Am nächsten Morgen machen wir uns auf in Richtung Feltre, wo wir kurz den Claudia Augusta Radweg streifen. Geplant sind für heute nur ca 35 Kilometer, da uns einige Steigungen bevorstehen. Schon beim Frühstück vor dem Landhaus läuft uns die Suppe nur so runter, um 10.00 Uhr sind es schon 39 Grad im Schatten. Wir beschließen möglichst die Steigungen zu umgehen und nehmen die die Bundesstraße nach Feltre. Zunächst klappt alles super, denn es gibt einen breiten Seitenstreifen. Doch kurz vor Feltre wird der Seitenstreifen immer schmaler und verschwindet schließlich ganz. Gleichzeitig nimmt der LKW Verkehr immer mehr zu und wir müssen die Straße verlassen und auf Nebenstraßen ausweichen. Wo wir uns natürlich prompt verfahren. Als wir nach 57 km auf dem Campingplatz ankommen und endlich etwas Kaltes zu trinken vor uns haben, haben wir das Gefühl der Hölle nur knapp entgangen zu sein. Als wir wenig später in den kalten See springen bin ich fasst verwundert, dass es nicht zischt und dampft.
Nach einem Tag am See geht es dann auf unsere letzte Bergetappe. Schon nach dem Zelt abbauen sind wir klitsch nass geschwitzt. Nach einer letzten aber heftigen Steigung geht es runter ins Brentatal. Alle paar Kilometer halten wir an und schütten uns unser mittlerweile mehr als lauwarme Wasser über Kopf und Klamotten. Aber der tolle Weg und die herrliche Landschaft entschädigen und mehr als ausreichend für die Strapazen.
In Bassano angekommen ziehen wir von Bar zu Bar, denn in die Jugendherberge können wir erst um 19.00 Uhr. Ich kann kaum noch gehen, denn von dem Schweiß ist mein Allerwertester total Wund. Als ich endlich unter der Dusche stehe würde ich am liebsten vor Schmerz schreien. Ein Glück haben wir von Janas Narbe noch eine super Heilsalbe, sie macht aus meinen wunden Stellen einen Baby Popo. Wir flanieren noch etwas durch die Stadt und gehen schön essen und Jana scheint immer mehr zum absoluten Italienfan zu werden.
Als es am nächsten Morgen wieder so heiß ist überlege ich ernsthaft, ob wir nicht mit dem Zug nach Venedig fahren sollen aber dann geht natürlich der Höhepunkt der Reise verloren, nämlich mit dem Rad in Venedig einzufahren. Also verwerfe ich den Gedanken und wir machen uns auf den Weg. An einem Supermarkt frühstücken wir erst einmal und fahren weiter nach Trevisio. Ein Glück ist unser Hotel gut ausgeschildert, denn die ganzen riesen Straßen sind doch etwas verwirrend. Wir duschen schnell und machen eine Shopping Tour durch die Stadt. Unser Abendessen fällt heute bescheiden aus, wir kaufen uns einen Fertigsalat im Supermarkt und essen im Zimmer vor der Glotze. Irgendwie scheine ich Angst zu haben, dass ich verdurste, denn ich kaufe ständig etwas zu trinken.
Als wir am Morgen das klimatisierte Hotel verlassen trifft uns fast der Schlag, wir scheinen gegen eine Mauer aus heißer Luft und Dunst zu stehen. Beim Packen bewundern uns zwei Hotelgäste und ich kann mich nicht davon frei machen stolz zu sein, dass wir zwei es bis hierhin geschafft haben, schließlich ist Jana gerade mal 13 Jahre alt.
