Wenn du denkst, dass du in der selbst gewählten Isolation mal ausschlafen kannst, dann hast du dich getäuscht, aber alles der Reihe nach.

Die Nacht war nicht wirklich prickelnd. Ich hatte den Fehler gemacht, noch einmal Nachrichten zu sehen, bevor ich ins Bett gehen wollte. Die Nachricht, dass sich der Virus in Deutschland schneller ausbreitet als in Italien hat da nicht unbedingt zu einem ruhigen Schlaf beigetragen. Aufgewühlt fiel mir gleich der Besuch ein, der nächste Woche zu meiner Tochter kommen will. Hin und hergerissen, ob ich das erlauben soll, habe ich mich im Bett rumgewälzt. Na ja und wenn das Kino erst einmal startet, dann ist es, zumindest bei mir, nur noch schwer zu stoppen und so habe ich die Hälfte der Nacht mit Horrorszenarien verbracht und irgendwann war ich mir dann auch sicher Halsschmerzen zu haben. Allerdings war ich auch noch geistesgegenwärtig genug, um irgendwann mal zu sagen: Stop, nein, so geht es nicht.

Ich weiß, ihr lest das und haltet mich für verrückt. Kann sein, ich gehe aber vielmehr davon aus, dass ihr alle solche Situationen kennt und nur nicht darüber redet. Da muss es ja gar nicht um Corona gehen. Da reicht es schon, wenn das Kind nicht zur verabredeten Zeit am verabredeten Ort ist – oder?

Egal wie, irgendwann gegen 3.00 Uhr bin ich dann doch endlich eingeschlafen. Selbstredend immer mit dem Ding im Hinterkopf, dass ich ja ausschlafen kann.

Denkste, denn um 7.30 Uhr rief das Arbeitsamt an. Ich hatte gestern Abend per Mail nachgefragt, was ich tun muss, solle es bei meinem Arbeitgeber auf eine Kündigung hinauslaufen. Schließlich will gerade niemand ohne Krankenversicherung dastehen. Ich habe öfter mit dem Arbeitsamt zu tun, da ich je nach Einnahmen aus meiner Selbstständigkeit aufstocke und ich muss sagen, ich habe noch nie so schnell eine Antwort bekommen.

Aber für alle, denen es ähnlich geht hier nun die Lösung: Teilt dem Arbeitsamt, sobald ihr eine neue Lohnabrechnung oder einen entsprechenden Kontoauszug habt mit, was Sache ist. Angeblich wird schnell und unbürokratisch geholfen, wenn ihr durch die Zahlungen vom Arbeitgeber unter das Existenzminimum fallt. Aber ACHTUNG ACHTUNG zum einen ist dies eine individuelle Auskunft und zum anderen hat mir die Sachbearbeiterin gesagt, dass sich dies gerade täglich ändern kann.

So weit so gut. Nach dem Gespräch war es kurz vor 8.00 Uhr und ich habe beschlossen das Ausschlafen auf morgen zu verschieben.

Normalerweise liebe ich es ja an meinen freien Tagen ewig im Schlafanzug durch die Bude zu laufen, doch ich möchte in der Zeit hier zu Hause auch nicht verlottern. Also habe ich mich unter die Dusche begeben und habe mir was Anständiges angezogen – gut auf den verhassten BH habe ich verzichtet – einen Kaffee getrunken und mich an die Unterrichtseinheit begeben, die ich gerade schreibe.

So richtig konnte ich mich aber nicht konzentrieren. Immer wieder rückte das alles einnehmende Thema Corona in mein Bewusstsein.

Ich habe mich in den letzten Jahren oft gefragt, wie es möglich ist, dass in einem Land plötzlich Nachbarn über einander herfallen, es zu Massenvergewaltigungen und Morden kommt. Und ich habe mich natürlich auch gefragt, ob dies in Deutschland wohl auch möglich ist. Keine Frage, was hier gerade abgeht ist meilenweit davon entfernt , was in den Balkankriegen geschehen ist und dennoch habe ich, glaube ich, in den letzten Tagen eine Antwort auf meine Frage bekommen.

Das Gesicht, welches unsere Gesellschaft gerade zeigt entsetzt mich, ja stößt mich regelrecht ab. Dabei beinhaltet die Situation meiner Meinung nach auch eine Chance zum Umdenken. Wenn ich jedoch lese, dass jetzt bitte schön die Friday for future Demonstranten bei der Ernte zeigen sollen, wie ernst es ihnen mit der Rettung der Welt ist, dann hat wohl ein Großteil der Menschen immer noch nicht verstanden worum es geht. Nicht in der derzeitigen Coronakriese und auch nicht in der Klimakrise.

Obwohl es mir schwer gefallen ist, habe ich doch irgendwann den weg zurück zu meiner Unterrichtseinheit gefunden und bin sogar ein ganzes Stück weitergekommen.

 

Blieb also noch genug Zeit, um mein Balkonprojekt zu starten. Über den Winter werden meine Balkonfliesen immer so richtig schäbig und ich hasse es, sie zu schrubben. Deshalb habe ich mir für die nächste Woche vorgenommen, jeden Tag eine Reihe zu schrubben.

Corona: Mein zweiter Tag zu Hause 2

Corona: Mein zweiter Tag zu Hause 3

Für den Rest des Tages werde ich den Computer nun ausschalten, aber nicht ohne dir noch zwei Tipps mit auf den Weg zu geben:

Vor uns liegt ein langer Weg und ich bin selbst eine Person, die gerne plant und weiß, was morgen ist. Das geht gerade nicht, deshalb ruft mich der Spruch nicht nur immer wieder in die Realität zurück, sondern hilft mir auch mit der Situation umzugehen.

Gebe mir die Gelassenheit,

Dinge hinzunehmen,

die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern,

die ich ändern kann

und die Weisheit,

das eine vom anderen

zu unterscheiden.

Im Original ist es Gott, der die Gelassenheit geben soll. Da ich damit nichts anfangen kann, habe ich ihn einfach weggelassen.

Meinen zweiten Tipp findest du in der ZDF Mediathek. Ich habe den Film noch nicht gesehen, ( steht heute auf dem Programm) das Buch „Unter Leuten“ jedoch verschlungen.

Wie ergeht es dir in diesen Tagen? Musst du noch arbeiten oder kannst du zu Hause bleiben? Was fehlt dir am meisten. Schreib in die Kommentare einfach, was dir auf dem Herzen liegt und was du gerne loswerden möchtest.