Übersicht
Anreise
Als um 2.15 Uhr der Wecker klingelt frage ich mich ernsthaft, warum ich eigentlich nicht zu normalen Zeiten in den Urlaub fahren kann. Doch dann fällt es mir wieder ein: ich möchte die freien Tage so gut nutzen, wie irgend möglich, also warum wichtige Urlaubsstunden verschlafen? Außerdem ist jeder Tag bei unserer Wanderung auf dem GR 221 wichtig.
Natürlich sind wir wieder viel zu früh am Flughafen und während wir schlaftrunken durch die Gänge schlendern machen wir uns Mut, indem wir einfach mal behaupten, dass Schlafen eh völlig überbewertet wird.
Als uns auf dem Flughafen jedoch die ersten mit Sekt- und Bierflaschen begegnen wird mir schlecht. Ich gebe ja zu, dass ich im Hinblick auf Mallorcareisende nicht ganz vorurteilsfrei bin und als wir zum Gate kommen treffen wir sie tatsächlich: Die Gruppe mit alberner Kopfbedeckung und T-Shirts mit dem Aufdruck „Wir saufen bis zum Umfallen“. Der Flug ist ruhig und ich frage mich zwischenzeitlich sogar, ob ich mich mit meiner Flugangst vielleicht doch mal an einen längeren Flug wagen kann.
In Palma gelandet müssen wir gefühlte 3 Kilometer laufen (ein Glück gibt es Rollbänder), um zum Ausgang zu gelangen. Endlich angekommen schieben wir uns durch unzählige Reisegruppen und Reisebusse bis wir endlich die Bushaltestelle des ÖPNV finden und mit der Linie 1 nach Palma fahren.
Bevor wir unsere Wanderung auf dem GR 221 starten wollen wir uns noch die Stadt angucken. Einen Plan, wo wir am besten aussteigen haben wir nicht und so entscheide ich mich spontan für die Plaza de Espana. Hört sich irgendwie zentral an und erweist sich auch als gute Wahl.
Zur Kathedrale muss man zwar ein gutes Stück laufen aber hier geht auch unser Bus nach Port d’Andratx ab. Wir stärken uns mit einem Cafe con leche und machen uns auf zu einer kleinen Erkundungstour durch Palma. Die grobe Richtung gibt die Kathedrale vor, ansonsten wählen wir die Gassen ganz so, wie sie uns gefallen.
Da es noch sehr früh ist können wir Palma ohne Touristenmassen genießen. Am Ziel angekommen essen wir eine Kleinigkeit und machen uns auf den Rückweg zum Bus nach Port d’Andratx.
Der Rückweg ist nicht ganz so unbeschwert, denn an einigen Plätzen ist der Tourismus bereits zum Leben erwacht und wir stellen uns die Stadt mit Grauen in der Hochsaison vor.
Der Busbahnhof in Palma ist erstaunlich übersichtlich und so finden wir schnell den richtigen Bus. Für gerade mal 5.70 fahren wir zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Noch bin ich von Mallorca nicht überzeugt. Wir kommen zwar in einem wirklich sehr schönen Hostel unter, doch mich nerven die ganzen Deutschen.
Sogar die Werbung ist in dieser Ecke der Insel in Deutsch und im Restaurant sind wir sogar blöd angemacht worden, weil wir auf spanisch bestellt haben und es so zu einem Missverständnis gekommen ist.
Dabei ging es nicht mal um ein Menü, was ich nicht zahlen wollte, sondern lediglich darum, dass er anfing den Tisch zu decken und ich ihn darauf hingewiesen habe, dass wir nur etwas trinken wollen. Seine doch recht patzige Antwort lautete dann: „Damit so etwas nicht passiert habe ich extra gefragt, in welcher Sprache sie bedient werden möchten. Ich denke: Du Arsch und sage: Sorry, dass ich in Spanien spanisch gesprochen habe. Wir gehen noch etwas essen und früh ins Bett.
Wanderung auf dem GR 221 1. Etappe: Port d’Andratx nach Sant Elm
Um 8.00 Uhr sitzen wir abmarschbereit beim Frühstück und unsere Wanderung auf dem GR 221 kann losgehen. Hier lernen wir auch die ersten Leute kennen, die wir in den nächsten Tagen vermutlich öfter sehen werden.