Bei dem Versuch Trevisio zu verlassen landen wir auf der Bundesstraße. Da sie einen breiten Seitenstreifen hat und es schon wieder so heiß ist beschließen wir, den direkten Weg nach Venedig zunehmen. Und ehe wir uns versehen stehen wir mitten in Mestre. Dort irren wir eine ganze Weile herum und mich verlässt mein Orientierungssinn Komplet. Irgendwie sind wir irgendwann am Bahnhof gelandet und statt in den Zug zu steigen (wir wollten ja mit dem Rad einfahren) frage ich einen Taxifahrer nach dem weg. Offensichtlich bleibt uns nichts anderes übrig als der großen autobahnähnlichen Straße zu folgen, um auf die Brücke nach Venedig zu kommen. Als wir zum Abbiegen auch noch die Spur wechseln müssen während die Autos mit 80 und mehr Sachen an uns vorbeischießen bleibt mir fast das Herz stehen. Ich verliere fast die Nerven und wir fahren ab, landen irgendwie auf einem Betriebsgelände. An einem Kiosk frage ich, ob es einen anderen Weg als die Autobahn gibt. Die Kioskfrau zeigt uns einen Weg, doch nach zwei Kilometern müssen wir wieder auf die Autobahn. Inzwischen sind wir uns einig: geht nicht gibt es nicht. Hinter der Leitblanke entdecke ich andere Radfahrer, die wohl auch nach einem Weg nach Venedig suchen. Und dann endlich, wir sind auf der Brücke und es gibt einen Radweg. Am Ortsschild machen wir Pause und mir laufen die Tränen nur so runter: Wir haben es tatsächlich geschafft. Wir fahren gleich zur Anlegestelle, um zum Lido zu kommen. Auf dem Schiff stehen wir, immer noch berauscht von dem Gefühl tatsächlich in Venedig angekommen zu sein, wie in Trance an der Reling. Am Lido angekommen finden wir einen netten kleinen Campingplatz nur mit Zelten und … einem Kühlschrank, wir können uns also endlich mal wieder etwas zum Essen kaufen, was wir nicht innerhalb von einer Stunde aufessen müssen, damit es in der Hitze nicht verdirbt. Aber vorher geht es ab an den Strand. Egal wo man hinhört nur deutsche Töne aber mit dem Auto nach Venedig fahren, das kann ja jeder und wieder erfüllt mich Stolz.
Am nächsten Tag steht Sightseeing an.
Schon auf dem Schiff natürlich nur Touris und in der Stadt sieht es um diese Jahreszeit natürlich nicht anders aus. Da hilft nur eins: wir gehen genau in die andere Richtung als alle anderen und schnell landen wir in einsamen Gassen, durchstreifen die Viertel weit ab vom Touristrom und lassen Venedig auf uns wirken. Ich war zwar schon mehrere Male in Venedig aber ich bin immer wieder total fasziniert und entdecke immer wieder Neues. Ich kann den Fotoapparat fast nicht mehr wegpacken und stelle mir vor, wie es wär hier mal eine Woche nur zum Fotografieren zu verbringen. Zurück auf dem Campingplatz kochen wir uns noch etwas Leckeres und dann schwingen wir uns noch einmal aufs Rad. Das Ziel der Strand und der Hintergedanke nackt baden. Ich freue mich, dass es meine Tochter genauso genießt, wie ich.
Die Reise neigt sich zum Ende und wir mieten uns an unserem letzten Tag ganz spießig einen Sonnenschirm und zwei Liegen am Strand. Wir genießen den Tag und denken mit Wehmut daran, dass es morgen schon vorbei ist. Am Abend gehen wir essen, das machen wir in jedem Urlaub am letzten Tag, auf der Rückfahrt dann noch ein Abstecher ans Meer.
Am nächsten Morgen bauen wir das Zelt ab, bevor es wieder so heiß wird und frühstücken später. Dann geht es auf die Fähre nach Venedig und zum Bahnhof. Wir essen noch eine super leckere Pizza und dann geht es ab in den Zug.
Ein ganz persönliches Fazit:
Es war einzigartig. Alle Ängste wegen der fehlenden Sprachkenntnisse waren umsonst. Allerdings hätte ich mir auch nie zugetraut, dass ich mit einer Mischung aus spanisch, italienisch und Händen und Füßen so offensiv umgehe.
Auch alle Ängste hinsichtlich der Kondition hätte ich mir schenken können. Jana hatte wie immer Recht: Mama wir schaffen das schon.
Es war oft eine Tortur, doch wir sind immer durch das Gefühl es geschafft zu haben entschädigt worden.
Ganz besonders war für mich das Gefühl Sand unter den Füßen zu haben und tatsächlich ans Mittelmeer geradelt zu sein.
Toll war auch meine Reisepartnerin, die sich durch nichts aus der Ruhe hat bringen lassen und statt zu meckern lieber Eidechsen und Ameisenhaufen gezählt hat.
Besonders schön war es für mich als Mutter auch Jana Italien zu zeigen und ihr die dortige Mentalität näher zu bringen.
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