Du magst Treppen? Dann solltest du unbedingt einmal den Wasserfallweg bei Nesselwang gehen. Ich mag ja eigentlich überhaupt keine Treppen aber trotzdem war die Tour über den Wasserfallweg zur Alpspitz eine echte Wucht, denn durch die angelegten Stufen wanderst du stellenweise direkt am Wasserfall entlang.

Unsere Tour über den Wasserfallweg zur Alpspitz

Wir parken für 3 Euro auf dem Parkplatz der Alpspitzbahn und folgen dem asphaltierten Weg in Richtung Hotel. Kurz hinter dem Hotel kommen wir an einen Schuppen mit Unmengen an Hinweisschildern. Wir verschaffen uns kurz einen Überblick und finden schließlich in dem Wirrwarr auch die Beschilderung zum Nesselwanger Wasserfallweg. Ab hier kann eigentlich, zumindest, was die Wegfindung betrifft, nichts mehr schief gehen. Zum einen ist der Weg gut ausgeschildert und zum anderen bist du hier leider auch nicht alleine unterwegs. Da es heute jedoch etwas verhangen ist, haben wir jedoch Glück und treffen, zumindest im unteren Teil, nur auf wenige Wanderinnen und Wanderer.

Nesselwanger wasserfallweg

Auf dem weg zum Nesselwanger Wasserfall

Wir folgen noch ein kleines Stück dem asphaltierten Weg Richtung Wald, wo wir den Asphalt verlassen und auf Schotter weiterlaufen. Unterwegs Kommen wir an einem Bildstock vorbei und müssen beide lachen. Irgendwie haben wir beide an unsere Rheinradtour vor vielen Jahren gedacht, Jana war damals wohl gerade 10 Jahre und hat zu den Herrgottswinkeln oder eben Bildstöcken immer Herrgottskabuf gesagt.

Im Wald angekommen passieren wir eine kleine Brücke, halten uns anschließend rechts und steigen ein kurzes Stück den Schotterweg auf. Schon hier unten bin ich total begeistert von dem brodelnden Gebirgsbach. Als ich den Blick vom Bach wieder auf den Weg richte trifft mich allerdings fast der Schlag. Vor mir liegen Treppen, einfach unzählige Treppen. Außerdem wird mir schlagartig klar, dass aus der dringend notwendigen Pinkelpause wohl so schnell nichts werden wird.

Nesselwanger Wasserfall

Wirklich schön sind die Stufen ja nicht

Aber es hilft ja alles nichts und immerhin laufen wir dank der Treppen auch immer sehr nah am Wasser. Also nehmen wir die ersten Stufen in Angriff und ich merke schnell, dass sie gar nicht so schlimm sind, wie angenommen. Zum einen lenkt der tolle Blick auf das Naturspecktakel ab und zum anderen sind die Stufen gleichmäßig und deshalb gut zu gehen.

Nesselwanger wasserfallweg

Einer der zahlreichen Wasserfälle unterwegs

Allerdings frage ich mich zwischendurch immer wieder, ob mir naturbelassenere und dafür ungleichmäßige Stufen nicht lieber wären, denn wirklich schön sind diese Stahlkonstruktionen, die da in der Landschaft stehen nicht.

Nach gefühlt 1000 Stufen erreichen wir einen Schotterweg und damit leider auch das Ende des Wasserfallwegs. Während wir durch ein paar Schneereste stapfen, wissen wir noch nicht, dass hier das Abenteuer des heutigen Tages eigentlich erst beginnt.

Statt dem Schotterweg zu folgen, nehmen wir den als Wurzelpfad gekennzeichneten weg und steigen weiter auf. Noch keine 100 Meter auf dem Wurzelweg unterwegs, sind wir schon total begeistert, denn er macht seinem Namen wirklich alle Ehre und ist ein willkommener Kontrast zu dem gut ausgebauten Wasserfallweg.

Nesselwanger Wasserfallweg

Der Name passt tatsächlich zum Weg

Je höher wir kommen desto größer wird jedoch auch die Herausforderung, denn der Weg ist matschig und regelrecht sumpfig, sodass jeder Schritt gut überlegt sein will. Obwohl wir schon nach wenigen Schritten aussehen als hätten wir uns im Matsch gesuhlt, haben wir unseren Spaß und genießen nicht nur den urigen Weg, sondern  auch den ein oder anderen Blick ins Tal. Dies geht allerdings immer nur dann, wenn uns die Wolken den Ausblick auch gönnen.

Nesselwanger Wasserfallweg

Und plötzlich stehen wir auf einem Schneefeld

Allerdings fragen wir uns auch bei jedem weiteren Meter im Schlamm, ob der Abstieg hier vielleicht nicht doch etwas zu heikel ist, zumal mit jedem Höhenmeter auch der Schnee zunimmt. Das Problem ist hier nicht der Schnee an sich, denn wir haben gute Schuhe. Das Problem ist, das der Schnee von unten wegschmilzt und so entstehen an den Wurzeln teilweise richtig tiefe Löcher, die man aber leider erst bemerkt, wenn man schon mit einem Bein drinsteckt.

Wasserfallweg

Überall warten tückische Löcher unter der Schneedecke

Der Schnee und die Löcher machen den Aufstieg immer beschwerlicher. Hinzu kommen immer mehr Leute, die mit der Bergbahn hochgefahren sind und uns nun entgegenkommen. Leider haben sie Null Ahnung von Bergregeln und statt uns Aufsteigenden Platz zu machen müssen wir immer öfter an die Seite treten, damit sie möglichst trockenen Fußes absteigen können.

Etwas genervt machen wir eine letzte Pause und beschließen, dass uns der Abstieg unter den gegebenen Bedingungen zu gefährlich ist und mit einem Kopfschütteln quittieren wir die Reaktionen der Leute in Turnschuhen und Sneakers, die von der Bergbahn kommen und alle Warnungen in den Wind schießen.