Um 9.00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Vor uns liegen 7,7 Kilometer und da wir am Meer starten und enden jeweils 330 Höhenmeter hoch und runter. Das erste Stück der Etappe verläuft auf der Promenade von Port d’Andratx. Es folgen noch einige Meter auf Asphalt aus dem Ort raus. Die Asphaltierte kleine Straße kann nun durch kleine steile Wege zwischen den Serpentinen abgekürzt werden.
Ausgeschildert ist der GR 221 in diesem Abschnitt noch nicht und einzige Orientierungspunkte sind die Steinmännchen. Es geht zunächst recht steil den Berg hoch, doch mit zunehmenden Höhenmetern lässt die Steigung nach.
Der Weg wechselt zwischen schmal und breit, langweilig wird es jedoch nicht, da es immer wieder tolle Ausblicke auf die Küste und die Insel La Dragonera gibt und man eigentlich auch immer gucken muss, wo man hin tritt.
Kurz vor erreichen des höchsten Punktes wir der Weg noch einmal unübersichtlich und auch hier muss man sich an Steinmännchen orientieren. Der Abstieg nach Sant Elm ist zwar anstrengend, hat sich jedoch nicht so gezogen, wie wir ursprünglich erwartet haben.
Unser Hotel liegt direkt am Weg, dennoch suchen wir zunächst eine Bar auf, um uns eine Cola zu gönnen.
Wir sitzen noch nicht ganz, da ertönt vom Nebentisch ein: „Ach seit ihr auch schon dar! Mein Sympathie Level für die beiden sinkt ins Bodenlose. Nach der Cola checken wir ein und bekommen ein Zimmer mit Terrasse und Meerblick. Das Zimmer ist zwar sehr hellhörig aber für 63,00 Euro mehr als okay. Nach dem Duschen gehen wir noch sündhaft teuer essen und fallen ins Bett.
Wanderung auf dem GR 221 2. Etappe: Sant Elm – Ses Fontanelles
Da heute 13 Kilometer und 660 Meter Anstieg vor uns liegen, stehen wir früh auf, um unsere Wanderung auf dem GR 221 fortzusetzen.
Das Frühstück im Hotel haut uns um, denn es gibt nicht nur dicke Bohnen, sondern auch Pommes. Aber auch wer nicht auf perverses am Morgen steht, kommt hier auf seine Kosten.
Der Weg führt uns zunächst an das andere Ende des Dorfes. Dort angekommen geht es zunächst auf Asphalt weiter, doch der Weg geht bald in einen Forstweg über. Bis uns ein Steinmännchen den Weg auf einen kleinen Pfad weist.
Nun geht es stetig den Berg hoch und je höher wir kommen, desto steiniger wird der Weg. Komot sagt uns später, dass wir am steilsten Stück 30% Steigung hatten und ich freue mich, dass ich mir das Vorher nicht so genau angesehen habe.
Schon recht abgelaufen erreichen wir nach knappen 3 Kilometern die im Reiseführer beschriebene Kletterstelle. Anders als im Reiseführer beschrieben, gibt es hier allerdings kein Seil und so klettern wir mehr oder weniger auf allen Vieren den Berg hoch. Schlimm finde ich nicht die Stelle, sondern ihre Nähe zum Abgrund. Um mich mache ich mir eigentlich keine Sorgen, doch als Jana die Stelle erklimmt muss ich wegsehen.
Oben angekommen sind wir ziemlich ko, haben aber erst einen Bruchteil der Strecke hinter uns und werden mal wieder mit einer tollen Aussicht belohnt. Es geht ein kleines Stück den Berg runter und wir erreichen die Ruinen des ehemaligen Trappistenklosters La Trapa.
Wer will kann hier noch zu einem Aussichtspunkt absteigen. In Anbetracht zusätzlicher Höhenmeter reicht uns die Aussicht, die wir von hier haben.
Hinter der Klosterruine geht es zunächst auf einem Schotterweg den Berg hinauf, bis wir einen Weidezaun erklimmen.
