Bahn oder Fernbus? Das ist hier die Frage

Eigentlich bin ich ja eine überzeugte Bahnfahrerin, nicht etwa, weil ich die Deutsche Bahn so toll finde, sondern, weil ich Reisebusse hasse. Außerdem habe ich meistens ein Fahrrad dabei und das ist bei der Deutschen Bahn zwar alles andere als einfach aber eben möglich. Bei der Buchung für unseren Italientrip in den Herbstferien bin ich allerdings vom Glauben an die Deutsche Bahn abgefallen. Die wollten doch tatsächlich, trotz Bahncard und früher Buchung für die Fahrt nach Mailand 173,00 €. Ich war schon kurz davor die Wanderung in der Cinque terre abzublasen, als ich dann doch mal bei Flixbus geguckt habe. Und siehe da, die gleiche Strecke für 33,00 € pro Person. Sonderlich prickelnd fand ich die Vorstellung zwar nicht 12 Stunden in einem Reisebus zu sitzen aber bei dem Preis! So schrecklich kann der Fahrer gar nicht fahren, dass sich das nicht lohnt.

Wie ich zum Wechselfahrer wurde

Also bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe zwei Plätze nach Mailand gebucht. Da wir um 00:15 abfahren wollten, hab ich Schussel natürlich gleich mal für den falschen Tag gebucht. Aber und hier hat Flixbus echt Bonuspunkte gesammelt, alles kein Problem. Ich konnte mühelos umbuchen, ohne, dass mein Konto erneut belastet wurde und ich ewig auf mein Geld hätte warten müssen, wie es bei der Bahn der Fall gewesen wäre. Dann nahte der Tag der Reise und wir haben uns auf den Weg zum Bahnhof in Leverkusen, also genau genommen irgendwo im nirgendwo, gemacht. Dort angekommen war zunächst nicht wirklich ersichtlich, wo unser Bus genau abfahren sollte. Da aber irgendwo im Nirgendwo morgens um 0:15 Uhr auch nicht wirklich was los ist, war alles sehr übersichtlich und dann rollte er auch schon an, der Bus mit dem großen Schild Milano.

Nachdem wir eingecheckt hatten und unser Gepäck los waren, kam der erste Hammer: Die Luft im Bus war zum Schneiden. Als wir in dem eigentlich schon recht vollen Bus endlich zwei Sitzplätze gefunden hatten, natürlich nicht zusammen, war ich schon einmal bedient, als dann in die Gepäckablage nicht mehr als eine Jacke passte und ich unser Reiseproviant in den eh schon engen Fußraum stellen musste und dann auch das WLAN nicht so wirklich funktionierte, war meine Laune auf dem Nullpunkt

Irgendwann bin ich dann weggedämmert, allerdings immer nur kurz, denn eigentlich musste ich aufs Klo, konnte mich aber nicht überwinden in diesen Kabuff zu steigen. Kurz bevor ich erneut weggedämmert bin, hatte ich dann ein Glück einen Geistesblitz: „Mensch Anja geh jetzt auf die Toilette, die wird im Laufe der Nacht sicher nicht sauberer“. Gesagt getan und ich sollte sogar recht behalten. Irgendwann wurde es dann hell und ich konnte abwechseln lesen und mir die Landschaft angucken, außerdem rückte die Ankunft in Mailand ja auch immer näher bis, ja bis wir vor dem Gotthard im Stau standen. Die Luft im Bus fiel mittlerweile in die Kategorie unerträglich. Die Menschen spazierten auf der Autobahn herum und ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass auch unser Busfahrer die Türen öffnet. Hat er auch, doch das habe ich dummerweise verpennt. Und dann endlich, mit zwei Stunden Verspätung, Mailand. Ich war schon kurz davor ein nie wieder auszustoßen, als die Durchsage kam, dass alle, die ihren Anschluss verpasst haben bereits umgebucht worden seien. Das ist doch echter Service und ein Pluspunkt für den Fernbus.

ZOB Mailand

Die Rückfahrt war um einiges länger, da wir unseren ursprünglich gebuchten Bus, wegen einer lahmgelegten Bahnstrecke, verpasst hatten. Aber auch wesentlich entspannter. Zum einen wussten wir, dass sich am besten einer mit dem Gepäck anstellt und einer mit den Tickets – so steigen die Chancen einen Platz nebeneinander zu bekommen. Und wir hatten Glück, wir hatten den Behindertenplatz und damit viel Beinfreiheit. Die Luft war zum Aushalten und diesmal funktionierte auch das WLAN. Gleich zum Start hat mich Flixbus schon wieder mit seinem unkomplizierten Service begeistert. Zwei Leute hatten keinen Sitzplatz, der Bus war überbucht. Klar sollte nicht vorkommen war aber eben so und dann kommt das Angebot: Wer am nächsten Tag den Bus nimmt, kann auf Kosten von Flixbus in einem Hotel übernachten. Das nenne ich doch mal unkonventionell. Geht rein theoretisch auch bei der Bahn, doch da muss der Fahrgast immer erst in Vorkasse gehen. Nach 17 Stunden haben wir dann, mit dicken Beinen und nicht ganz ohne zwischenzeitliche Angstzustände, Leverkusen erreicht. Die Angstzustände deshalb, weil es supernebelig war, was den Fahrer jedoch nicht dazu veranlasst hat etwas vom Gas zu gehen.

 

Fazit

Ich würde es wieder machen, doch im Sommer ist es keine 0ption für mich. Ich bin auf die Schulferien angewiesen und habe keine Lust die Hälfte der Zeit im Stau zu stehen. Außerdem möchte ich nicht wissen, wie die Luft im Bus bei 30 Grad Außentemperatur ist. Was ich auch nicht empfehlen kann, ist die Kombination Bahn und Bus, denn dadurch, dass wir mit zwei unterschiedlichen Unternehmen unterwegs waren, standen wir mit unserer Verspätung ganz schön dumm da. Das wir noch einen Bus bekommen haben war reines Glück, ansonsten hätten wir wohl oder Übel die teure Bahnfahrt antreten müssen. Na ja und das Geld für den Bus war natürlich auch futsch. Wenn überhaupt in Kombination, dann sollte als Erstes die Busfahrt anstehen und die anschließende Bahnfahrt nicht gebucht sein.

 

Hier noch einmal die Vor und Nachteile im Überblick

Vorteile

 Vorteile Bus:

  • Guter Service
  • Unschlagbare Preise
  • WLAN und Steckdose am Sitzplatz

Nachteile

Nachteile Bus

  • In den Ferien Staugefahr
  • Enger Fußraum und keine Möglichkeit mal rumzulaufen
  • Man ist auf die Bordtoilette angewiesen
  • Die Busbahnhöfe sind oft nicht in den besten Gegenden und recht finster, dies sollten vor allem alleinreisende Frauen bedenken

Vorteile

Vorteile Bahn
  • Möglichkeit Liegewagen zu buchen
  • Man kann rumlaufen
  • Es gibt mehrere Toiletten zur Auswahl
  • Egal, was auf den Autobahnen los ist, man kommt durch
  • Auch bei schlechtem Wetter ist man sicher unterwegs
Nachteile
Nachteile Bahn
  • Ganz klar die Preise
  • Kein WLAN nur wenige Möglichkeiten seine Geräte aufzuladen

 

Und womit fährst du am liebsten? Oder bist du, wie ich seit Neuestem, ein Wechselfahrer? Ich freue mich über deinen Kommentar.