletterausrüstung zusammen und wandern nach einer kurzen Pause auf einem Forstweg zurück zum Auto.

 

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies Tag 3: Einmal um den Gardasee

Da wir mehr sehen wollten als Berge und Felsen, hatten wir einen Tag Sightseeing eingeplant. Nicht eingeplant hatten wir allerdings, dass wir nicht alleine am Gardasee sind. Ausgeschlafen und tiefenentspannt machen wir uns am Morgen auf zu unserer Seeumrundung. Mit unserer Tiefenentspannung ist es dann recht schnell vorbei, denn bereits vor Limone sul Garda stehen wir im Stau. Endlich im Ort angekommen ergattern wir gerade noch einen Parkplatz im Parkhaus und schieben uns mit Unmengen Touristen durch die engen Gassen.

Nach etwa einer halben Stunde drehen wir genervt um und fahren weiter, immer noch in der Hoffnung, dass es weiter unten am See vielleicht besser ist. Das war allerdings ein echter Trugschluss, denn es wird eher noch voller und so brauchen wir den ganzen Tag und können in den meisten Orten wegen fehlender Parkmöglichkeiten nicht einmal aussteigen. Ziemlich genervt erreichen wir irgendwann wieder Arco und retten den Tag mit einem gemütlichen Abend und einer leckeren Pizza.

 

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies 4: Via Ferrata Colodri

Als letzte Tour bei unserem Kletterabenteuer in Arco haben wir uns für den Colodri Klettersteig entschieden. Da der Klettersteig in Arco beginnt, als familienfreundlich gilt und es obendrein auch noch Ostersonntag ist, rechnen wir mit dem Schlimmsten und starten unsere Tour auf den Colodri entsprechend früh. Wir parken an der Kletterschule in Arco und folgen noch ein kurzes Stück der Straße.

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies

Kurze Pause

Der Ausgangspunkt der Tour ist nicht zu verfehlen, denn hier stehen zahlreiche Schilder und auch ein paar Bänke und Tische. Wir folgen einem kleinen und sehr schönen Pfad den Berg hinauf zum eigentlichen Einstieg in den Klettersteig. Am Beginn ist ausreichend Platz, um die Ausrüstung anzulegen. Wir machen noch eine kurze Pause und dann geht es los auf die rund 500 Meter den Fels hoch, den der Steig führt immer an einer felsigen Wand entlang und umfasst verschiedene Abschnitte mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Es gibt Trittbügel, Seile und Leitern, die alle gut gewartet sind.

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies

Am Gipfelkreuz

Da es anders als erwartet noch total leer ist, lassen wir uns Zeit und genießen immer wieder die tollen Ausblicke auf die umliegende Landschaft, einschließlich der Stadt Arco und des Gardasees. Wir bewältigen Überhänge, Kamine und leichte Überquerungen und haben mächtig Spaß. Nach unserem Geschmack ist der Kletterspaß viel zu schnell vorbei, denn ehe wir richtig warm geworden sind, sind wir schon oben.

Über unwegsames Gelände legen wir die letzten Meter zum Gipfel zurück und genießen noch einmal den Ausblick, bevor es zunächst auf einem schmalen Pfad und später auf einer Kopfsteinstraße hinunter in die Altstadt von Arco und zurück zum Auto geht.

 

Fazit zu unserem Kurztrips ins Outdoorparadies

Am besten lässt sich unser Resümee vielleicht mit dem Satz: „Wir kommen wieder, keine Frage“ zusammenfassen. Es war echt toll. Auch wenn Arco längst kein ursprüngliches Städtchen in den italienischen Bergen mehr ist, ist es wirklich nett. Es gibt nette Cafés, kleine Restaurants und statt billiger Souvenirläden eben Outdoorgeschäfte. Die haben mich persönlich überhaupt nicht gestört, denn ich habe mir einen kleinen Traum erfüllt und mir eine Merinojacke gekauft. Tja, im Urlaub sitzt das Portemonnaie eben doch immer lockerer Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies 2.

Der Gardasee ist natürlich toll, aber meiner Meinung nach kann man sich die Tour rund um den See auch getrost schenken. Mir persönlich war es in den Ortschaften am See jedenfalls viel zu voll und ich mag gar nicht darüber nachdenken, was hier in den Sommermonaten los ist.

Arco: Kurztrip ins Outdoorparadies

Oben angekommen

Zum Klettern ist die Gegend rund um Arco einfach ein Traum. Gerade um Ostern sind die Temperaturen angenehm und es gibt viele tolle Klettergebiete mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und auch als Anfänger*in kommst du auf deine Kosten. Mir hat ja der Muschelkalk gefallen, denn ich fand ihn schön griffig. Außerdem haben wir nur gute Absicherungen  erlebt.

Auch die Klettersteige in der Region haben uns überzeugt. Auch hier ist für alle etwas dabei, egal ob Anfänger*in oder passionierte Klettersteiggeher*in. Allerdings musst du früh aufstehen, wenn du einen Klettersteig gehen willst, denn es ist doch einiges los. Das hat etwas genervt, aber die tollen Touren haben uns echt entschädigt. Außerdem waren, zumindest die Steige, die wir gemacht haben, super gewartet und wir hatten nie durchhängende Seile.

Alles in allem kann ich also einen Outdoortrip nach Arco nur empfehlen und selbst, wenn du nicht klettern willst, lohnt sich ein Besuch, denn es gibt auch viele tolle Wanderwege und Mountainbiketouren.