Der Melatenfriedhof ist heute für viele Kölner ein Ort der Ruhe und Erholung. Mitten in der Stadt gelegen, ist er für viele Menschen eine grüne Oase, die nicht nur Angehörige sondern auch Familien für einen Spaziergang aufsuchen. Ganz untypisch für einen Friedhof, kann es hier durchaus passieren, dass man einer Horde Dreijähriger auf dem Laufrad ausweichen muss oder man bei der Betrachtung eines Baumes plötzlich von einem strahlenden Kindergesicht angelächelt wird. Ob klettern auf Bäumen und Radfahren tatsächlich erlaubt ist, wage ich zu bezweifeln, ist aber auch egal, es macht den Friedhof zu dem, was er ist: eben der Kölner Melatenfriedhof.
Übersicht
Die Vorgeschichte des Melatenfriedhofs
Der Melatenfriedhof, der heute durch seine vielen Besucher, die oft nur Ruhe und Erholung suchen oder eins der vielen Prominentengräber besuchen wollen, so lebendig ist, war schon lange vor seiner Einweihung ein Ort des Todes.
Der heutige Friedhof befindet sich nämlich auf dem Gelände des Gut Melaten, welches ab dem 12. Jahrhundert ein Heim für Leprakranke beherbergte.
Das Gut Melaten im Mittelalter
Im Mittelalter wurde auf dem heutigen Friedhofsgelände ein dunkles Kapitel der Kölner Stadtgeschichte geschrieben, denn es war die öffentliche Hinrichtungsstätte der Stadt. 1529 wurden hier die Protestanten Peter Fliesteden und Adolf Clarenbach als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im Zuge der Hexenverfolgung wurden auf dem Gelände im 17. Jahrhundert 30 Frauen und Mädchen getötet, die letzte Hinrichtung fand erst 1797 statt.
Das Gut Melaten unter französischer Besatzung
Mit der Besatzung der Franzosen änderte sich das Begräbniswesen in Köln nicht nur grundlegend, sondern auch sehr zum Ärger der Kölner. 1804 wurde die Beerdigung in Städten, Dörfern und geschlossenen Gebäuden verboten. Damit war die zeit der Bestattungen in Kirchen und auf Kirchhöfen vorbei. Dennoch dauerte es noch bis 1810, bis der Melatenfriedhof schließlich eingeweiht wurde und die Friedhöfe innerhalb der Stadt geschlossen wurden.
Damit erhielt Köln zwar einen Zentralfriedhof, doch beerdigt werden durfte hier noch lange nicht jeder. Bis 1829 wurden auf dem Melatenfriedhof nur die Katholiken beerdigt, die Protestanten wurden derweil in Weyenthal und die Juden in Deutz unter die Erde gebracht.
Der Melatenfriedhof heute
Heute ist der Melatenfriedhof längst nicht mehr nur ein Ort des Sterbens. Viele Besucher kommen, um das Grün und die Stille in der Stadt zu genießen. Andere wiederum interessieren sich für Kunstgeschichte, sie finden hier klassizistische Gräber mit Motiven aus der griechischen und römischen Kunst, aber auch aus dem Neubarock und der Neorenaissance.
Auch für Sozialkundler hat Melaten einiges zu bieten, denn auf Melaten wurden längst nicht nur die „Reichen und Schönen“ bestattet. Noch heute spiegelt sich die Sozialstruktur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in der Anlage wieder.
An den Hauptwegen, den sogenannten Millionenalleen wird bis heute repräsentiert. Hier finden sich neben dem Grab von Guido Westerwelle uralte Familiengrabstätten. Auf den Nebenwegen findet man dann einfache Kreuze und Steine.
Auf dem Melatenfriedhof liegt, was in Köln Rang und Namen hat
Anziehungspunkt für Touristen sind natürlich die zahlreichen Gräber von bekannten Persönlichkeiten, denn hier liegen viele bekannte Menschen aus Politik, Gesellschaft und Kunst. Sie alle aufzuzählen würde den Rahmen des Artikels sprengen aber sie lassen sich natürlich bei Wikipedia finden und natürlich auch bei einer der zahlreichen Führungen über den Melatenfriedhof.
Was Melaten für mich so besonders macht
Ganz einfach, es ist das Zusammenspiel von Arm und Reich, von alt und modern und von Leben und Tod, denn der Melatenfriedhof ist ein Landschaftsschutzgebiet. Hier leben unzählige Pflanzenarten, uralte Bäume und über vierzig Vogelarten. Ganz zu schweigen von zahlreichen Insektenarten, die man sonst in der Stadt nicht findet. Melaten ist einfach viel mehr als nur ein Friedhof, er ist Grünanlage, Naherholungsgebiet und Geschichtsbuch und bietet unendlich viel Motive für ambitionierte Fotografen.
