Erstens kommt es anders …

Ich hatte mir so fest vorgenommen heute zumindest ein paar Stunden konzentriert zu arbeiten und ein kleiner Spaziergang stand auch auf dem Programm. Denkste, nun ist der halbe Tag rum, meine Wanderschuhe sind geputzt und die Wohnung gewischt, ansonsten habe ich nichts geschafft.

Corona rückt näher

Heute Nacht plötzlich riesen Tamtam im Treppenhaus. Aus dem Fenster sehe ich noch, wie meine Nachbarin in den Notarztwagen steigt. In der Zwischenzeit ist die wieder zu Hause und es geht ihr einigermaßen. Nun warten wir auf ihr Testergebnis und darauf, ob das Haus unter Quarantäne gestellt wird. Nach Spaziergang ist mir gerade nicht. Es mag übertrieben sein, aber das Treppenhaus ist heute erst einmal tabu für mich.

Was tun mit meiner Mutter?

Die Kurzzeitpflege meiner Mutter läuft aus und sie will nach Hause. Das konnte ich ihr zwar gerade ausreden und sie zu einer Verlängerung um 10 Tage überreden, aber damit ist das Problem ja nur aufgeschoben. Nicht nur, dass meine Tante gerade zu betroffen ist, um mit mir darüber zu reden, ich höre förmlich die Vorwürfe hageln. Auf der anderen Seite rafft meine Mutter überhaupt nicht, dass sie in ihrer Wohnung völlig auf sich selbst gestellt ist. Sie versteht nicht, dass wir nicht mal eben in den Drogeriemarkt gehen wollen, um ihr neue Taps für ihr Gebiss zu holen. Uns anschließend nicht in die Post stellen wollen, um Briefmarken zu kaufen und ihr ein Päckchen zu schicken. Zu den fehlenden Briefmarken meinte sie nur: „Vielleicht triffst du ja mal jemand, der welche hat.“

Wenn einem die Worte fehlen

Meine Mutter hatte uns gebeten, dass wir nach einer Seniorenwohnung für sie gucken. Kein leichtes Unterfangen, gerade jetzt. Wie durch ein Wunder haben wir tatsächlich eine Wohnung gefunden und die auch noch in der schönsten Anlage hier in der Gegend. Gut, teuer aber finanzierbar. Stolz haben wir ihr von unserem Erfolg berichtet und sie will nicht. Begründung: Die liegt am Berg, da komme ich nicht weg. Ich bin einfach nur sprachlos. Dazu muss man wissen, dass meine Mutter nicht mehr in der Lage ist, ihre Wohnung im zweiten Stock zu verlassen. Dort hätte sie einen tollen Park, den sie mit einem Fahrstuhl erreicht aber nein, sie ist fest davon überzeugt, dass sie irgendwann wieder die Treppen schafft. Dabei ist sie auch schon vor ihrem Krankenhausaufenthalt nicht mehr rausgegangen, eben wegen der Treppen.

 

Ehrlich, ich bin für heute gebügelt und hatte mir nicht nur den Tag, sondern auch den Artikel ganz anders vorgestellt.

Wie geht es dir? welche Sorgen und Nöte oder auch einfach nur Gedanken treiben dich gerade um? ich freue mich auf deinen Kommentar.