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Vom Kommen und Gehen der Reisepartner
Reisepartnerschaften dauern nicht ewig, zumindest nicht, wenn die beste Reisebegleitung ever die eigene Tochter ist. Nein, wir haben uns nicht etwa gestritten, doch Jana macht Abitur und muss lernen und mich zieht es nach draußen. Da ich in Zukunft wohl öfter alleine losziehen werde, kann ich auch gleich damit anfangen, so mein Gedanke und so habe ich ein Wanderwochenende am Niederrhein geplant. Ich muss gestehen, dass ich bei der Planung lange mit mir gerungen habe, ob ich nicht so alleine vielleicht mal etwas nobler unterkommen möchte, schließlich ist ein Hotel alleine ja auch meist nur halb so teuer, doch während ich durch die Angebote gezwitscht bin habe ich gemerkt, dass ich das eigentlich gar nicht will. Da es Anfang März noch etwas kühl für das Zelt war, habe ich mich für eine Trekkinghütte entschieden. Immerhin auch nicht ganz ohne Luxus, denn sie hatte ein Klo.
Auf geht es ins Abenteuer
Und dann ging es los und ich war noch keine 10 Kilometer gefahren, als ich erst einmal sehr herzhaft über mich selbst lachen musste. Irgendwie fühlte ich mich wie ein Teenie auf großer Abenteuertour mit lauter Musik im Auto. Schneller als gedacht war ich am Ziel und ich konnte zu meiner ersten Wanderung an diesem Wochenende starten. Da ich öfter alleine wandere und dies wirklich genieße, habe ich auch diese Tour in vollen Zügen genossen. Pause machen, wo man will, kein schlechtes Gewissen, weil man zum xten Mal stehen bleibt, um ein Foto zu machen – einfach herrlich. Nicht so herrlich war allerdings, dass ich – es war ja schließlich flach – nicht in meinen Wanderstiefeln losgelaufen bin und so hatte ich am ende eine tierisch große Blase. Glücklich das Auto erreicht zu haben mache ich mich auf zu meiner Unterkunft.
Die liebe Nachbarschaft
In dem dazugehörigen Restaurant werde ich nett empfangen und bekomme den Schlüssel zu meiner Hütte. Es ist die letzte in einer Reihe und auf meinem Weg sehe ich, dass auch die anderen Hütten bewohnt sind. Klasse denke ich, hier sind also noch andere Wanderer. Doch halt, irgendetwas stimmt nicht, vor den Hütten stehen irgendwie recht viele Wodkaflasche. Ich gehe weiter und beziehe meine Hütte. Als ich mich vor die Tür setze, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen wird mir nach und nach klar, wer meine Nachbarn sind. Sie tragen ausgeleierte Jogginghosen und so lange die Sonne noch scheint Unterhemden und sie trinken Wodka. Der Sprache nach zu urteilen kommen sie irgendwo aus Osteuropa, was sie hier machen – garantiert nicht wandern – konnte ich nicht in Erfahrung bringen, denn wir können uns nur mit Händen und Füßen verständigen.
Duschen wird überbewertet
Nachdem die Nachbarschaftsfrage geklärt ist, mache ich mich auf den Weg zur Dusche. Sie befindet sich in einem alten Stall und die Duschkabinen sehen irgendwie auch aus, wie diese provisorischen Plastikboxen für Kälbchen. Ich überlege kurz, ob ich es unheimlich finden soll, dass 15 leicht angetrunkene Männer den gleichen Schlüssel zur Dusche haben wie ich und beschließe ihn einfach stecken zu lassen. Ich ziehe mich aus, öffne den Kälbchenstall und muss erst einmal Luft schnappen, denn mir schlägt eine Wolke Desinfektionsmittel entgegen, welches in dicken blauen Schlieren den Boden der Dusche bedeckt. Ich überlege kurz, ob ich überhaupt noch duschen will und komme zu dem Schluss ich will. Vorsichtig nehme ich den Duschkopf vom Hacken und drehe den Warmwasserhahn auf und warte und warte, doch das Wasser will nicht warm werden. Okay dann nehme ich eben den anderen Stall. Beim Öffnen der Tür halte ich vorsichtshalber schon einmal die Luft an. Ich öffne auch hier den Hahn und halte meine Hand erwartungsvoll unter den kalten Strahl aber es will einfach nicht warm werden. Als meine Hand kurz vor dem Abfallen ist, beschließe ich, dass duschen völlig überbewertet wird und ziehe mich wieder an. Da auch das WLAN nicht funktioniert, koche ich mir noch etwas und kuschel mich dann mit einem Buch in meinen Schlafsack. Vorher überprüfe ich jedoch zweimal, ob die Tür zur Hütte auch wirklich zu ist. So ganz geheuer sind mir meine Nachbarn dann doch nicht, obwohl ich mich schon im selben Moment über meine Vorurteile ärgere.