Weitere Informationen über den Melatenfriedhof
[osm_map_v3 map_center=”50.939,6.915″ zoom=”13″ width=”100%” height=”450″ ]Öffnungszeiten:
- Sommer (01.04. bis 30.09.): 7 bis 20 Uhr
- Herbst (01.10. bis 01.11.): 8 bis 19 Uhr
- Winter: 8 bis 17 Uhr
Anfahrt:
- Straßenbahnlinie 1 oder 7 bis Haltestelle “Melaten“
- Straßenbahnlinie 13 bis Haltestelle “Weinsbergstraße/Gürtel“
Führungen
Sammstag und Sonntag ab 13:30 Uhr (Dauer 2 Stunden)
Treffpunkt: Haupteingang Melatenfriedhof
Preis Erwachsene 11 €, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren 7,50 €
Informative Links
Ein sehr schöner Text mit stimmungsvollen Bildern. Hat mich so neugierig gemacht dass ich weiter geggoogelt hab.
Gruß
Herb
Hallo Herb,
das freut mich und bist du denn auch fündig geworden?Ich finde es immer etwas schwer, mich dazu durchzuringen mir in einer Stadt auch noch Zeit für einen Friedhof zu nehmen aber ich glaube es gibt wirklich viele tolle Friedhöfe und Melaten gehört sicher dazu.
Viele Grüße
Anja
In einem Reiseblog vermute ich viele Berichte, allerdings keinen zu einem Friedhof.
Wie dumm mein Gedanke ist, habe ich nach dem Lesen Deines Berichtes erkannt. Vielen Dank für diese Einblicke und die klasse Fotos.
Der Melatenfriedhof kommt definitiv auf meine To Do-Liste (und Köln ist nicht sooo weit vom Niederrhein entfernt).
Hallo Marc,
der Melathenfriedhof ist in jedem Fall ein Abstecher wert. Auch wenn er zugegebenermaßen nicht zu den Hauptattraktionen in Köln gehört.
Viele Grüße
Anja
Hallo Anja,
ich war früher öfter in Köln, aber das ist jetzt schon lange her. Schade, dass ich damals den Melatenfriedhof noch nicht kannte. Ich habe diese wunderbare Atmosphärevon Père Lachaise kennengelern, und glaube, dass mir der Melantenfriedhof auch gut gefallen würde.
Liebe Grüße
Klaus
Hallo Klaus,
ja er ist wirklich schön und na ja, er wird wohl nicht weglaufen. Vielleicht ergibt sich ja noch mal eine Gelegenheit.
Gruß Anja
Hallo Anja,
ich steuere auf meinen Reisen auch immer mal einen Friedhof an. Ich bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich diese angelegt sind oder sich die Begräbniskultur unterscheidet. Muss aber gestehen, dass es hier in Kassel auch ein Museum für Sepulkralkultur gibt, so dass ich da schon etwas vorbelastet bin. :)
Vor kurzem war ich in Quedlinburg. Dort ist der Friedhof terrassenförmig angelegt und er besteht fast nur aus Grüften. In Niederschlesien hingegen, habe ich dieses Jahr viele alte verfallene deutsche Friedhöfe gesehen. Und in meinem diesjährigen Italienurlaub entdeckte ich einen Friedhof in einer alten Arbeitersiedlung. Drei vollkommen unterschiedliche Eindrücke rund ums Sterben.
Für meinen nächsten Kölnbesuch merke ich mir den Melatenfriedhof mal.
Sonnige Grüße,
Nicolo
Hallo Nicolo,
dann wünsche ich dir viel Spaß. Ich glaub ich muss auf meinen reisen auch mal wieder mehr auf Friedhöfe achten. Als ich jünger war habe ich viel mehr Friedhöfe besucht.
Gruß Anja
Hallo Anja,
ich schaue mir Friedhöfe auf Reisen auch total gern an. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie unterschiedlich Friehöfe in anderen Ländern sind. Den bislang schönsten Friedhof habe ich in Sydney entdeckt, der direkt am Meer lag.
Viele Grüße
Luisa
Hallo Luisa,
ja da gibt es überall auf der Welt wirklich tolle Exemplare. Ich finde ja auch die Urnenfriedhöfe in Italien ganz toll.
Alles Gute Anja
Liebe Anja,
ich finde Friedhöfe auch sehr interessant. Besonders in Italien habe ich schon wunderschöne Grabstellen gesehen. Meinen letzten Eindruck hatte ich in Prag. Da liegt direkt neben dem Fernsehturm ein alter jüdischer Friedhof.
