Der Lieserpfad führt von der Quelle bei Boxberg über 74 Kilometer bis zur Mündung in die Mosel in der Nähe von Bernkastel-Kues durch die Eifel. Er wird in allen gängigen Foren als ein Etappenwanderweg von vier Etappen beschrieben. Doch nicht allen, die den Lieserpfad gerne erwandern möchten, passen die Etappen auch in den Kram. Sei es nun, weil sie der eigenen Kondition nicht entsprechen oder, weil sie sich schlecht mit der An- und Abreise vereinbaren lassen, was bei mir der Fall war. Aus diesem Grunde habe ich mir eigene Etappen für meine Mehrtagestour auf dem Lieserpfad zusammengestellt .
Übersicht
Start meiner Mehrtagestour auf dem Lieserpfad
Nachdem ich in Manderscheid einen Parkplatz direkt in der Nähe der Bushaltestelle gefunden habe, muss ich gut eine Stunde auf den Bus nach Daun warten. In Daun angekommen stelle ich fest, dass mein nächster Bus nach Boxberg auch erst in einer guten Stunde fährt. Da die Sonne bei strahlend blauem Himmel auf die Eifel fällt und ich heute unbedingt noch ein paar Schritte laufen will, entscheide ich mich, nicht auf den Bus zu warten und stattdessen ein Taxi zu nehmen. Für 28 Euro bringt es mich direkt zum Wanderparkplatz an der Lieserquelle und ich kann die erste Etappe meiner Mehrtagestour auf dem Lieserpfad starten.
Mittlerweile bin ich es ja gewohnt alleine zu wandern. Vor meiner ersten Mehrtagestour alleine war ich trotzdem etwas nervös. Doch nach den ersten Schritten fühle ich mich genauso wohl wie immer. Der Lieserpfad führt in diesem ersten Teilabschnitt meist über Wiesenwege mit einer tollen Aussicht. Von der noch kleinen Lieser bekommt man jedoch nur ab und an etwas zu sehen.
Da die Anfahrt die meiste Zeit des Tages in Anspruch genommen hat, endet meine heutige Etappe bereits nach ca. 4 Kilometern in Neichen, wo ich meine erste Übernachtung gebucht habe. Im dortigen Gasthof Saxler werde ich als einziger Gast mit einer leckeren Rinderbrühe, einem Rinderbraten mit Spätzle und einem großen Salatteller verwöhnt. Als ich eh schon das Gefühl habe zu platzen, kommt auch noch ein Vanillepudding mit frischen Erdbeeren. Dermaßen abgefüllt lese ich noch ein paar Zeilen und falle dann den in Tiefenschlaf.
2. Etappe meiner Mehrtagestour auf dem Lieserpfad
Für heute steht dann mit 11,6 Kilometern die längste Etappe auf dieser Tour an.
Ich bin früh wach und somit bereits um 8.30 Uhr beim Frühstück und entsprechend früh auf dem Lieserpfad. Obwohl es noch relativ früh ist, kann ich bereits nach wenigen Metern den Pullover ausziehen und nach drei Kilometern verschwindet auch meine Jacke im Rucksack. Es ist einfach ein traumhaft schöner Tag und das saftige Grün, welches überall sprießt, macht ihn nur noch schöner.
Zunächst geht es tatsächlich entlang der Lieser durch eine herrliche Frühlingslandschaft. Auf dem weiteren Verlauf des Lieserpfades entferne ich mich mal mehr, mal weniger von der Lieser. Obwohl ich schon eine gefühlte Ewigkeit auf Asphalt laufe, bin ich von der Landschaft so abgelenkt, dass ich es kaum merke.
Und trotz des beschwerlichen Untergrunds komme ich gut voran. Kurz vor Daun beginnt er dann jedoch, der altbekannte Kampf bis zum Etappenziel. Der Abstieg auf Teer macht meinen Füßen zu schaffen und die letzten Meter durch den Ort ziehen sich wie Kaugummi. Aber gerade das macht ja das Ankommen so schön. Da mein Zimmer noch nicht fertig ist und das Hallenbad, welches Hotelgäste nutzen können, geschlossen ist, mache ich es mir in einer Kneipe gegenüber von dem Hotel bequem und genieße die Sonne.
Anschließend beziehe ich mein Zimmer und nehme erst einmal eine Dusche. Obwohl ich von meinem Zimmer freie Akustik auf die Terrasse des Restaurants habe und bereits mitbekommen habe, dass da eine Horde besoffener Eifelprolls sitzt, entschließe ich mich dort zu essen. Ich habe einfach keine Lust noch irgendwo anders hinzugehen. Als ich die Terrasse des Restaurants betrete bin ich ehrlich gesagt erstaunt, dass die laute Horde nur aus vier Personen besteht. Sie pöbeln nicht nur vorbeigehende Fußgänger an, sondern auch die Bedienung. Als sich einer im Suff auch noch in die Hose pisst, bin ich etwas erstaunt, dass sie nicht raus geworfen werden und ihnen stattdessen weiterhin Alkohol in Massen serviert wird. Ich beobachte das Szenario und stelle plötzlich fest, dass es noch gar nicht so lange her ist, da hätte ich die Terrasse nicht einmal betreten. Freudig merke ich, dass mir das alleine Reisen auch ein ganzes Stück Selbstsicherheit gegeben hat. Und so esse ich und die Dumpfbacken tun mir fast leid, wenn ich daran denke, wie es ihnen morgen früh geht.
