Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Die Besteigung des Puig de n’Ali sollte eigentlich eine zumindest mehr oder weniger lockere Einstiegstour in unseren Wanderurlaub auf Mallorca werden. Klar schon auch ein bißchen herausfordern aber alles in allem eben doch ein Einstieg. Geworden ist es ein unvergessliches, alpines Abenteuer.

 

Unsere Besteigung des Puig de n’Ali

Der Puig n`Ali
Der Puig e n`Ali gehört mit seinen 1.035 m neben dem Puig Major (1.445 m), dem Puig de Massanella (1.365 m), dem Tossals Verds (1.115 m), dem Puig de sa Rateta (1.113), dem Puig Tomir (1.103 m), dem Puig de l`Ofre (1.098 m), der Serra d`Alfabia (1.068 m) und dem der Puig de Teix (1.062 m) zu den höchsten Bergen auf Mallorca. Er befindet sich im nördlichen Zentrum der Serra Tramuntana und ist unter Wanderern eher ein Geheimtip.

Wir parken auf dem unteren Teil des Picknickplatzes Area Recreativa sa Coveta Negra, wo ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen. Die eigentliche Besteigung des Puig de n’Ali beginnt im oberen Teil des Rastplatzes. Hier halten wir uns links, doch statt unter der Straßenbrücke hindurchzugehen (hier haben sich für unseren Geschmack zu viele Spinnen ein Zuhause gesucht) überqueren wir die Straße und nutzen auf der anderen Seite den Übertritt über den Zaun. Auf der anderen Seite kommen wir auf einen Karrenweg der, bei gemütlicher Steigung in das bewaldete Tal des Torrent de Coveta Negra. Wir folgen dem Teilstück des GR 222 nach Lluc bis zu einer Kreuzung.

Besteigung des Puig de n'Ali 1

Weg zum Gipfel

Statt dem Pilgerweg Cami Vell de Lluc zu folgen, gehen wir gerade aus. Hier wird es bereits deutlich steiniger und statt an den guten Wegmarkierungen des GR 222 sind wir hier bei der Orientierung auf Steinmännchen angewiesen. Während wir weiter in das Tal hineinlaufen und mal wieder total begeistert von der mallorquinischen Landschaft sind, sehen zunächst links den Puig des Grau und können wenig später auch einen ersten Blick auf den Puig de n’Ali erhaschen.

Puig de N'Ali Ausblick

Blick unterwegs

Wir folgen weiter dem Karrenweg und sind gespannt, was noch auf uns wartet, denn immerhin gilt der Wanderweg im Kompass Wanderführer als schwarz und davon ist bisher noch nichts zu merken. Als wir an einen alten Köhlerplatz kommen, endet der Karrenweg und wir halten uns links und gelangen weglos zu einem Bachbett, dem wir folgen. Der Weg oder eben Nicht-Weg wird immer steiler und aus den Steinen werden mehr und mehr recht scharfe Felsplatten. Nach einiger Krackselei kommen wir zunächst zu einem Felsturm, der uns zumindest mal garantiert, dass wir noch richtig sind und schließlich auf freies Gelände.

Puig de N'Ali Ausblick auf dem Weg zum Gipfel

Puig de N’Ali Ausblick auf dem Weg zum Gipfel

Wir befinden uns nun auf etwa 630 Meter und es ist bereits abzusehen, dass die letzten 400 Höhenmeter kein Zuckerschlecken werden, aber noch sind wir guter Dinge, zumal wir bisher gut vorangekommen sind und nach einer längeren Wanderpause sogar über unsere doch recht gute Kondition erstaunt sind.

Nichts ahnend haben wir uns bis hierhin Zeit gelassen, viel fotografiert und immer wieder die herrliche Landschaft genossen. Da nun nur noch 1,5 Kilometer bis zum Gipfel vor uns liegen, machen wir uns um die Gehzeit keine Sorgen. Stattdessen machen wir noch eine Pause und genießen einen Müsliriegel in der Sonne.