Ob man unbedingt einen Friedhof zur Naherholung nutzen muss, möchte ich nicht beurteilen. Viele Menschen suchen hier die Zwiesprache mit ihren Liebsten und ob die das so mögen? Ich finde es aber gut, wenn Tod und Leben miteinander existieren können.
Lieben Gruß, Susanne
Hallo Susanne,
ich kann da natürlich nur für mich sprechen, aber mich stören Spaziergänger und Rad fahrende Kinder nicht, wenn ich bei meinem Vater auf dem Friedhof bin. Klar es muss alles Verhältnismäßig bleiben: Einen Fußball möchte ich da auch nicht gerade an den Kopf bekommen.
Gruß Anja
Hallo Anja,
ich bin ja bekennender Friedhofsfan. In fast jeder Stadt, die ich Besuche, gehe ich mindestens auf einen Friedhof. Leider war ich bis jetzt noch nie auf dem Melatenfriedhof. Das sollte ich nächstes Jahr mal nachholen, Köln ist ja nicht so weit weg.
Lieben Gruß
Ina
P.S. wirklich tolle Fotos
Hallo Ina,
ich muss zugeben, dass ich bisher nicht so ein Fan von Friedhöfen war – das hat sich jetzt aber geändert, denn sie haben wirklich etwas. Wenn du dir den Melaten anguckst meld dich, vielleicht können wir uns ja auf einen Kaffee treffen.
Gruß Anja
Liebe Anja,
der Melaten-Friedhof erinnert mich total an den Assistens Kirkegård in Kopenhagen. Der wird auch von Jung und Alt zur Entspannung genutzt. Er ist fast schon ein Rückzugsort in der Großstadt geworden. Ich fand das super und wusste nicht, dass es noch andere Friedhöfe dieser Art gibt!
Danke als für die Aufklärung :D
Liebe Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
ja der Vergleich ist durchaus angebracht.
Gruß Anja
Ich muss ehrlich sagen, dass ich es OK finde, wenn Friedhöfe als Erholungsgebiet genutzt werden. Ich habe hier auch einen, wo ich gern einmal drüber spaziert bin und sogar schon einmal drin Joggen war, weil es einfach der einzige grüne Fleck in der Nähe war. Wobei ich zugeben muss, dass das Joggen vom Gefühl her schon etwas merkwürdig war. Nichtsdestotrotz finde ich es in Ordnung, wenn man solche Friedhöfe nutzt, vorausgesetzt es findet in einem gewissen Rahmen statt. Ich habe Jugendliche gesehen, die sich abends zum Alkohol trinken dort getroffen haben, das fand ich dann nicht so prickelnd. Es ist schließlich immer noch auch ein Ort des Todes und Gedenkens, dem man Respekt entgegen bringen sollte. Aber ansonsten ist es eine interessante Mischung aus Leben und Tod. Zumal die alten Gräber tolle Fotomotive abgeben bzw. interessant zu beschauen sind. Von daher kann ich mir gut vorstellen, dass der beschriebene Friedhof etwas Besonderes ist.
Hallo Bine,
ich gebe dir völlig Recht. Ich finde eh, dass wir hierzulande merkwürdig mit dem Tod umgehen. Man soll sich auf einem Friedhof nicht amüsieren – laut heulen aber bitte auch nicht. Als mein Vater beerdigt wurde, habe ich den halben Friedhof zusammen gebrüllt und alle haben mich komisch angeguckt. Als dann auch noch die Toten Hosen gespielt wurden war eh alles vorbei und der Familienruf endgültig ruiniert. Wenn ich heute von einer Reise zurückkomme und ihm freudig ein kleines Mitbringsel auf das Grab lege gucken wieder alle doof. Ich glaube, da müssen wir noch viel lernen.
Liebe Grüße Anja
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Ich bin ab und an in Köln aber bis eben wusste ich nicht, das dieser Ort existiert. Die Bilder sind wunderschön. Ich werde da auch mal vorbei schauen. LG Alexandra
Hallo Alexandra,
ich kenne den Melatenfriedhof seit meiner Kindheit, doch nach meinem letzten spontanen Besuch muss ich sagen, dass ich viel zu selten hierher finde. Liegt vielleicht auch daran, dass ich mittlerweile außerhalb von Köln wohne und hier viel Grün habe.
Gruß
Anja
PS.: Der Südfriedhof ist übrigens auch zu empfehlen.
Ich LIEBE so alte Friedhöfe…