Vor gut einem Monat ist das Unterrichtsmaterial zu dem Roman “Nennen wir sie Eugenie” von Maria Braig erschienen. Im Interview mit den Autorinnen erfahrt ihr nun mehr über die Hintergründe. Das Interview führte Kerstin Litterst vom Verlag 3.0.

Kerstin: Maria, wir bringen in Kürze Unterrichtsmaterial zu deinem Roman „Nennen wir sie Eugenie“ heraus. Wie bist du auf die Idee gekommen Arbeitsmaterial zu deinem Roman erstellen zu lassen?

Maria: Ich möchte mich hier nicht mit fremden Federn schmücken: Das war gar nicht meine Idee. Zwar hatte ich schon länger darüber nachgedacht, wie am besten ein Weg für das Buch in die Schule zu finden wäre, bin aber zu keinem Ergebnis gekommen. Dass Anja, eine alte Freundin, mit der ich schon spannende Dinge erlebt habe, dann angeboten hat, Unterrichtsmaterialien zu erstellen, kam für mich überraschend – eine prima Idee und ein Angebot, das ich gerne und umgehend angenommen habe.

Kerstin: Anja, was hat dich dazu veranlasst das Unterrichtsmaterial zu verfassen?

Anja: Ich schreibe ja jetzt schon seit vielen Jahren Unterrichtsmaterial und irgendwie hat es mich immer gereizt, mal etwas auf der Grundlage einer Lektüre zu entwerfen. Das Problem dabei war aber immer das Urheberrecht. Ohne Auftrag von einem Verlag oder einem Autor darf ich ja nicht so einfach aus einem Werk zitieren. Tja und dann kam Maria mit ihrem Roman, der mir sehr gut gefallen hat und den ich als Schullektüre sehr empfehlenswert finde und ich habe einfach losgelegt.

Kerstin: Maria, wie ist es dir dabei ergangen, deinen Roman und letztendlich auch seine Interpretation in die Hände anderer zu geben?

Maria: Da ich Anja schon lange kenne, war klar, dass da nichts Falsches herauskommen konnte. Außerdem haben wir natürlich die Ergebnisse gemeinsam noch mal überarbeitet und zurechtgefeilt.

Kerstin: Das Material ist ja für zwei ganz unterschiedliche Fächer konzipiert. Es kann sowohl im Deutschunterricht als auch im Sozialkundeunterricht eingesetzt werden. Kannst du dazu ein paar Worte sagen?

Anja: Was den Deutschunterricht betrifft ist das Material, denke ich, genauso aufgebaut, wie andere Handreichungen zu Lektüren auch. Eine Ausnahme bilden hier nur die Exkurse zu den Themen Asylrecht etc. Was den Sozialkundeunterricht angeht bedeutet das Material allerdings eine ganz neue Herangehensweise, denn eine Lektüre gehört bisher nicht zu den Standards in diesem Fach. Ich denke jedoch, dass sich das Thema sehr gut dafür eignet, denn es geht ja nicht nur darum, rein sachlich das Thema Flucht und Asyl im Unterricht zu behandeln, sondern auch darum, Empathie für die hier lebenden Flüchtlinge zu entwickeln. Und das geht meines Erachtens nach nicht ohne konkrete Beispiele und da bietet der Roman eine gute Grundlage.

Kerstin: Was versprecht ihr euch von dem Unterrichtsmaterial?

Anja: Ich denke, dass uns das Thema Flüchtlinge noch über viele Jahre hinweg beschäftigen wird und wenn wir mal ehrlich sind ist es ja auch kein neues Thema. Ich wünsche mir, dass das Unterrichtsmaterial dazu beitragen wird, dass der ein oder andere Gedanke darauf verwendet wird, warum die Menschen nach Deutschland fliehen, dass sich die Schülerinnen und Schüler in die Lage der Menschen versetzen und so vielleicht nicht so empfänglich für die gängigen Vorurteile sind.

Maria: So sehe ich das auch. Das Thema Flucht gibt es schon immer und seit den 80er Jahren habe ich miterlebt, wie das Asylrecht immer mehr beschnitten wurde, wie bewusst Ängste vor den Geflüchteten geschürt wurden. Teilweise mit den gleichen Begriffen, wie z. B. dem unsäglichen Wort „Flüchtlingswellen“, wie es aktuell wieder geschieht. Mein Buch ist 2014 erschienen, ich habe mit dem Schreiben 2011 begonnen, also in einer ganz „normalen“ Zeit, bevor die vielen Menschen vor allem aus Syrien zu uns kamen. Und es wird leider wohl noch viele Jahre Thema bleiben. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, bei den jungen Leuten anzusetzen, ihnen Empathie und realistische Informationen zu vermitteln, damit sie nicht populistischer Stimmungsmache, wie sie zurzeit an der Tagesordnung ist, um geflüchtete Menschen zu diskreditieren und ihnen ihr Recht auf Asyl zu verwehren, zum Opfer fallen. Ich hoffe, dass gute Lehrer und Lehrerinnen mit Hilfe dieser Unterrichtsmaterialien eigenes Hinsehen und genaues Hinhören der Jugendlichen und künftigen Erwachsenen möglich machen und fördern.

Kersin: Vielen Dank für das Interview