Weiter geht es weglos durch eine Mulde und über Steinplatten und wir sind mal wieder begeistert, wie zuverlässig die Markierung mit Steinmännchen ist. Die einzige Schwierigkeit besteht eigentlich darin, vor lauter Steinen auch die Männchen zu sehen. Nach etwa 200 Metern kommen … ja wohin eigentlich? Im Wanderführer steht „zum Fuß der steileren Felsen“. Ich würde jedoch eher sagen, dass wir vor einer Felswand stehen. Angeblich soll es hier auch blaue Markierungen geben, die suchen wir allerdings vergeblich als wir uns an die Kletterei begeben. Was zunächst ganz lustig begann, wird immer mehr zur Plackerei.

Dass man, laut Wanderführer, ab und zu die Hände zur Hilfe nehmen muss, ist glatt untertrieben, denn gefühlt gehen wir bis zum Gipfel auf allen Vieren. Die Felsen sind zwar rau und bieten so eine gewisse Trittsicherheit, doch dafür ist es für die Hände umso unangenehmer. Schon nach wenigen Metern fühlen wir uns wie in der Kletterhalle, nur eben ohne Sicherung. Meter für Meter suchen wir nach passenden Trittstellen und den entsprechenden Felsspalten für die Hände.

Puig de N'Ali Felswand

Hier wird es steil

Die Frage, ob wir lieber umdrehen und abbrechen stellt sich nicht mehr, denn längst haben wir den Point of no return überschritten. Für einen Abstieg ist es hier definitiv zu steil. Da wir ja eh keine Wahl haben, klettern wir weiter und als wir in bewaldetes Gebiet oder sagen wir lieber in eine Gegend in der hier und da ein Baum steht, kommen wird es auch etwas besser.

Laut Wegbeschreibung sollen wir nun an verschiedenen Einmündungen von Pfaden vorbeikommen, außerdem sollen wir uns an einem Felsüberhang und bizarren Felsformationen orientieren. Wir sehen nichts von alledem. Wie auch, wenn die Pfade selbst, wenn man auf ihnen geht, kaum zu erkennen sind und man umgeben von Felswänden ist? Also orientieren wir uns weiterhin an den Steinmännchen und bezwingen die letzten Felsstufen bis zum Gipfel.

Puig de N'Ali Blick über die Berge

Blick über die Berge

Oben angekommen pfeift ein ordentlicher Wind, aber viel Zeit für eine ausgiebige Pause haben wir eh nicht, denn wenn wir bis zum Sonnenuntergang nicht am Auto sind, dann bleibt uns nur eine Übernachtung am Berg. Am Gipfel macht es sich übrigens echt bezahlt, dass der Puig de n’Ali eher ein Geheimtipp ist, denn für mehrere Wanderer, die hier eine Pause machen möchten fehlt einfach der Platz.

Puig de N'Ali Blick vom Gipfel

Blick vom Gipfel

Nach einem Fehlversuch finden wir auch den kleinen Pfad, der uns über den Nordwesthang steil nach unten führt. Nach etwa einer halben Stunde wird es jedoch etwas flacher und auch breiter. Nach wenigen Metern führen uns zwei Steinmännchen und eine rote Markierung nach rechts auf einen nur wenig begangenen Waldpfad. Durch herrliche Landschaft geht es vorbei an Köhlerplätzen und großen Felsblöcken. Da wir allerdings gegen die Uhr laufen, haben wir keine Zeit, die Gegend und auch den schönen Weg so richtig zu genießen. Es geht hoch und runter, durch ein Bachbett und vorbei an kleinen Mauern, bevor wir zwischen großen Felsblöcken und zerklüfteten Felsen auf einem schmalen Pfad weiter absteigen und schließlich wieder in den Talbereich des Torrent de Coveta Negra kommen. Da es immer noch hell ist, nehmen wir Tempo raus und schlendern gemütlich zurück zum Auto.

