Mit Holland verbinden viele Käse, Tulpen, plattes Land und langweilige Familienurlaube. Obwohl auch ich einen Großteil meiner frühen Kindheit an holländischen Stränden und auf endlosen Spaziergängen im Bollerwagen verbracht habe, finde ich, dass man dem Land damit unrecht tut.
 Ich zumindest bin in den letzten Jahren zu einem Hollandfan geworden und versuche einmal im Jahr unseren Nachbarn einen Besuch abzustatten. Wiese ich so begeistert bin, erfährst du hier:

Die Radwege
Ich kann es immer kaum glauben, sobald man die Grenze passiert, steht man vor einem Radwegenetz von dem wir in Deutschland nur träumen können. Die Wege sind breit und in einem super Zustand. Kommt ein Kreisverkehr hört der Radweg nicht etwa auf, nein er führt einmal rum und das Tolle ist, die Autos warten sogar. Meine Tochter und ich müssen heute immer noch lachen, wenn wir daran denken, dass wir unsere erste Radreise so geplant hatten, dass wir sonntags in Rotterdam ankommen. Ich hatte einfach Angst mit einem 6 jährigen Kind durch die Großstadt zu radeln – so ein Blödsinn, wir mussten auf unserem Weg nicht einmal auf der Straße fahren und im Übrigen wird man in einer holländischen Großstadt eher von einem Radfahrer überfahren als von einem Auto. Anders als bei uns, wo man auf dem Radweg meist eh alleine ist oder er so schmal ist, dass man eh nur hintereinander fahren kann, bevölkern ganze Karawanen die Radwege in holländischen Großstädten und es gibt klare regeln, an die man sich besser auch hält. Fernhalten sollte man sich im Übrigen von japanischen Amsterdambesuchern, die sich ein Fahrrad geliehen haben.
Außerdem kann man in Holland im Grunde ohne Karte oder Navi wochenlang unterwegs sein. Es gibt Fernradwege, Themenrouten, die normalen Verbindungen von A nach B und das Knotenpunktsystem. Das Problem ist also nicht, dass es keine Schilder gibt, sondern eher, dass man unter all den Schildern die richtigen finden muss.

Die Infrastruktur
Da in den Niederlanden so viele Menschen Fahrrad fahren, gibt es natürlich auch in mehr oder weniger jedem Dorf einen Fahrradladen. Immer wieder begeistert bin ich auch von den Fahrradparkhäusern und den bewachten Fahrradparkplätzen, die es an manchen Orten gibt. Was mich allerdings noch viel mehr begeistert ist die Fülle an Campingplätzen. Es kommt nicht selten vor, dass ich meine Tagesetappen nach den vorhandenen Campingplätzen planen muss. Nicht so in Holland. Hier gibt es auch abseits der Touristenorte und der Küste zahlreiche Campingplätze in unterschiedlichen Kategorien. Zunächst einmal natürlich die klassischen Campingplätze, wie man sie aus ganz Europa kennt, dann die .Natuurkampeerterreinen. Das sind einfache Plätze, meist irgendwo im nirgendwo ohne Rezeption und Supermarkt. Am Eingang hängt meist ein Schild mit einer Telefonnummer, wo man bei der Anreise anrufen soll. Dann kommt jemand vorbei und teilt einem den Code für die Sanitäranlagen mit und kassiert ab. Ansonsten sucht man sich ein nettes Plätzchen, es gibt keine Parzellen oder Ähnliches. Dann gibt es noch das Camping beim Bauern. Hier stellt der Bauer eine Wiese zur Verfügung und es gibt einfache Sanitäranlagen.

Zugfahren
Während bei uns längst nicht jeder Bahnhof und jedes Gleis einen Fahrstuhl hat, ist das in Holland kein Thema. Das finde ich toll und nicht in erster Linie, weil es mir mein leben als Radfahrerin erleichtert, sondern weil hier an die Mitmenschen im Rollstuhl gedacht wurde, wie übrigens überall im Land. Aber kommen wir zurück zum Radreisen – Zugfahren in den Niederlanden ist einfach entspannend. Egal wie voll der Zug ist, man wird mit seinem Rad nicht blöd angemacht und ich musste, anders als in Deutschland auch noch nie aussteigen, weil das Radabteil voll war, dann wird eben gestapelt.

Die Landschaft
Das ist natürlich Geschmackssache aber es gibt in Holland durchaus auch hügelige Landschaften. Mir persönlich gefallen ja die Fahrten entlang der eiche am Besten, denn ich finde die kleinen Häuser und Höfe hinter dem Deich so toll. Außerdem begeistern mich die Auenwiesen mit ihren Blumen und Vögeln. Allen, die lieber Höhenmeter machen, kann ich sagen, dass 70 Kilometer gegen den Wind durchaus auch eine gute Trainingseinheit darstellen.

Außerdem gibt es in Holland nicht nur die beste Bami Goreng Gewürzmischung außerhalb Thailands sondern auch ein ganz besonderes Naturphänomen: Egal, in welche Richtung du auch radelst, der Wind dreht sich immer mit dir.