Immerhin gelangen wir nun auf einen weniger steinigen Weg, der sich durch Dissgras mehr oder weniger eben am Talkessel entlangschlängelt.
Die Sonne brennt uns auf den Pelz und der Weg wird nach einiger Zeit 1 wieder zusehends steiniger und steiler.
Wir sind beide kein Fan von breiten Schotterpisten, doch heute freuen wir uns richtig, als der Weg in eine solche übergeht. Endlich müssen wir nicht mehr bei jedem Schritt aufpassen, wo wir hintreten und können mal Kilometer machen.
Schneller als gedacht erreichen wir die Landstraße. In dem Bewusstsein, dass die letzten zwei Kilometer auf der Straße der Horror werden machen wir an einem Parkplatz noch einmal Pause und ich überlege kurz, ob wir trampen sollen. Auf dem Parkplatz steht ein Auto und ich träume gerade davon, dass es uns zur Finca fährt als tatsächlich ein Pärchen den Wanderweg entlangkommt und das Auto ansteuert. Ich fackle nicht lange und frage, ob sie uns mitnehmen.
Kurze Zeit später steigen wir an der Zufahrt zur Finca aus und treffen auf die anderen Wanderer, die darauf warten, dass sie eingelassen werden. Von den gut 12 Wanderern bleiben zunächst nur wir und das uns bereits bekannte Pärchen über. Einige wollen nur Wasser kaufen und alle, die nicht reserviert haben werden eiskalt abserviert.
Wir beziehen ein Doppelbett im Schlafsaal, duschen und essen unser mitgebrachtes Abendessen. Das es nur trockenes Brot und Salami gibt stört uns nicht weiter, doch als im Verlauf des Abends ein junges Paar anfängt zu kochen und es herrlich riecht werden wir neidisch. Mit Skepsis werfe ich noch einen Blick auf die Felswand vor uns, die morgen erklommen werden muss und gehe ins Bett.
Wanderung auf dem GR 221 3. Etappe: Ses Fontanelles – Estellencs
So eine Nacht im Schlafsaal ist ja nicht wirklich erholsam und so freue ich mich bereits am Morgen darauf, dass wir heute wieder in einem Hotel schlafen. Ein paar Übernachtungen im Schlafsaal stehen uns bei unserer Wanderung auf dem GR 221 jedoch noch bevor. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Auf einem schmalen Schotterpfad nähern wir uns unaufhaltsam der Felswand.
Obwohl es auch hier schon den Berg hoch geht scheint die Wand vor uns nicht kleiner zu werden. Als wir den Wald verlassen wird der Weg noch schmaler und führt uns durch Gräser und Büsche Richtung Fels. Je näher wir der Wand kommen, desto steiniger wird es und umso größere Schritte sind nötig. Außerdem müssen wir über einige querliegende Bäume klettern. Als wir die erste Anhöhe erreicht haben liegt ein Steinfeld vor uns.
Die Grobe Richtung gibt ein Weidezaun vor, den wir überqueren müssen, alles andere regeln Steinmännchen. Hinter dem Weidezaun geht der Weg in einen Trampelpfad zwischen Gräsern über und die Sonne brennt uns erbarmungslos auf den Pelz aber immerhin ist es vorerst relativ eben und der Weg lässt sich gut gehen.
Über uns kreist immer mal wieder ein Hubschrauber, der aus einem Wasserbecken Wasser holt. Kurz befällt mich der Gedanke es könnte in der Nähe einen Waldbrand geben, doch nachdem wir die Piloten während ihrer Mittagspause passieren, bin ich beruhigt. Wir passieren einen weiteren Weidezaun und das gemütliche dahin schreiten ist zu Ende.
Vor uns liegen noch einige Höhenmeter und der Weg wird zunehmend unübersichtlicher. Zwischen Felsen und umgestürzten Bäumen hangeln wir uns von einem Steinmännchen zum nächsten.
Es wird wieder steiler und es müssen einige kurze aber doch sehr nah am Abgrund liegende Klettereinlagen absolviert werden, die mit einer tollen Aussicht belohnt werden.