 

Mein Fazit zur Besteigung des Puig de n’Ali

Keine Frage, die Besteigung des Puig de n’Ali gehört zu den Touren, die wir nicht so schnell vergessen werden. Wir hatten uns den Einstieg in unseren Wanderurlaub auf Mallorca natürlich ganz anders vorgestellt und ich fand es an einigen Stellen ohne Sicherung schon etwas haarig, aber alles in allem war es eine tolle Tour. Unvergesslich bleibt die Tour natürlich vor allem, weil mal wieder alles anders gelaufen ist als geplant aber auch wegen der sagenhaften Ausblicke und der aufregenden Kletterpassagen. Hätten wir jedoch vorher gewusst, was auf uns zukommt, dann wären wir früher losgegangen beziehungsweise hätten uns unterwegs nicht so viel Zeit gelassen. Ich gebe ja zu, dass wir langsam sind, aber die angegebene Zeit von 3:15 Stunden halte ich für maßlos untertrieben, da man im oberen Bereich tatsächlich klettern muss.

Wenn du also Lust auf ein Abenteuer hast und einige Wandererfahrung mitbringst, dann kann ich dir die Besteigung des Puig de n’Ali nur empfehlen.

 

Weitere Informationen zur Besteigung des Puig de n’Ali

Parken

Der Parkplatz am Picknickplatz Area Recreativa sa Coveta Negra bietet ausreichend Platz. Da die Besteigung des Puig de n’Ali nicht zu den angesagtesten Wanderungen auf Mallorca gehört, musst du hier auch nicht mit anderen Wanderern um einen Parkplatz konkurrieren. Der Parkplatz liegt übrigens an der MA-2130 kurz vor KM 10 und ist eigentlich nicht zu verfehlen.

 

Weg und Wegbeschaffenheit

Der Weg ist 6 Kilometer lang und zum Gipfel musst du etwa 600 Höhenmeter überwinden. Was auf einem gut begehbaren Karrenweg wie ein Sonntagsspaziergang beginnt, wird nach und nach zu einer alpinen Tour auf kleinen Pfaden und über Felsen. Die Tour auf den Puig de n’Ali erfordert nicht nur das passende Schuhwerk, sondern unbedingt auch Trittsicherheit und alpine Erfahrung. Du läufst zwar nicht direkt am Abgrund, dennoch empfehle ich dir, mit Höhenangst und ohne einen ausreichenden Orientierungssinn auf die Besteigung zu verzichten. Worauf du auch verzichten solltest sind Wanderstöcke, denn erstens brauchst du deine Hände und zweitens ist auch beim Abstieg der Pfad so schmal, dass sie eigentlich nur im Weg sind. Die Tour ist nicht ausgeschildert und auch Farbmarkierungen findest du nur selten, sodass du dich voll und ganz auf die Steinmännchen verlassen musst. Für mich war das auf meiner ersten Wanderung ohne richtige Markierung mit recht viel Unsicherheit verbunden aber gerade auf Mallorca, und auch auf dieser Tour, kannst du dich wirklich auf diese kleinen Steinhaufen verlassen. Eine Ausnahme bildet der Einstieg in den Abstieg. Hier haben wir den richtigen Pfad tatsächlich nur Dank Komoot gefunden.

Wandertipps und Literatur

Wenn du Lust auf mehr Mallorca hast, dann habe ich hier noch ein paar Wanderungen und Informationen für dich

Eine wirklich gute Wanderkarte kann ich dir leider nicht empfehlen, da du die kleinen Wege auf einer Karte eh nicht findest. In der Regel ist auf die Markierung durch Steinmännchen absolut verlass. Zumindest habe ich auf meinen Wanderungen auf Mallorca noch nichts gegenteiliges erlebt. Ansonsten empfehle ich dir Komoot und Outdooraktiv zur Orientierung.

Da sich Mallorca immer mehr zu einem beliebten Wanderziel entwickelt gibt es natürlich auch zahlreiche Wanderführer. Wir haben bisher nur Erfahrungen mit den Wanderführern von Rother affiliated Link, Kompass affiliated Link und dem Outdoor Verlag affiliated Link gemacht. Alle drei haben sich auf ihre Art bewehrt, reichen aber nicht als alleinige Orientierung aus. sinnvoll und nützlich sind sie in erster Linie für die Tourenplanung. Außerdem geben sie einen kurzen Einblick in die Flora und Fauna und halten auch ein paar Tipps zur Reisezeit bereit. Besonders wertvoll fanden wir die Angaben zu der jeweiligen Parksituation in dem Wanderführer von Kompass, da es nicht überall riesen Wanderparkplätze gibt.