Mein Einkaufserlebnis am Morgen

Seit ich nicht mehr arbeiten gehe war ich nicht mehr einkaufen. Wir bestellen online und holen es dann nur ab. Da wir gestern nicht alles bekommen haben, habe ich mich heute Morgen auf den Biomarkt getraut.

Ich fühle mich gerade mit anderen Menschen in einem Raum echt nicht wohl. Auf dem Markt, so dachte ich, kann ich anderen besser ausweichen. Ich hatte Glück. Als ich ankam hatten sich schon vor jedem der 5 Stände eine Schlange gebildet. Alles ganz gesittet mit guten zwei Metern Abstand. Noch mehr Glück hatte ich, dass auch die Frau hinter mir großen Abstand hielt. So standen wir also geduldig dort und warteten, doch schon nach kurzer zeit war klar, dass das alles keinen Sinn macht. Als erstes stellte sich eine Frau einfach in die Lücke vor mich und war reichlich pikiert als ich sie gebeten habe, sich doch bitte hinten anzustellen. Ich kriegte also erstmal ein: „Woher soll ich denn wissen, das sie hier anstehen, wenn hier so eine große Lücke ist“ um die Ohren. Immer wieder querten Leute die Warteschlange und es dauerte auch nicht lange, bis die erste Dame mit Rollator die gesamte Warteschlange mit höchstens 0,5 Metern Abstand ablief. Ein paar Mal war ich kurz davor aufzugeben und nach Hause zu fahren und es viel mir schwer meinen Mund zu halten. Aber ich war tapfer und vor allem auch still.

Dann betritt ein schnöseliger Hipsterpapa mit zwei Kindern den Platz. Stellt sich in die Mitte und überlegt wohl, wo er sich anstellen soll. In der Zwischenzeit nutzen die Kinder die Warteschlange, um mit ihren Rädern Slalom zu fahren. Nicht mehr ganz freundlich meine ich laut: „Das kann ja wohl nicht Sinn der Sache sein.“ Statt einer Entschuldigung oder ähnlichem brüllt er mich an, dass er seine Kinder ja wohl nicht einsperren kann. Nein, muss er ja auch nicht, aber vielleicht an die Hand nehmen, wie andere Eltern auf dem Markt auch. Mein bedarf an Rücksichtslosigkeit und Dummheit ist eigentlich gedeckt. Die zwei Herren, die an mir vorbei schlendern und ihren Mundschutz lässig um den Hals tragen ignoriere ich einfach. Sechs Meter und drei Kunden vor dem Ziel, dem Gemüsestand meiner Wahl beobachte ich eine alte Dame, die sich neben dem ersten Kunden in der Schlange rumdrückt. Ich rücke weiter vor und warte schließlich an der Linie bis die Kundin vor mir den Stand verlässt. Und zack stürmt die Dame los. Ich finde es nicht toll, wenn sich Leute vordrängeln, doch normalerweise kann ich damit Leben – heute nicht, also melde ich mich zu Wort. Ich hätte ja wissen müssen, dass ich nicht auf Verständnis stoße. Stattdessen erzählt sie mir, dass sie schon ganz lange ansteht. Ich stoße ein schnippisches: „Ja aber eben nicht in der Schlange hervor“ kaufe meine drei Paprika, die diesen ganzen Stress echt nicht wert sind und verlasse fluchtartig die Szene.

Eins steht fest: was bei der nächsten Bestellung nicht dabei ist, das gibt es dann eben nicht, basta.

 

Angst vor dem ersten Arbeitstag

Ich merke, dass bei mir mehr und mehr die Angst wächst wieder arbeiten gehen zu müssen, denn die Leute, die ich heute auf dem Markt erlebt habe, das sind auch die Kunden, die in den Laden kommen. Mit welcher Rücksicht werde ich wohl rechnen können? Welche Sicherheitsvorkehrungen wird mein Chef ergreifen oder unterstützen? Wie wohl oder unwohl werde ich mich an meinem Arbeitsplatz fühlen? Und wann wird es soweit sein. Seit einer Woche steigen hier im Kreis die Zahlen rapide an, gleichzeitig ist aber immer noch total viel los auf den Straßen und in den Geschäften. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob der Ernst der Lage hier in Refrath überhaupt angekommen ist.

 

Verschärfte Auflagen in der Kurzzeitpflege

Seit gut einer Woche werden die Sicherheitsmaßnahmen in der kurzzeitpflege bei meiner Mutter fast täglich verschärft. Seit heute müssen alle Bewohner in ihren Zimmern essen. Zunächst hatte ich befürchtet, dass es auch bei ihr einen Corona Fall gibt, doch sie darf noch auf die Terrasse. Am Samstag kommt sie nach Hause. Sicherer wird es damit für sie aber leider auch nicht, da sie auf den Pflegedienst angewiesen ist. Irgendwie ein verdammt scheiß Gefühl.