Völlig verdreckt aber überglücklich erreichen wir schließlich das total überfüllte Sportheim Böck und können gerade noch zwei Plätze auf der Terrasse ergattern. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen und einen Apfelstrudel und als es anfängt zu regnen entscheiden wir uns auf die letzten Meter bis zum Gipfel zu verzichten und fahren mit der Alpspitzbahn zurück ins Tal.

 Über den Wasserfallweg zur Alpspitz 2

Mein Fazit zur Tour über den Wasserfallweg zur Alpspitz

Keine Frage mir hat die Tour über den Wasserfallweg zur Alpspitz super gut gefallen. Ich gebe zu , dass ich anfangs etwas skeptisch war, da der Weg ja im Grunde genau im Nesselwanger Skigebiet verläuft und ich Skigebiete im Sommer immer total trostlos finde. In der Regel findet man hier Kahlschlag, kaputte Wiesen, Liftanlagen etc. Tatsächlich bekommst du auf der Wanderung jedoch nichts von all dem mit, denn der Weg führt dich sehr schnell an den Nesselwanger Wasserfall und hier fühlt man sich schnell wie in einer Klamm. Die Wegführung ist wirklich einmalig und näher an dem brodelnden Gebirgsbach würde nicht gehen. Man hat wirklich tolle Perspektiven auf das Wasser, wie es über Stufen ins Tal schießt. Echte Geschmackssache sind meiner Meinung nach allerdings die Stahlkonstruktionen. Ich finde sie nicht schön aber sie stellen natürlich einen Kompromiss dar , denn ohne sie könnte man hier nicht entlangwandern. Während man den Wasserfallweg mit den üblichen wegen durch eine Klamm vergleichen kann, ist der Wurzelweg wirklich urig. Eben ein kleiner Pfad über Stock und Stein und absolut empfehlenswert. Alles in allem ist die Tour über den Wasserfallweg zur Alpspitz eine Wanderung genau nach meinem Geschmack gewesen.

 Über den Wasserfallweg zur Alpspitz 3

Am Beginn ist der Wurzelweg noch flach

 

Anforderungen für die Tour über den Wasserfallweg zur Alpspitz

Langsam komme ich mir ja schon etwas doof vor, aber auch bei dieser Tour muss ich erwähnen, dass das richtige Schuhwerk unerlässlich ist und richtig heißt hier nicht leichte Turnschuhe oder gar Sneaker. Ich finde es wirklich immer wieder erstaunlich in was für Schuhen manche Leute in den Bergen unterwegs sind und frage mich immer wieder, ob die überhaupt kein Gefahrenbewusstsein haben. Aber gut, das ist hier nicht der Ort, um sich darüber aufzuregen.

Ist man mit dem richtigen Schuhwerk ausgestattet und hat ein bisschen Kondition ist die Tour eigentlich für jede/n machbar. Daher eignet sie sich auch gut, um sich an die alpine Bergwelt heranzutasten und erste Erfahrungen zu sammeln. Trittsicherheit ist vor allem im zweiten Teil auf dem Wurzelweg gefragt. Wobei dazu gesagt werden muss, dass hier ein Fehltritt eher zu einem kaputten Knöchel als zu einem Absturz in die Tiefe führen würde.

Weitere Infos zur Tour

Weg und Wegbeschaffenheit

Die Tour ist hin und zurück ca. 8.8 Kilometer lang und du musst 630 Höhenmeter überwinden. Das hört sich jetzt erst einmal garnicht so viel an, ich fand die Unmengen Stufen jedoch recht anstrengend. Wenn du nicht gerade auf den Stufen läufst, geht es über kleine Pfade und im oberen Teil über reichlich Wurzeln.

Parken

Unterhalb der Alpspitzbahn gibt es reichlich Parkplätze, sodass du hier auch bei viel Betrieb ein Plätzchen für dein Auto finden müsstest. Die Parkplätze sind alle gebührenpflichtig, wobei ich finde, dass 3 Euro für einen ganzen tag wirklich in Ordnung sind.

Übernachten

Solltest du nicht einfach nur eine Tagestour machen wollen, sondern ein paar Tage im Allgäu verbringen, dann kann ich dir den Landgasthof zum Alten Reichenbach empfehlen. Wir hatten ein gemütliches Zimmer mit Terrasse und sind bestens versorgt worden. Das Essen ist super lecker, allerdings sind die Portionen riesig.

Wandertips und Literatur

Viele tolle Wandertipps für das Bergische Land, die Eifel oder auch in anderen Ecken von Deutschland findest du natürlich hier auf meinem Blog.

Speziell für Touren im Allgäu kann ich dir zusätzlich die folgenden Wanderführer empfehlen: affiliated Links

Natürlich kannst du dir deine Touren auch ganz individuell mit Komoot oder outdooractive zusammenstellen. Wenn du eher oldschool mit Karte unterwegs bist, dann empfehle ich dir folgende Wanderkarten für deine Tourenplanung

 

Achte auf die Natur
Der Wald steckt voller Überraschungen, beheimatet eine große Artenvielfalt und ermöglicht vielfältige Naturerlebnisse. Damit das so bleibt, müssen wir uns alle an gewisse Regeln halten. Wenn du in die Natur gehst, dann …

• nimm bitte deinen Müll wieder mit, und zwar allen, auch den organischen Müll.

• sei bitte leise und scheuche keine Tiere auf.

• halte dich an die Beschilderung und verlasse die Wanderwege nicht.

• knicke keine Äste ab und pflücke keine Gräser und Blumen.

• zelte nicht wild.

• parke bitte nur auf den ausgewiesenen Plätzen