Eine Hüttentour am Wilden Kaiser, damit haben wir uns mal wieder einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Nach Tagen der Internetrecherche und der bedauerlichen Einsicht, dass wir viel zu wenig Tage Zeit für die ganzen tollen Touren haben, fiel die Entscheidung auf ein Teilstück des Adlerweges. Leider allerdings nur ein klitzekleines. Und zwar laufen wir von Ella über die Gaudeamus und Gruttenhütte zum Hintersteiner See. Da das Wetter am Hintersteiner See nicht mehr gut gesonnen ist, steigen wir nicht, wie ursprünglich geplant nach Scheffau ab. Stattdessen laufen wir im Regen ein Stück um den See und setzen uns am Seestüble in den Wanderbus.
Übersicht
Das darf doch nicht wahr sein
Endlich ist es so weit und wir machen uns früh morgens auf den Weg Richtung Tirol. Um die lange Autofahrt so angenehm wie möglich zu gestalten haben wir uns ein Fresspaket mitgenommen, hören Musik und wechseln uns in regelmäßigen Abständen mit dem Fahren ab. So gelangen wir tatsächlich stressfrei bis nach Österreich. Kurz vor unserem Ziel fragt mich Jana plötzlich, ob ich meine Wanderstiefel überhaupt dabeihabe. Instinktiv trete ich auf die Bremse, fahre den nächsten Waldweg an und reiße den Kofferraum auf.
Was ich sehe, gefällt mir nicht, denn ich habe die Wanderschuhe tatsächlich, obwohl sie direkt neben dem Rucksack standen, zu Hause stehen gelassen. Was nun? Die Tour in Turnschuhen gehen ist ausgeschlossen. Während ich leicht hektisch werde, behält Jana ein Glück die Ruhe und hat recht schnell herausgefunden, dass in Kufstein das nächste Sportgeschäft ist. Ich bleibe panisch, denn zum einen haben wir schon 17:30 Uhr und zum anderen ist es mit meinen Quadratlatschen und einem Hallux nicht gerade einfach passende Wanderstiefel zu finden.
Wir erreichen das Geschäft noch rechtzeitig vor Ladenschluss und tatsächlich gibt es genau ein Paar, was mir passt. Nicht gerade begeistert mal eben ein paar hundert Euro für neue Wanderschuhe auszugeben, wo ich meine alten doch so liebe, bin ich dennoch erleichtert. Mal ganz davon abgesehen, dass mir vor drei Tagen in neuen Schuhen graut.
Von Ellmau zur Gaudeamus Hütte
Da wir früh unterwegs sind, finden wir noch einen Parkplatz in Ellmau direkt an der Bundesstraße, sodass wir auf dem Rückweg nicht ewig vom Bus bis zum Auto laufen müssen. Wir nehmen die Unterführung unter der Bundesstraße. Auf einer kleinen Straße laufen wir quer über den Golfplatz. Wir sind noch nicht lange unterwegs, als neben uns der Wanderbus hält und uns fragt, ob wir mitwollen – wollen wir natürlich nicht, wobei sich der Asphaltweg im Nachhinein schon ganz schön gezogen hat. Es geht an Bauernhöfen vorbei und durch den Wald. So richtig schön wird der Weg ehrlich gesagt jedoch erst auf dem letzten Stück, als wir in die Spatlahner Klamm kommen. Sind wir vorher vor allem auf Asphalt, Schotter und breiten Wanderwegen gelaufen, so kommen wir nun endlich auf die von uns so sehr geliebten kleinen Pfade.
Weg am Bach entlang
Der Weg durch die Spatlahner Klamm ist noch relativ neu und eine gute Alternative zur Mautstraße. Der Weg führt entlang des Ellmauer Hausbaches und wir passieren mehrere kleine Brücken, moosbedeckte Felsen und befinden uns in einem wirklich schönen Wald weitab der Massen, die hinauf zur Wochenbrunner Alm möchten.
An der Alm angekommen befinden wir uns wieder mitten im Trubel, ergattern jedoch noch einen Platz und machen eine kurze Pause, bevor wir weiter zur Gaudeamus Hütte aufsteigen. Nach einer Cola mit Blick auf die Grutten Hütte machen wir uns an die letzten Höhenmeter und gelangen auf einem Karrenweg zur Gaudeamus Hütte.
Zunächst sind auch hier noch einige Tagesgäste, doch die Terrasse lichtet sich zusehends und das Hüttenfeeling macht sich breit. Ich liebe diese Abende auf der Hütte einfach. Man kommt mit anderen ins Gespräch, tauscht sich über Touren und Wanderwege aus oder genießt einfach nur die unsagbare Stille in den Bergen.
Abendstimmung auf der Gaudeamus Hütte
Von der Gaudeamushütte zum Hintersteiner See
Wie alle auf der Hütte sind auch wir früh auf. Wir frühstücken und schlüpfen wieder in unsere Wanderstiefel. Übrigens habe ich den gestrigen Tag trotz der neuen Schuhe ohne Blasen bewältigt.Da wir keine Klettersachen dabei haben, entscheiden wir uns für den Weg durch die Klamml zur Grutten Hütte. Wahlweise kann man die Felsspalte auch direkt am Fels auf dem gleichnamigen Klettersteig bezwingen.
Der steinige Pfad führt zunächst durch Wiesen und später durch Latschen. Über Stock und Stein und durch ein trockenes Bachbett gelangen wir an eine Kreuzung. Hier geht es nicht nur zur Klamml, sondern auch zum Jubiläumssteig. Wir halten uns links und folgen dem kleinen Pfad, während es um uns herum immer felsiger und abenteuerlicher wird.
