Sprachwirrwarr

Immer wieder erwische ich, dass ich das Wort NORMALERWEISE verwende und im nächsten Moment darüber nachdenke, was es eigentlich bedeutet.

Als der ganze Scheiß hier angefangen hat und ich mich in meine kleine Welt zurückgezogen habe, da habe ich normalerweise verwendet, um von der Zeit vor Corona zu reden. Normaler Weise ich jetzt dies oder jenes tun, so in der Art. In der Zwischenzeit dient es längst nicht mehr nur dazu, um von Dingen zu reden, die noch bis vor wenigen Wochen normal waren, es hat auch Einzug in das Hier und Jetzt genommen.

Bin ich also jetzt auch angekommen? Sehe ich die jetzige Situation nicht mehr nur als ein kurzes Intermezzo?

Ich weiß es nicht und ich will auch nicht zu viel darüber grübeln, denn in mir steckt immer noch die Angst, meine derzeitige Stabilität könnte ganz schnell verloren gehen und ich könnte in Angst und Frust verfallen.

Corona? Ich doch nicht!

Geht es um Corona, den Schutz anderer aber auch den eigenen Schutz werde ich oft an AIDS erinnert. Damals hörte man immer wieder: ich doch nicht, ich bin doch nicht schwul, Abhängig etc. Und irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass es Menschen gibt, die es bei Corona genauso sehen, was natürlich damals wie heute Quatsch ist.

Gerade erlebe ich so eine Person in meinem engsten Bekanntenkreis und ich bin fassungslos. Aber nicht nur dass ich fühle mich irgendwie hilflos, wütend, ich bin enttäuscht. Und ich frage mich immer wieder, wie ich damit umgehen soll? Wie reagiere ich auf die Person und was bedeutet es für mein Vertrauen ihr gegenüber. Ist es etwas, was ich auf die jetzige Situation schieben kann oder hat es Auswirkungen auf unsere Freundschaft? Sehe ich das alles gerade nur zu eng – sie wird schon ihre Gründe haben? Oder will und kann ich mit so einer Person nichts mehr zu tun haben.

Krisenzeiten sind keine gute Zeit, um Freundschaften aufzukündigen, denn jeder hat seine eigene Art mit den Sorgen und Ängsten umzugehen. Krisenzeiten sind aber auch die Zeit in der sich Freundschaften beweisen, in denen man sein gegenüber wirklich kennen lernt.