Ich bin ja immer wieder fasziniert: Jetzt wandere ich schon seit gut einem Jahr mehrmals in der Woche durch das Bergische Land und finde immer wieder Wege, die mich echt vom Sockel hauen, wie beispielsweise jetzt der Rundweg Wenigerbach und Naafbachtal.

 

Unsere Tour auf dem Rundweg  Wenigerbach und Naafbachtal

Der Start unserer Tour gestaltet sich gleich etwas schwierig, denn der auf Komoot verzeichnete Parkplatz stellt sich als Privatparkplatz des örtlichen Klärwerks heraus. Da wir weder ein Knöllchen noch einen abgeschleppten Wagen riskieren wollen, fahren wir zurück in die kleine Ortschaft Rengert. Nach einigem Rumgegurke finden wir hier schließlich einen Platz am Straßenrand.

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Diese Landschaft erwartet dich auf dem Rundweg Wenigerbach und Naafbachtal

Im Dorf suchen wir zunächst den Julius-Bergfelder Weg, um uns zu orientieren. Von hier aus biegen wir auf die Regenter Straße. Am Ende der Ortschaft halten wir uns rechts und gelangen auf einem Weg mit losem Untergrund hinunter zur Kläranlage. Hinter der Kläranlage beginnt dann das Wandervergnügen. Wir halten uns hinter der Anlage rechts, überqueren auf einer kleinen Brücke den Wenigerbach und halten uns anschließend wieder rechts. Auf einem kleinen Trail gelangen wir in das Naturschutzgebiet Wenigerbachtal und sind gleich wie verzaubert.

Rundweg Wenigerbach und Naafbachtal 3

Der Wenigerbach

Entlang des Wenigerbaches laufen wir auf einem kleinen Pfad vorbei an bewaldeten Abhängen und durch sumpfige Auenwiesen. Außer Vogelgezwitscher ist hier nichts zu hören und wir sehen sogar die ersten Schmetterlinge in diesem Jahr. Wir folgen hier dem gut beschilderten Eisvogelweg, doch einen Eisvogel bekommen wir leider nicht zu Gesicht.

Der Eisvogelweg

Der Eisvogelweg startet auf dem Wanderparkplatz „Am Ehrenmal“ in Seelscheidt und ist etwa doppelt so lang, wie der hier vorgestellte Weg. Wie auch der Rundwanderweg Wenigerbach- und Naafbachtal folgt er den beiden Bachläufen. Hinter dem kleinen Weiler Ingelsauel kreuzt er den Naafbach und folgt anschließend der Meisenbacher Straße. Schließlich biegt er links ab und es geht über einen Wanderweg die Talsohle hoch durch den Wald und über eine Weide zurück zum Ausgangspunkt.

Der kleine Pfad, die Landschaft, kleine Brücken und der Bach, der sich durch das Tal schlängelt – es ist einfach ein Traum. Wir folgen dem Wenigerbach, bis er in den Naafbach mündet. Den Naafbach bereits in Sichtweite halten wir uns rechts und laufen zunächst auf einem Wiesenweg, der nach und nach in einen schmalen Pfad übergeht. In einem stetigen auf uns ab folgen wir dem Naafbach durch den Wald.

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Pfad durch das Naafbachtal

Ab und an hören wir Stimmen, doch sie kommen von der anderen Seite des Baches und wir haben den wirklich traumhaften Pfad für uns alleine. Obwohl wir noch nicht wissen, was uns auf dem restlichen Weg noch erwartet, sind wir uns bereits hier einig, dass wir mit dem Rundweg Wenigerbach und Naafbachtal einen echten Glücksgriff getan haben.

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Kleiner Pfad

Nachdem wir ein weiteres Stück zurückgelegt haben, können wir auf der anderen Bachseite die Naafer Mühle sehen und kurz nachdem wir sie passiert haben, trifft unser Weg auf einen weiteren Pfad. Hier halten wir uns rechts und gehen gleich die nächste Möglichkeit wieder rechts. Anschließend folgen wir dem Weg den Berg hoch und stoßen am Waldrand wieder auf einen breiteren Weg. Zwischen zwei Weiden hindurch gehen wir zurück zur Ortschaft.

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Pfad kurz vor dem Naafbachtal

Zurück am Auto kommen wir mit einem Anwohner ins Gespräch und erfahren, dass es bereits seit 1930 Pläne für eine Naafbachtalsperre gibt, die das heutige Naturschutzgebiet fluten würde. Seit vielen Jahren engagiert sich eine Bürgerinitiative gegen die geplante Talsperre. Ganz vom Tisch sind die Pläne bis heute nicht, doch seit 1999 ist die Gegend zum Fauna-Flora Habitat erklärt worden, was schwere Eingriffe in die Natur – ein Glück – nicht mehr ganz so einfach macht.

Die Naafbachtalsperre

Erste Überlegungen für eine Talsperre im Naafbachtal wurden bereits in der Zeit des dritten Reiches getätigt. In den 50er-Jahren tauchten dann solche Planungen wieder auf und wurden in den Folgejahren immer konkreter. Die Wasserversorgung der Stadt Köln, des Aggerverbandgebietes und des Wahnbachtalsperrenverbandes sollte durch eine weitere Großtalsperre im Bergischen sichergestellt werden.

Eine Prognose sagte einen Trinkwasserbedarf von über 200 l pro Kopf und Tag vorher. Die Entwicklung hat sich völlig anders ergeben. So wurden in 2013 im Stadtgebiet Lohmar im Durchschnitt täglich 109,5 l Trinkwasser pro Kopf verbraucht. Jedoch gibt es bis heute Verträge zwischen dem Aggerverband und dem Wahnbachtalsperrenverband sowie der heutigen Rhein-Energie, die Optionen auf Wasser aus der Naafbachtalsperre zusichern.

