Ich fasse es nicht

Ich werde immer wieder aufgefordert Unterrichtsbeiträge zum richtigen Umgang mit dem Internet zu schreiben. Darin geht es natürlich auch darum, wie man eine Quelle richtig bewertet. Vielleicht sollte ich dieses Material mal einigen Leuten aus meiner Timeline zur Verfügung stellen.

Ich bin wirklich entsetzt, wie gerade mit Meldungen, Nachrichten und Zitaten umgegangen wird. Leute, nur weil sich irgendeine Organisation Stiftung nennt, ist sie noch nicht seriös und nur weil andere etwas geteilt haben ist es noch nicht wahr. Ich vermisse gerade bei ganz vielen Menschen Medienkompetenz und leider auch bei Menschen, die ich bisher ganz anders eingeschätzt habe.

Wie krank ist das denn?

Ich sitze hier mit einem Dach über dem Kopf und der Möglichkeit mir jederzeit irgendetwas zu essen besorgen zu können und trotzdem macht es mir irgendwie zu schaffen, wenn ich etwas aufbrauche und dass nur, weil es im Moment mindestens eine Woche dauert, bis ich es nachkaufen kann. Ich kann das Gefühl auch nicht genau beschreiben, ich merke nur, dass es mir irgendwie schwer fällt beispielsweise die letzte Tomate aus dem Kühlschrank zu nehmen.

Gerade in den letzten Wochen merke ich, dass ich unserer Wohlstands- und Konsumgesellschaft viel mehr verfallen bin, als ich bisher dachte und auch wollte. Dass auch für mich so viele, eigentlich unnötige Dinge so verdammt selbstverständlich waren.

Corona hat mich verändert

Ich weiß gar nicht, ob es langsam, still und heimlich kam oder mit einem Paukenschlag. Gestern ist es mir bewusst geworden – ich habe mich verändert. Ich war immer jemand, der viel geplant hat: Das nächste Wochenende, die nächste Reise. Das mache ich nicht mehr. Bedeutsamer ist jedoch, dass ich mir nicht mehr den Kopf über ungelegte Eier zerbreche. Ich konnte mich regelrecht runter reißen mit Dingen, die eh nicht in meiner Hand lagen. Was ist, wenn ich keinen neuen Auftrag bekomme? Was ist, wenn mit meiner Mutter dies oder jenes ist? Was ist, wenn ich keinen Urlaub bekomme? Was ist, wenn wir uns mit den Kilometern bei der nächsten Radreise doch übernommen haben? Und so weiter. Von Freunden habe ich oft gehört: „Anja, mach mal halblang, soweit ist es doch noch nicht.“ Das sie Recht hatten, habe ich immer gewusst, doch umsetzen konnte ich es nie so recht. Ich brauchte einen klitzekleinen Virus mit Wahnsinns Folgen, um endlich zu lernen, dass es nicht lohnt, sich durch so viele „Was wäre wenn’s“ stressen zu lassen. Corona hat mir schmerzlich bewusst gemacht, dass sich alles ganz unversehens komplett ändern kann.

 

So genug für heute, es ist bereits mitten in der Nacht und mein Bett ruft.