Mein gewissen ist noch nie so hart auf die Probe gestellt worden

Meine Mutter kommt übermorgen, nach 8 Wochen Krankenhaus und Kurzzeitpflege wieder in ihre Wohnung. Kein leichtes Unterfangen in der derzeitigen Situation. Wie durch ein Wunder konnten wir aber alles regeln. Für die ersten zwei Nächte sollte ihre Schwester kommen, Sonntag der Pflegedienst, ab Mittwoch jemand zum Putzen und Einkaufen und Donnerstag der Bofrostmann.

Sollte, denn heute hat sich herausgestellt, dass alles ganz anders kommt. Meine Tante hat einen Rückzieher gemacht, der Pflegedienst kommt erst Montag, die hauswirtschaftliche Unterstützung beginnt erst am 20. Was bleibt ist der Bofrostmann (bei dem ich ja immer an das Lied von den Toten Hosen denken muss). Was natürlich auch bleibt ist die Frage, ob ich nicht doch zu meiner Mutter gehen müsste und da ich mich dagegen entschieden habe, das schlechte Gewissen. Da kann ich mir noch so oft sagen, dass sie alleine klarkommt und sie nur für ihr eigenes Sicherheitsgefühl gerne jemand in den ersten beiden Nächten dabei hätte. Ich kann mir noch so oft sagen, dass die Wohnung dann eben bis zum 20. Nicht geputzt wird, wohl fühle ich mich trotzdem nicht. Und auch meine Wut und Enttäuschung, dass meine Tante so kurzfristig einen Rückzieher gemacht hat hilft mir nicht.  Wobei ich sie ja verstehe, ich möchte ja auch nicht hin, sauer bin ich nur wegen der kurzfristigen Entscheidung.

Die AfD erwacht aus der Coronastarre

Ich muss ja wirklich selten über diese Partei schmunzeln, viel zu ernst ist der Blödsinn, den sie verzapft. Als ich heute Morgen jedoch gelesen habe, dass sich nun auch die AfD an der Nachbarschaftshilfe hier vor Ort beteiligen will und zwar mit kostenlosem Haareschneiden, da konnte ich mir ein Lächeln doch nicht verkneifen. Aber keine Angst, in Bergisch Gladbach werden in Zukunft nicht alle mir dem AfD Einheitsschnitt rumlaufen, denn diese 2bahnbrechende Initiative, die das Leben in Corona Zeiten maßgeblich erleichtert hätte, ist untersagt worden.

Ein letzter Spaziergang

Bevor wir uns über die Ostertage hier in der Wohnung einigeln und uns noch mehr Pfunde anfressen, weil uns an den Feiertagen zu viele Menschen unterwegs sind, haben wir heute noch eine kleine Wanderung gemacht. Wie immer war es wunderschön durch die Frühlingslandschaft zu wandern und wie bisher jedes Mal, mussten wir wieder feststellen, dass wir eigentlich in einer wunderschönen Gegend wohnen.

Kleine Feldstudie „Der Wanderer an und für sich“

Ich kann es nicht lassen, ab und an kommt die Soziologin in mir durch und dann kommt so etwas dabei heraus:

Ausgiebige Feldstudien in den letzten drei Wochen lassen es nun zu, ein erstes Bild des Wanderers zu zeichnen. Es zeichnet sich deutlich ab, dass Wanderer, die alleine unterwegs sind zu 98% darauf achten, den Mindestabstand einzuhalten. Auffällig dabei ist, dass diese Spezies auch nahezu immer ein fröhliches „Hallo“ oder „Guten Tag“ auf den Lippen hat. Deutlich weniger rücksichtsvoll verhalten sich Wanderer, die zu zweit unterwegs sind. Nur äußerst selten verlassen sie ihre Gruppenformation um hintereinander zu gehen und so den Mindestabstand einzuhalten. Ein Gruß kommt bei diesen Probanden etwa in 50% der Fälle vor. Völlig falsch wird die Situation grundsätzlich von Hundebesitzern eingeschätzt. Geht man selbst an den Rand des Weges antworten sie mit: „Der tut nichts, sie müssen keine Angst haben“. Ein bisher noch nicht näher untersuchtes Phänomen zeigte sich bei einer Familie mit zwei erwachsenen Kindern. Sie setzte sich zu unserer Beobachterin auf die Bank. Weitere Tests sollen nun klären, ob es sich um einen Mangel an Einfühlungsvermögen, Gefahrenbewusstsein oder einem überdurchschnittlich großen Vorkommen von Dummheit handelt.