Der Kampf um das Tal spitzte sich in den 70er, 80er und 90er Jahren immer mehr zu. Das Land NRW hatte zwischen 1971 und 1983 rund 15 Mio. DM bereit stellte, mit denen jeweils zur Hälfte die Kosten für Grundstücke und Gebäude aufgebracht wurden. In der Zeit war es ein harter Kampf um den Schutz des Tales vor der Flutung. Eigentümer von Häusern, Höfen und Grundstücken verkaufen unter Druck ihre Immobilien und Flächen. Darunter auch viele alte Meisterwerke des typisch bergischen Fachwerkbaus, die obwohl zum Teil unter Denkmalschutz gestellt, kurzfristig abgerissen wurden. Andere Häuser wurden verlassen und damit dem Verfall ausgesetzt. Manche Häuser konnten aufgrund von aktiven Bürgerprotesten vor dem Bagger gerettet werden, so auch der sogenannte „Fischerhof“ in Heide, Aiselsfeld. Der sich selbst als „oberster Teetrinker des Rheinlandes“ bezeichnende Kölner Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes war zudem ein starker Befürworter der Naafbachtalsperre. Ihm war das aus Rheinuferfiltrat gewonnene Kölner Wasser für seinen Tee zu hart. Die an das Naafbachtal angrenzenden Kommunen Lohmar, Overath, Neunkirchen-Seelbscheid und Much organisierten sich 1973 im Kampf gegen die Talsperre in der „Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Naafbachtalsperre“, die heute noch regelmäßig zusammen kommt. (Quelle: naafbachtal.org)

Mein Fazit zum Rundweg Wenigerbach und Naafbachtal

Du hast es ja vermutlich beim Lesen schon gemerkt, der Weg hat mich total begeistert und gehört für mich ganz klar zu den schönsten Wanderwegen im Bergischen Land. Wenn du also nach einer wunderschönen und nicht allzu langen Tour suchst, dann kann ich dir den Rundweg Wenigerbach- und Naafbachtal nur empfehlen. Für meinen Geschmack stimmt auf der Wanderung durch die beiden Bachtäler einfach alles und mir fällt wirklich nichts ein, was ich – kleinlich wie ich manchmal bin –  bemängeln könnte.

Rundweg Wenigerbach und Naafbachtal 7

Weitere Infos zum Rundweg Wenigerbach und Naafbachtal

Anfahrt

A 4 bis Ausfahrt Overath, links abbiegen auf Mucher Str., Im Kreisverkehr geradeaus nach L312 fahren, rechts abbiegen auf L318, rechts abbiegen auf Dellenweg, weiter auf Frauenstraße, rechts abbiegen auf Am Grasgarten, weiter auf Ripperter Str., weiter auf Rengerter Str., nach rechts abbiegen, um auf Rengerter Str. zu bleiben, nach links abbiegen, um auf Rengerter Str. zu bleiben

Parken

Einen ausgewiesenen Wanderparkplatz gibt es nicht, du musst dir also ein Plätzchen am Straßenrand suchen. Achte dabei bitte darauf, dass du dich nicht auf ein Privatgrundstück stellst.

Weg und Wegbeschaffenheit

Der Rundweg Wenigerbach und Naafbachtal ist 7 Kilometer lang und du musst 110 Höhenmeter bewältigen. Die Strecke verläuft überwiegend auf kleinen Pfaden, die aber durchgängig gut begehbar sind. Besondere Trittsicherheit brauchst du nicht, die Augen aufhalten, wo du hintrittst solltest du aber schon. Nach längeren Regentagen kann es hier übrigens unangenehm matschig werden. Der Weg, so wie wir ihn gegangen sind, ist nicht durchgängig beschildert. Die meiste Zeit folgst du dem Eisvogelweg und stellenweise auch dem Bergischen Streifzug 14. Für die genaue Orientierung empfehle ich dir jedoch den Track auf Komoot oder eben die Wegbeschreibung hier. Da du dich immer an den beiden Bächen orientierst, kannst du allerdings nicht viel falsch machen.

Wandertipps und Literatur

Viele tolle Wandertipps für das Bergische Land, die Eifel oder auch in anderen Ecken von Deutschland findest du natürlich hier auf meinem Blog.

Speziell für Touren im Bergischen Land kann ich dir zusätzlich die folgenden Wanderführer empfehlen:

Natürlich kannst du dir deine Touren auch ganz individuell mit Komoot oder outdooractive zusammenstellen oder eine der hier vorgeschlagenen Routen in Angriff nehmen. Wenn du eher oldschool mit Karte unterwegs bist, dann empfehle ich dir die Wanderkarten Bergisches Land vom Amt für Liegenschaftskataster und Geoinformation/Rheinisch-Bergischer Kreis beziehungsweise der Naturarena. Je nach Gegend in der du wandern möchtest gibt es unterschiedliche Karten.

Achte auf die Natur
Der Wald steckt voller Überraschungen, beheimatet eine große Artenvielfalt und ermöglicht vielfältige Naturerlebnisse. Damit das so bleibt, müssen wir uns alle an gewisse Regeln halten. Wenn du in die Natur gehst, dann …

• nimm bitte deinen Müll wieder mit, und zwar allen, auch den organischen Müll.

• sei bitte leise und scheuche keine Tiere auf.

• halte dich an die Beschilderung und verlasse die Wanderwege nicht.

• knicke keine Äste ab und pflücke keine Gräser und Blumen.

• zelte nicht wild.

• parke bitte nur auf den ausgewiesenen Plätzen