Was gibt es Schöneres als auf einem Fernwanderweg einfach so lange zu laufen, wie man möchte? Sich die Etappen nach den eigenen Kräften und der Tagesverfassung einzuteilen und morgens in einer herrlichen Landschaft und völliger Einsamkeit und am besten noch mit einer herrlichen Aussicht aufzuwachen?
Eigentlich nichts und zugegeben, es spricht einiges dafür, den GR 221 mit dem Zelt zu gehen. Die Unterkünfte in den Ortschaften sind nicht immer günstig und man ist natürlich bei der Etappenlänge an die Übernachtungsmöglichkeiten gebunden.
Übersicht
Warum du dennoch nicht auf dem GR 221 zelten solltest
Ein wesentlicher Grund, warum du nicht auf dem GR 221 zelten solltest ist natürlich, dass es schlicht und ergreifend verboten ist. Ich bin sicher niemand, der sich nicht auch einmal über das ein oder andere Verbot hinwegsetzt, doch in diesem Fall finde ich das Verbot in der Tramuntana zu campen durchaus berechtigt und sinnvoll.
Zum einen, weil Mallorca eh schon ein großes Umweltproblem durch den vielen Tourismus hat und dies durch Wildcamper nicht noch vergrößert werden muss. Zum anderen handelt es sich bei der Tramuntana nicht einfach nur um einen Nationalpark. Hier finden sich 65 der insgesamt 68 endemischen Pflanzen, die auf Mallorca beheimatet sind. An keinem anderen Ort der Welt lassen sich gleich neun Orchideensorten finden, an den Hängen wachsen Rosmarin, Oliven- und Mandarinenbäume und Milane haben hier genauso eine Heimat gefunden wie Fischadler und Mönchsgeier. Wenn du mit offenen Augen durch die Tramuntana läufst und nicht nur Kilometer und Höhenmeter im Kopf hast, wirst du zahlreiche seltene Pflanzen entdecken und Tiere beobachten können.
Was macht schon ein Zelt auf dem GR 221?
Sicher wirst du jetzt sagen, dass du mit deinem kleinen Zelt nichts kaputt machst und selbstredend ja auch all deinen Müll wieder mitnimmst. Darüber lässt sich sicher streiten, denn nimmst du wirklich alles wieder mit? Packst du tatsächlich dein „Geschäft“ Plus Zubehör ein und entsorgst es im nächsten Dorf? Viel wichtiger als die richtige Entsorgung deiner Verdauungsprodukte ist mir jedoch, dass du sicher von deinem Abenteuer erzählen wirst. Du berichtest Freunden, Bekannten und vielleicht sogar auf einem Blog von deinen Abenteuern auf dem GR 221, regst damit andere zur Nachahmung an und so werden aus einem Zelt schnell 10 Zelte.
Bei meiner Vorbereitung auf die Wanderung habe ich auf vielen Blogs gelesen, dass die AutorInnen auf ihrer Tour wild gezeltet haben und auch ich habe auf meiner Wanderung zahlreiche Wanderer getroffen, die mit dem Zelt unterwegs waren. Ich möchte die Zahl gar nicht auf das ganze Jahr hochrechnen. Gegen wildes Zelten spricht aber auch die enorme Brandgefahr. Bereits Anfang Mai war es in Teilen der Tramuntana schon sehr trocken. Verbunden mit dem Wind, der dich in vielen Ecken des Gebirges begleitet, insbesondere wenn du mit Blick auf das Meer campierst kannst du mit deinem Kocher schneller einen Brand auslösen, als du gucken kannst.
Wie du die Etappen auch ohne Zelt individuell planen kannst
Der Großteil der Wanderer auf dem GR 221 ist mit den Wanderführern aus dem Conrad Stein Verlag* oder dem Rotherverlag* unterwegs und gehen die dort angegebenen Etappen. Wenn dir diese Etappen nicht zusagen kannst du mit der Landkarte von Editorial Alpina* deine Tour ganz einfach nach deinem Geschmack zusammenstellen und die Etappenziele nach deinen Wünschen wählen. Auf der Wanderkarte findest du viele Wanderwege, die entweder zu irgendwelchen Dörfern führen oder aber zu einer Straße, von wo aus du dann trampen kannst.