3. Etappe auf dem Lieserpfad
Heute lasse ich bei herrlichem Wetter so richtig die Seele baumeln. Da es bis zur nächsten Unterkunft nur ca. 8 Kilometer sind, schlafe ich länger und frühstücke dann in aller Ruhe in der Morgensonne. Auf dem Weg aus Daun raus verlaufe ich mich dann erst einmal grandios. Als ob das Laufen durch die Ortschaften nicht schon beschwerlich genug wäre, da muss ich die Tortour auch noch verlängern. Wieder auf Kurs, geht es in den Dauner Schlosspark.
Der ist zwar wirklich nett angelegt aber ich bin von dem ewigen Laufen auf Asphalt und Schotter leicht angenervt. Als es zum Gemünder Maar auch noch über die Straße geht, bin ich drauf und dran, einen Blogartikel darüber zu schreiben, warum der Lieser Pfad alles andere als der schönste Wanderweg Deutschlands ist.
Doch dann geht es endlich auf einen Waldweg und ich beginne mich mit dem Lieserpfad zu versöhnen. Der Waldweg ist zwar breit aber ich bin froh, wieder auf natürlichem Untergrund zu laufen und genieße das schöne Wetter.
Ich mache ausgiebige Fotostopps und bin erstaunt, wie wenig hier los ist.
Und dann endlich, kurz vor der Üdersdorfer Mühle, geht es auf einen kleinen Steig und gleich fällt mir das Laufen viel leichter.
Da meine heutige Unterkunft in Sichtweite der Mühle liegt, beschließe ich, den Nachmittag hier lesend in der Sonne zu verbringen. Eigentlich wollte ich hier auch etwas essen, bevor ich rüber in die Pension gehe, doch ich erfahre, dass der Betrieb bereits um 16.00 Uhr schließt. Gedanklich bereite ich mich schon auf mein Wurstbrot vor, als ich mitbekomme, dass die holländische Familie am Nebentisch offenbar in der Mühle übernachtet und sich über das Abendessen berät. Auf der Karte stehen nur Spiegelei, Sülze, Fleischkäse und ähnliches. Was weder mich wirklich anmacht, noch der Familie zu gefallen scheint. Als sich die Mutter auf den Weg macht und nach einer Alternative fragt, steht plötzlich Rindergulasch im Raum. Kurz entschlossen mache ich mich auf den Weg zur Gastwirtin, schildere ihr meine Situation und frage, ob ich mich bei dem Gulasch irgendwie einklinken kann. Sie guckt mich von oben bis unten an und grinst. Ich solle um 18.00 Uhr kommen, dann werde ich schon nicht verhungern. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Ich checke in der Pension ein, nehme eine Dusche und mache mich auf den Weg zurück zur Mühle. Ich werde kurzerhand zu der Familie gesetzt, wir radebrechen etwas und genießen unseren Gulasch.
Meine vorerst letzte Etappe auf dem Lieserpfad
Eigentlich sollte ich heute noch 6 Kilometer vor mir haben, was mir bei der noch anstehenden Autobahnfahrt ganz recht war und eigentlich ja auch absichtlich so geplant war. Bereits gestern haben mich die Gespräche der anderen Wanderer in der Übersdorfer Mühle jedoch stutzig gemacht. Da war immer die Rede von 10 Kilometern bis Manderscheid. Heute Morgen weist mich dann auch gleich das erste Schild darauf hin, dass es auf dem Eifelsteig noch 9 Komma irgendwas Kilometer bis Manderscheid sind.
Insgeheim ärgere ich mich über die Aufzeichnung bei Outdooraktiv, die sich schon mehrere Male auf der Tour als recht ungenau herausgestellt hatten, insgeheim hoffe ich aber auch immer noch, dass Lieserpfad und Eifelsteig vielleicht auf unterschiedlichen Strecken verlaufen. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt, dennoch gebe ich sie schnell auf und füge mich in mein Schicksal.
Warum auch nicht, ich muss zu keinem bestimmten Zeitpunkt zurück sein, das Wetter ist herrlich und trotz einer riesen Blase läuft es sich super. Und während ich noch in Gedanken dabei bin, wie ich denn nun meine Meinung über Deutschlands schönsten Wanderweg in einen Artikel packen könnte, geht es, ich kann es überhaupt nicht glauben in einen kleinen Pfad.
