Die Thematik

Rechte Parolen und die Wahlsiege der AFD zeigen, dass fremdenfeindliche Einstellungen längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Kaum jemand wird noch komisch angeguckt, wenn er Sätze wie „Die Flüchtlinge leben hier wie die Maden im Speck“ oder „Durch die Asylbewerber sind die Rentenkassen bald leer“ verlauten lässt. Vor allem Lehrerinnen und Lehrer werden immer wieder damit konfrontiert, dass ihre Schülerinnen und Schüler solche Sätze aufschnappen und für bare Münze nehmen. Und nicht selten wissen wir, dass diese Geschichten nicht stimmen, doch für die Argumentation fehlen uns die nötigen Fakten.

Themen des Heftes

Eine große Hilfe für den schulischen Alltag bietet hier das Heft von Jonas Laning „50 Vorurteile in der Flüchtlingskrise auf dem Prüfstand“ aus dem Verlag an der Ruhr.

Der Autor greift 50 gängige Vorurteile, wie sie hauptsächlich in sozialen Netzwerken verbreitet werden, aus folgenden Bereichen auf:

  • Status und Staatsbürgerschaft
  • Arbeit und Soziales
  • Wohnen
  • Nachbarschaft
  • Geld und Konsum
  • Recht und Ordnung
  • Bildung
  • Religion
  • Information

und unterzieht sie einem Faktencheck.

Aufbau des Heftes

Am besten machst du dir an Hand einer Beispielseite ein eigenes Bild von dem Aufbau der Argumentation:

„Die Flüchtlinge nehmen den deutschen die Arbeitsplätze weg! Sie nehme jeden Job an und geben sich auch mit einem Hungerlohn zufrieden. Da können deutsche Arbeitnehmer oft nicht mithalten. Viele haben deswegen schon ihren Arbeitsplatz verloren – und noch viel mehr werden ihnen folgen.

Und so fällt der Faktencheck aus: Der Gesetzgeber hat dafür Sorge getragen, dass kein Deutscher wegen der Flüchtlinge man seinen Arbeitsplatz fürchten muss. So ist den Flüchtlingen in den ersten drei Monaten Ihres Aufenthalts in Deutschland jede Arbeitstätigkeit verboten. Sie können lediglich einen Ein-Euro-Job annehmen, der sich in der Regel auf Tätigkeiten innerhalb der Unterkunft beschränkt. Nach drei Monaten können die Flüchtlinge eine eingeschränkte Arbeitserlaubnis erhalten: Bei jeder Suche nach einer Beschäftigung muss von der Bundesagentur für Arbeit eine Vorrangprüfung vorgenommen werden. Und das heißt: Ein Flüchtling bekommt den Job nur, wenn dafür kein deutscher Arbeitnehmer und kein Bewerber aus einem EU-Land zur Verfügung steht. Diese Vorrangprüfung fällt erst nach 15 Monaten weg. Dann gilt auch für Flüchtlinge eine uneingeschränkte Arbeitserlaubnis.

Schließlich gilt der Mindestlohn für alle Arbeitnehmer – und damit auch für Flüchtlinge. Diese zu Hungerlöhnen zu beschäftigen, ist also nach §1 des Mindestlohngesetzes untersagt. Deshalb können Flüchtlinge nicht als Lohndrücker missbraucht werden. Darüber hinaus unternimmt die Bundesagentur für Arbeit große Anstrengungen, um die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Denn man weiß: Gut ausgebildete Flüchtlinge können helfen, den sich jetzt schon in einigen Branchen abzeichnenden Mangel an Fachkräften auszugleichen.“ (Seite 18)

Fazit

Ich finde das Heft gehört in die Taschen all jener, die mit Jugendlichen arbeiten. Es ist nicht nur eine lohnende Lektüre für die Schülerinnen und Schüler sondern kann auch als kleines Nachschlagewerk verwendet werden, wenn einem gerade die Argumente fehlen, um auf ein Vorurteil adäquat zu reagieren. Außerdem kann man einzelne Vorurteile und deren Widerlegung auch zur Gestaltung einer entsprechenden Unterrichtsstunde nutzen.