Wir zwängen uns durch eine schmale Sparte zwischen Schneefeld und Felsen und stehen vor einer ca. 3 Meter hohen Leiter. Gleich im Anschluss geht es an einem Drahtseil entlang über einige Stufen. Haben wir vorher noch neidisch auf den Weg zum Klettersteig geguckt, freuen wir uns jetzt über die kleine Klettereinlage. Mehr oder weniger eben führt der Weg nun zum Klamml Eingang. Die Klamml selbst ist nicht besonders lang, aber es gilt einige Höhenmeter zu bewältigen und ganz ohne klettern geht es auch hier nicht.
In der Klamml
Wir sind total begeistert von diesem Wegabschnitt, aber er zehrt auch an unseren Kräften. Am Ausstieg angekommen halten wir uns links und folgen dem schmalen Pfad und nach einigen Kehren geht es mehr oder weniger eben zur Grutten Hütte, wo wir eine wohlverdiente und auch dringend notwendige Pause einlegen. Allzu lange können wir den herrlichen Blick von der Terrasse aus jedoch nicht genießen. Wir haben zwar bereits einige Höhenmeter hinter uns, aber vor uns liegen noch umso mehr Kilometer.
Blick von der Grutten Hütte
Auf dem relativ breiten Höhenweg laufen wir zunächst bergab. Hier, wo wir nicht auf jeden Schritt achten müssen, haben wir endlich die Gelegenheit das herrliche Bergpanorama zu genießen. An der nächsten Weggabelung ist der Hintersteiner See bereits ausgeschildert und wir biegen rechts auf einen schmalen Pfad ab. Wir genießen den herrlichen Weg, der und in einem ständigen auf und ab am Hang entlang führt und irgendwann können wir sogar schon den Hintersteiner See sehen. Aber Vorsicht: Auch wenn es recht nah aussieht, vor dir liegen immer noch einige Kilometer.
Weg zum Hintersteiner See
Ziemlich abgelatscht erreichen wir die Kaiser Alm und wenig später die Steiner Hochalm, wo wir eine letzte Pause einlegen, bevor es über einen Karrenweg hinunter zum Hintersteiner See geht.Da wir keine Lust haben auf Asphalt um den halben See zu laufen, sind wir mehr als erleichtert, als wir am Gasthof Bärnstatt den letzten Wanderbus erreichen, der uns bis vor die Tür der Pension Meyer bringt.
Blick von der Pension auf den Hintersteiner See
Vom Hintersteiner See nach Ellmau
Leider ist es uns heute nicht vergönnt einen instamäßigen Blick auf den Hintersteiner See zu werfen, denn als wir aufwachen, regnet es und so beschließen wir lediglich am See entlang zum Seestüble zu laufen und von dort mit diversen Wanderbussen zum Auto zu fahren. Nicht gerade das, was wir uns für den Abschluss unserer Hüttentour am Wilden Kaiser erhofft hatten, doch der strahlend schöne Tag gestern, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet hatten ist einbe gute Entschädigung.
Hintersteiner See bei Regen
Hüttentour am Wilden Kaiser – mein Fazit
Ich bin total begeistert von der Tour und die lange Anfahrt hat sich in jedem Fall auch für die paar Tage gelohnt. Für mich war der Weg genau die richtige Mischung aus Herausforderung und Genuss und natürlich war es eine herrliche Abwechslung zu den Wanderungen im Bergischen Land und der Eifel, die sonst so auf dem Programm stehen. Wenn du also alpine Wege liebst, trittsicher und schwindelfrei bist, dann kann ich dir ein paar Tage im Kaisergebirge nur wärmstens empfehlen.
Weg und Wegbeschaffenheit
Von Ellmau bis zur Gaudeamushütte sind es etwa 5 Kilometer und 470 Höhenmeter. Abgesehen von dem Weg durch die Spathlaner Klamm läufst du auf breiten Wegen, die weder ein besonderes Schuhwerk noch besonderes Können erfordern. In der Spathlaner Klamm kann es je nach Wetter sehr rutschig werden, aber ansonsten brauchst du auch für diesen Wegabschnitt kein besonderes Können.
Ganz anders sieht es auf dem Weg zwischen Gaudeamus Hütte und Grutten Hütte aus. Hier sind alpine Erfahrungen, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und anständige Wanderschuhe ein absolutes Muss. Im weiteren Verlauf bis zum Hintersteiner See ist es zwar nicht mehr so unwegsam, aber auch hier geht es immer noch über Stock und Stein. Bei dieser Etappe solltest du auch unbedingt etwas Kondition mitbringen, denn sie ist nicht nur 13,8 Kilometer lang, sondern du musst auch auf dem Weg zur Grutten Hütte auf einem kurzen Stück recht viele Höhenmeter überwinden. Insgesamt geht es auf dieser Tour 727 Höhenmeter hoch und 1066 Höhenmeter runter.
Weg zur Grutten Hütte
Übernachten
Bei deiner Hüttentour am Wilden Kaiser findest du im Tal zahlreiche Hotels und Pensionen in verschiedenen Preisklassen. Unterwegs bist du dann auf die Alpenvereinshütten beziehungsweise am Hintersteiner See auf die Pension Meyer angewiesen. Die Pension ist übrigens ähnlich organisiert wie die Hütten in den Bergen. Es gibt Zweibett- und Mehrbettzimmer und ein Gemeinschaftsbad. Allerdings gibt es ein Restaurant, sodass du nicht auf das Bergsteiger*innenessen angewiesen bist, sondern dir a la Card den Bauch vollschlagen kannst.
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