Meine Wanderhormone hüpfen vor Freude und ich lege gleich einen Zacken zu. Das war im Nachhinein betrachtet dumm, denn wäre ich langsamer gegangen, hätte ich mehr von dem Pfad gehabt. Er geht nämlich leider nach einigen 100 Metern wieder in einen breiten Forstweg über. So oder so ähnlich ergeht es mir noch ein paar Mal. Immer mal wieder geht es für ein paar Meter auf kleinen Pfaden, doch leider folgen auch immer wieder Kilometer auf breiten Forstwegen. Ca 1,5 Kilometer vor Manderscheid versucht mich der Weg noch einmal milde zu stimmen.
Es geht tatsächlich bis in den Ort auf einem kleinen Pfad durch eine tolle Landschaft. Tja und das ist sie auch schon zu Ende, meine Mehrtagestour auf dem Lieserpfad und damit meine erste Mehrtagestour alleine.
Für mich ist in Manderscheid fürs erste Schluss. Bis hierhin war der Weg landschaftlich eine Wucht. Die Wegbeschaffenheit lässt meiner Meinung nach jedoch zu wünschen übrig, zumal, wenn man damit wirbt, dass der Lieserpfad der schönste Wanderweg Deutschlands ist. Dennoch werde ich auch die restlichen Etappen des Lieserpfades bei Gelegenheit bei einer weiteren Mehrtagestour unter die Lupe nehmen.
Das Wichtigste in Kürze
Anreise
Es empfiehlt sich, das Auto am Ende der Wanderung zu parken. In Manderscheid bietet sich hierfür der Parkplatz in der Friedrich Straße an. Er liegt gleich beim Kreisverkehr und ist ausgeschildert. Von hier aus sind es nur wenige Meter bis zur Bushaltestelle. Für 5,00 € geht es mit der Buslinie 300 nach Daun. Die Linie 300 verkehrt stündlich, etwas seltener fährt die Linie 509 von Daun nach Boxberg. Gegebenenfalls lohnt es sich hier ein Taxi zu nehmen.
Etappen
Lieserquelle bis Neichen ca. 6 Kilometer
Neischen bis Daun ca. 10 Kilometer
Daun bis Üdersdorfer Mühle ca. 8 Kilometer
Üdersdorf bis Manderscheid ca. 10 Kilometer
Übernachten am Lieserpfad
Der Gasthof Saxler* in Neichen ist mit 75,00 € nicht gerade preisgünstig. Dafür ist das Personal sehr nett und ich bin gut umsorgt worden.
Das Hotel Stadt Daun* liegt direkt in der City und ist somit alles andere als ruhig gelegen. Zumindest mein Zimmer ging zur Straße und Terrasse raus und es war dementsprechend laut. Das Einzelzimmer kostet 62,00 €, dafür gibt es allerdings ein tolles Frühstücksbuffet und man kann, wenn nicht gerade ein Feiertag ist, das Hallenbad nutzen.
Die Pension am Lieserpfad* liegt in Sichtweite der Üdersdorfer Mühle und nimmt für das Einzelzimmer 41,00 € und serviert ein typisches Pensionsfrühstück. Abendessen gibt es hier allerdings keins. Wenn man nicht mit einem mitgebrachten Brot vorlieb nehmen möchte, sollte man also versuchen in der Mühle etwas zu bekommen.
Beschilderung und Orientierung
Der Lieserpfad ist fast durchgängig gut Beschildert. Eine Ausnahme bilden hier die Ortschaften, wo die Beschilderung etwas verwirrend und teilweise auch mangelhaft ist. Ungenau fand ich auch die Aufzeichnungen bei Outdooraktiv. Ich weiß nicht genau, ob es nicht vielleicht an meinem Handy lag, aber nicht selten befand ich mich auf dem Lieserpfad und Outdooractiv zeigte mir an, dass der Weg eigentlich auf der anderen Seite der Lieser verläuft
Weg und Wegbeschaffenheit
Der Weg führt durch eine sagenhafte Landschaft. Es geht durch Wälder und über Wiesen und nicht selten am Waldrand entlang. Die Wegbeschaffenheit hat mich persönlich auf diesem Teilstück nicht überzeugt. Zum einen waren viele Asphalt- und Schotterstrecken dabei und zum anderen verläuft der Weg meist über breite Waldwege.
Ausrüstung und Verpflegung
Eine besondere Ausrüstung ist nicht erforderlich, festes Schuhwerk sollte es jedoch schon sein. Ich hatte auch meine Wanderstöcke dabei, habe mich aber eigentlich nur die ganze Zeit über sie geärgert, da ich sie nicht gebracht habe. Wichtiger ist es genügend Verpflegung mitzunehmen, da es unterwegs keine Einkehrmöglichkeit gibt. Da ich nur einmal Wechselklamotten dabei hatte, bin ich mit meinem Tagesrucksack ausgekommen. Handtücher und Kosmetikartikel gibt es jeweils in den Unterkünften.
Kennst du den Lieserpfad oder hast du irgendwelche Fragen? Ich freue mich über deinen Kommentar.
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