Wenn du bei der Übernachtung sparen möchtest, solltest du nicht nur die Refugios nutzen, sondern deine Reisezeit auch außerhalb der Ferien und der typischen Feiertage wählen. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Hotelpreise an Wochenenden steigen. Eine ausgiebige Recherche auf booking. com* lohnt sich also in jedem Fall.
Mein Appell zum Zelten auf dem GR 221
Du spielst mit dem Gedanken auf dem GR 221 wild zu zelten? Ich bitte dich, es nicht zu tun. Noch ist der Wanderweg einer der saubersten, die ich je gegangen bin. An vielen Stellen befindest du dich auf privatem Grund und Boden. Noch entscheiden die Gerichte gegen die Besitzer, die den Weg auf ihren Grundstücken gerne sperren lassen wollen. Damit dies auch so bleibt sollte man das Eigentumsrecht akzeptieren. Außerdem ist es die meiste Zeit des Jahres in der Tamuntana sehr trocken und ohne es zu wollen kannst du beim Kochen schnell einen Waldbrand auslösen. Damit beraubst du den Bauern nicht nur ihrer Existenzgrundlage und zerstörst eine einzigartige Vegetation, sondern gefährdest auch andere Wanderer.
Wir alle wollen beim Wandern die Natur genießen, um dies auch weiterhin tun zu können sollten wir uns vielleicht an das ein oder andere Verbot halten und unsere Bedürfnisse den Begebenheiten anpassen.
Wie stehst du zum Thema Wildcampen in Nationalparks und Naturschutzgebieten? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Liebe Anja,
danke für, den sehr schöner Beitrag. Wildes Campen ist vielerorts ein großes Problem. Auf Mallorca befindet sich Grund und Boden fast einhundertprozentig in Privatbesitz. Ein Recht, Camper zum Teufel zu jagen, hätten die Besitzer.
Meine Heimat ist die Sächsische Schweiz. In meiner Jugend war ich da sehr viel Boofen (wild übernachten im Freien). Offene Feuer gehörten dazu. Passiert ist nichts. Denn der Forst wusste, wer da booft. Auch ohne die Namen zu kennen. Wären wir damals unvorsichtig gewesen und es wäre zum Brand gekommen, hätte der Forst sofort ein Verbot zum Boofen für alle ausgesprochen. Der Verursacher des Brandes hätte sich nie wieder in der Sächsischen Schweiz blicken lassen dürfen.
Heute gibt es diesen Druck nicht mehr. Da entstehen durch Unachtsamkeit Brände, wie im Letztem Jahr im Rathener Gebiet. Die Löschung hat mehrere Tage gedauert. Die Verursacher des Brandes, haben die illegal besetzte Boofe Hals über Kopf verlassen. Ihre Rucksäcke mussten sie wegen der schnellen Brandausbreitung stehen lassen. Der angerichtete Schaden ist enorm.
Die Sächsische Schweiz ist ein Nationalpark und Boofen ist verboten. Feuer machen ist generell verboten. Wenn ich wandern gehe, sehe ich, wo campiert wird. Es sind einfach zu viele, die ein Abenteuer suchen. Das hält so ein kleines Gebirge nicht mehr aus. Die Zeiten von damals sind vorbei.
Und über Mallorca müssen wir nicht reden. Auch diese Insel wird von Touristen überflutet, die einfach nur Romantik erleben wollen. Das geht einfach nicht mehr. Außerdem wäre es faire, dem Besitzer für die Übernachtung zu bezahlen. Schließlich bewirtschaftet er den Grund und Boden.
Viele Grüße aus Dresden
Peter
Hallo Peter,
ich finde auch, dass die Massen das Problem sind. Es scheint gerade total in Mode zu sein beim Wandern wild zu campen. Klar ist ja auch irgendwie praktisch, da mann einfach irgendwo bleiben kann und sich nicht an Etappen halten muss. Ich denke jedoch, wer unbedingt in freier Natur campen will sollte einen ausgewiesenen Trekkingplatz aufsuchen.
Liebe Grüße Anja