Yes I can
Als ich am nächsten Morgen aufwache, stinke ich zwar aber ich habe gut geschlafen. Ich frühstücke und mache mich auf zur nächsten Tour. Während ich mich gut erholt habe, sieht die Blase an meinem Fuß übel aus. Da ich aber heute meine Wanderstiefel anziehen will, mache ich mir keine großen Gedanken. Gesagt getan stapfe ich eine Stunde später los, um den Birgeler Urwald zu erkunden. Es geht soweit alles gut, doch auf den letzten Kilometern tun mir die Füße höllisch weh und ich schleppe mich wirklich Kilometer für Kilometer zum Ziel. Endlich am Auto angekommen bin ich über glücklich, doch nicht in erster Linie weil ich endlich die Schuhe ausziehen kann, sondern weil ich zwar wusste, dass ich zwar super alleine wandern kann aber immer Angst vor den Momenten hatte an denen man nicht mehr kann oder eben die Füße höllisch wehtun. Ich war mir nicht sicher, ob ich solche Situationen alleine aushalte und jetzt hatte ich den Beweis: Ich kann es. Etwas trübt allerdings mein Glück, denn mittlerweile stinke ich so sehr, dass es selbst mich stört. Ich hatte auf der Fahrt hierher ein Hallenbad entdeckt und so beschließe ich dort zu duschen und eine Runde zu schwimmen. Endlich wieder sauber betrete ich die Schwimmhalle und bin ganz alleine und so wird aus einer Runde eine Stunde, die ich in vollen Zügen genieße. Zurück an meiner Trekkinghütte sitzt die Nachbarschaft bereits beim Wodka, ich hebe die Hand zum Gruß und schlender vorbei. Ich koche mir noch etwas und falle ins Bett. Als ich am nächsten Morgen wach werde, regnet es und meine Füße schreien: Bitte nicht wandern und so beschließe ich die Rückfahrt anzutreten. Im Auto dröhnen die Toten Hosen, ich freue mich auf meine Tochter und unseren Kater. Noch viel mehr freut es mich allerdings zu wissen, dass ich es kann. Ich kann alleine unterwegs sein, meinen Spaß haben, wenn nicht alles so läuft, wie geplant und auch dann noch, wenn ich körperlich K. o. bin.
Bist du auch alleine unterwegs? Schreib mir doch was du schon so erlebt hast und ob du gerne alleine reist.
Hallo Elke,
ich bin in meiner Jugend öfter alleine unterwegs gewesen und fange jetzt erst langsam wieder an. Allerdings habe ich wirklich Gefallen daran gefunden und ich freue mich, dass es nicht einfach nur eine Notlösung ist.
Liebe Grüße
Anja
Hallo Tanja,
ich bin zwar nicht ganz so eingebunden aber ich genieße es auch. Vor allem freue ich mich aber, dass ich es kann. Neulich meinte eine Freundin zu mir, dass sie nun nicht mehr in Urlaub fährt, weil ihre Kinder nicht mehr mitkommen. Never ever da wollte ich nie hinkommen.
Liebe Grüße
Anja
Liebe Anja, seit 2002 Reise ich alleine, seit 2011 wandere ich alleine. Aus anfänglicher Angst würde Begeisterung. Allein in einer Trekkinghütte war ich noch nie, ich glaube darauf verzichte ich auch.
Tolles Erlebnis, Dein Wochenende!!!!!!
LG Elke
ich liebe es, alleine unterwegs zu sein – zeit nur für sich zu haben ist gold wert <3