Oben sind wir allerdings immer noch nicht. Um den höchsten Punkt des heutigen Tages zu erreichen müssen wir weglos weiter und mal wieder sind die Steinmännchen unsere einzigen Orientierungspunkte. Ich bin wirklich froh, dass ich nicht alleine bin, denn mittlerweile sehe ich vor lauter Steinen die Steinmännchen fast nicht mehr. Endlich erreichen wir eine kleine Hochebene und damit den höchsten Punkt der heutigen Tour. Auf einem schmalen Pfad geht es nun den Berg ab.
Nach einiger Zeit erreichen wir einen Schotterpfad und sind erleichtert nun nicht mehr jeden Schritt überlegen zu müssen. Nach einigen Kilometern wird der Weg nicht nur breiter, sondern auch super steil. Dank unserer Wanderkarte können wir ein Stück des Weges abkürzen. Kurz vor Estellencs trifft der Weg auf eine Asphaltstraße auf der wir uns die restlichen Meter bis in den Ort und ins Hotel schleppen. Obwohl Estellencs nicht groß ist, treffen wir in dem super süßen Hotel keinen der anderen Wanderer. Wir duschen und gehen etwas abseits der Hauptstraße essen.
Wanderung auf dem GR 221 4. Etappe: Estellencs – Banyalbufar
Da heute nur 6,7 Kilometer und schlappe 245 Meter Steigung vor uns liegen, genießen wir das Frühstück auf der herrlichen Hotelterrasse.
Wir verlassen den Ort auf der Ma 10 und biegen am Ortsausgang auf eine Betonstraße ab.
Diese verlassen wir nach kurzer Zeit und kommen auf einen Pfad auf dem Stellenweise noch das alte Pflaster zu erkennen ist.
Obwohl es noch relativ früh ist, ist es schon verdammt warm und so freuen wir uns, dass wir hauptsächlich durch mediterranen Mischwald laufen.
Trotz des Waldes haben wir immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die Küste und die Berge.
Kurz vor Banyalbufar erreichen wir das Gelände der Finca Es Rafal. Der Besitzer hatte 2004 den Weg über sein Gelände für Wanderer sperren lassen, konnte sich vor Gericht jedoch nicht behaupten. Da der Weg direkt am Hauptgebäude vorbei führt können wir ihn sogar verstehen. Wer hat schon Lust beim Frühstück auf einer herrlichen Terrasse von Wanderern gestört zu werden?
Wir verlassen das Gelände, schließen ordnungsgemäß das Gatter und schlängeln uns entlang von Trockenmauern in Richtung Banyalbufar. Als wir den Wald verlassen wird es noch ein mal steil und wir haben wir einen tollen Blick auf den Ort und uns fallen gleich die vielen Regenauffangbecken auf.
In einem dieser Becken entdecken wir sogar eine Wasserschildkröte, allerdings sind wir uns nicht ganz sicher, ob sie noch unter den lebenden weilt. Unser Hotel liegt gleich am Ortseingang und hat eine herrliche Terrasse, genau das richtige für unseren Ruhetag am nächsten Tag.
Wir springen noch in den Pool und genießen den Rest des Tages. Zur Essenszeit stehen wir wieder vor der Qual der Wahl. Bisher hatten wir bei der Restaurantwahl eigentlich nur in Estellencs eine glückliche Hand. Wir entscheiden uns für ein kleines Restaurant in einer Gasse. Es gibt nur wenige Tische und alles sieht sehr einladend aus. Ich bestelle Artischocken mit Gorgonzola. Obwohl ich mir nicht wirklich einen riesen Teller mit Artischocken vorstellen kann bin ich von der Portion doch etwas überrascht. Nach einem faulen Tag am Pool oder Strand sicher okay, aber nach einer Wanderung sind 5 Artischockenherzen doch etwas dürftig. Egal lecker sind sie. Pünktlich zum Sonnenuntergang finden wir uns wieder auf der Hotelterrasse ein und lassen den Abend ausklingen.
Du hast noch nicht genug vom GR 221? Dann findest du hier, hier (folgt) und hier (folgt) weitere Beiträge und hier (folgt) auch die Fortsetzung dieses Berichtes.
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