In drei Tagen verlasse ich meine Wohnung, doch statt eine 1 ½ wöchige Wanderung anzutreten, von der ich noch vor wenigen Wochen dachte, sie sei das Wichtigste auf der Welt, werde ich einfach nur wieder Arbeiten gehen.

Ich geh auf Reisen

Eine Art Reise wird es dennoch, eine Reise in eine Welt, die mit der, die ich vor 30 Tagen verlassen habe nichts mehr zu tun hat. Ich werde mich also mal vorsichtig umsehen und dann bleibt mir ja nichts anderes übrig als meinen Weg in dieser neuen Welt zu finden. Allerdings bin ich da recht zuversichtlich, denn auch ich habe mich in den letzten Wochen verändert. Ich habe gelernt, dass ich viel mehr aushalte, als ich dachte, dass es wichtigeres gibt, als eine Reise, die man nicht antreten kann und, dass ich mit meinen Ängsten doch viel besser umgehen kann, als ich bisher angenommen habe. Ich bin sicher, es werden auch wieder Zeiten kommen, da glaube ich ohne eine Reise nicht glücklich sein zu können, Tage an denen mich meine Ängste umhauen – aber dann kann ich zurückblicken und weiß, dass ich es kann, dass ich viel mehr aushalten kann, als ich immer meine.

Die Sache mit der Rücksichtnahme

Wenn ich meinen kleinen Mikrokosmos verlasse bleibt aber auch ein negativer Beigeschmack. Da ist beispielsweise die Sache mit der Rücksichtnahme. Ja, es gibt viele Menschen, die Rücksicht nehmen aber es bleiben leider auch die vielen, die es eben nicht tun, wo es doch so einfach wäre. Rücksicht hat für mich ganz viel auch mit Verantwortung mir selbst und anderen gegenüber zu tun und die vermisse ich an einigen Stellen. Bei dem Arbeitgeber, der seine Angestellten nicht genug unterstützt, um die Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten. Bei dem Nachbarn, der massenweise Besuch empfängt, bei den Eltern, die ihre Kinder nicht davon abhalten, zwischen den wartenden zu spielen, bei dem Wanderer, der keinen Schritt zur Seite geht, damit wir beide in genügend Abstand aneinander vorbeikommen. Ganz zu schweigen natürlich von dem freiwilligen Tragen einer Maske.

Die Sache mit den Kindern

Ich nehme es gleich vorweg: ich weiß, dass die jetzige Zeit mit kleinen Kindern alles andere als leicht ist, was ich jedoch in den letzten Wochen zum Thema Kinder gehört und gelesen habe, entsetzt mich und führt zwangsläufig zu der Frage, in was für einer Gesellschaft wir eigentlich leben.

Bekommen Eltern heute ihre Kinder unter der Prämisse, dass sie eh den ganzen Tag betreut werden? Oder wie kommt es, dass sich schon nach wenigen Tagen die ersten überforderten Eltern zu Wort gemeldet haben? Wohl gemerkt, ich meine hiermit die Familie Otto-Normalverbraucher, keine Familien, die eh schon unter schwierigen Bedingungen leben. Was ist mit dem berühmten Satz: „Ach, ich hätte so gerne mehr Zeit für meine Kinder?“ Nur leeres Gerede?!

Wie schön war da die gestrige Mail einer Kundin, die schrieb, dass sie beruflich zwar sehr eingespannt sei, es aber schön sei die Familie um sich zu haben und viel gemeinsam zu spielen.

Noch tiefer auf eine Gesellschaft lässt es jedoch blicken, wenn Kitas und Schulen so schnell wie möglich wieder öffnen müssen, damit Kinder genug zu essen bekommen und nicht bei ihren Eltern sein müssen. An dieser Stelle sollten wir vielleicht darüber nachdenken, ob es tatsächlich genügend Hilfen für junge Familien gibt und ob die Wege hin zu Unterstützung und auch zu einem Schwangerschaftsabbruch nicht viel unterschwelliger gestaltet werden müssten.

Die Sache mit den Informationen

Fake News und Menschen, die jeden Mist glauben, ohne die Quelle kritisch zu hinterfragen sind nicht neu. Neu ist für mich, dass ich dies in den letzten Wochen immer häufiger bei Menschen erlebt habe, denen die Problematik vor ein paar Monaten noch bewusst war. Immer wieder habe ich in meinem Umfeld Menschen erlebt, die Fokus, Heise und RP kritik- und kommentarlos zitiert haben. Menschen, die Ergebnisse von Studien als Wahrheit verbreitet haben, obwohl sie eigentlich wissen müssten, dass eine einzelne Studie kein fundiertes wissenschaftliches Ergebnis hervorbringt, dass Studien in einem langen Prozess verifiziert und falsifiziert werden müssen, damit überhaupt annähernd eine allgemeingültige Aussage getroffen werden kann.

Erschreckend war und ist für mich auch, wie schnell dann aus diesen Informationen einfache Weltbilder gestrickt und Schuldige ausgemacht wurden.

Dies ist mein vorletzter Post

Auf die Tage 31, 32 und 33 musst du leider verzichten. Ich werde mein Wochenende genießen. Von meinem ersten Arbeitstag und damit meiner Reise in die neue Welt, werde ich aber berichten. Um auch weiterhin etwas mehr persönliche Dinge unter die Leute zu bringen gibt es auf dem Blog wieder einen Newsletter, zu dem du dich gerne anmelden kannst.

Bleib gesund und mach DAS BESTE aus der Situation