Anfang des Jahres hatte ich die Gelegenheit zu einem ca. fünfstündigen Kurzaufenthalt in Lübeck. Was lag da näher, als die Zeit für eine klassische Sightseeingtour zu nutzen. Also habe ich mich schlaugemacht und mir ein kleines Programm zusammengestellt.
Geplant hatte ich den Besuch mehrere Sehenswürdigkeiten und natürlich sollte am Ende ein Artikel mit dem Titel „Fünf Dinge, die du in Lübeck unbedingt sehen musst“ oder so ähnlich herauskommen.
Übersicht
Der Versuch
Als ich in Lübeck aus dem Zug steige, ist es windig und unangenehm kalt, also eigentlich die besten Voraussetzungen für meinen Plan, denn die Versuchung mich einfach als stiller Beobachter in ein Straßencafé zu setzen fiel schon einmal weg. Also mache ich voller Tatendrang auf den Weg und das Holstentor, die erste ausgewählte Sehenswürdigkeit liegt eh auf meinem Weg in die Stadt, an ihr komme ich also sozusagen gar nicht vorbei.
Ich mache ein paar Bilder, die natürlich bei dem grauen Himmel nicht so recht wirken wollen, und mache mich auf in Richtung Rathaus. Auch hier mache ich ein paar Bilder, doch irgendwie merke ich, dass ich diese Bilder gar nicht für mich mache sondern für den geplanten Artikel. Ich merke, dass hier etwas nicht stimmt und ich komme nicht darum herum mich zu fragen, was ich da eigentlich mache. Irritiert beschließe ich ein Café aufzusuchen und erst einmal inne zu halten.
Die Erkenntnis
Es dauert nicht lange und ich finde ein nettes Café mit großem Fenster zur Straße und mit etwas Glück bekomme ich sogar einen Fensterplatz. Ich beobachte die vorbeilaufenden Menschen, fast wie in einem Straßencafé bei schönem Wetter. Als der dampfende Kaffee vor mir steht, wird mir klar, warum Lübeck und ich so einen schweren Start hatten. Es liegt einzig und allein daran, dass mich weder das Rathaus noch irgendeine der sicher sehenswerten Kirchen wirklich interessiert. Kurz und gut: Das klassische Sightseeing ist einfach nicht mein Ding.
Sightseeing a la Anja
Wenn ich in eine fremde Stadt komme, laufe ich eigentlich immer erst einmal durch die Straßen und Gassen. Entscheide mich an jeder Kreuzung neu, ob ich nun nach links oder rechts gehe oder einfach auf der Straße bleibe. Ich lasse mich dabei von schönen Häusern, netten Gässchen oder interessanten Geschäften leiten und nehme die Atmosphäre der unterschiedlichen Stadtviertel auf.
Ob ich dann nach Stunden und mit lahmen Füßen alle angeblich sehenswerten Sehenswürdigkeiten gesehen habe, ist mir egal. Viel wichtiger ist mir, dass ich etwas von dem Leben der Stadt mitbekommen habe. Ich mache mich von dem Gedanken frei unbedingt einen „Must see in Lübeck“ Artikel für meinen Blog schreiben zu müssen, trinke den Kaffee aus und gebe Lübeck und mir eine neue Chance.
Ich streife durch die Gegend und lasse die Stadt auf mich wirken und tatsächlich finde ich sogar die netten Hinterhöfe in der Altstadt, von denen ich schon so viel gehört habe und sogar einige der vielen Brücken liegen auf meinem Weg.
Als meine Füße lahm werden, blicke ich auf den Stadtplan, den ich im Café in meine Tasche verbannt hatte und auf die Uhr, denn einen Ortstermin habe ich doch, bevor ich mich auf zum Bahnhof mache. Ich möchte in die Hafenstraße und zwar dorthin, wo vor 21 Jahren 10 Menschen einem rassistischen Brandanschlag zum Opfer gefallen sind und so, gemeinsam mit unzähligen anderen Opfern rechter Gewalt viele Jahre meines Lebens geprägt haben. Dort, wo damals das Asylbewerberheim stand, ist heute ein Parkplatz, der Gedenkstein ist verschoben worden aber immerhin gibt es ihn, seine Inschrift lässt es mir kalt den Rücken herunterlaufen. Etwas bedrückt trete ich den Rückweg an, doch der kleine Spaziergang immer am Wasser entlang tut gut, und so komme ich gut gelaunt am Bahnhof an und muss sagen, dass mir Lübeck sehr gut gefallen hat.
Infos für einen Kurztrip nach Lübeck
Ich verstehe ja, wenn du nicht so ganz unvorbereitet nach Lübeck kommen möchtest. Deshalb habe ich etwas bei anderen Bloggern gestöbert und bin fündig geworden. Bei Tanja von Vielweib on Tour findest du eine tolle Tour durch die Stadt und eine Liebeserklärung an Lübeck. Einen knackigen Überblick über die Geschichte von Lübeck und seine Sehenswürdigkeiten findest du bei Janett von teilzeitreisender.de und Imke von Crappy Radio Station and Candy Bars nimmt dich mit zu sieben Sehenswürdigkeiten und einem Café und auch Britta von My Happy Places hat für dich die ihr wichtigsten Orte in Lübeck zusammengestellt. Wenn du nun immer noch nicht genug weißt, dann findest du bei Tanja noch mehrere Artikel zu Lübeck und auch Helga von Travelstory.ch hat noch etwas auf Lager. Außerdem gibt es bei North Star Chronicles Tipps für einen Tagesausflug nach Lübeck
Warst du schon in Lübeck und wie hat es dir gefallen? Wie erkundest du fremde Städte und was ist dir dabei wichtig? Ich feue mich über deinen Kommentar.
Frohes Neues Jahr liebe Anja,
vielleicht hast Du mal nächstes Mal etwas mehr Zeit in Lübeck. Unser schönes Literaturhotel im Herzen der Lübecker Altstadt wäre Dir wärmstens zu empfehlen. Ich wünsche dir einen guten Start ins Jahr 2023. Vielleicht mal persönlich bei uns persönlich im Klassik Altstadt Hotel in der Fischergrube 52.
Liebe Grüße aus der Marzipan Stadt
Hilke Flebbe
Ungefähr so habe ich es in Maastricht gemacht. Die Zeit zum Umsteigen verlängert und durch die Stadt gestromert.
Lübeck ist in meinen Augen sehr schön, und trotzdem reichen die fünf Stunden auch.
Passend zur Fünf möchte ich hiermit auch am Neujajrsgewinnspiel teilnehmen, und zwar mit der #5, einem Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag. Allerdings nicht Lübeck (ja, den gibt es auch), sondern Sizilien
Hey Naninka,
Sizilien ist toll, was hast du denn dort vor? Ich war vor Jahren mal mit dem Motorrad dort.
Ich wünsch dir was Anja
Liebe Anja,
danke für deinen ehrlichen Artikel! Wir sollten viel öfter einfach das in einer Destination machen, was wir persönlich wollen und nicht das, was von uns Reisebloggern erwartet wird.
Liebe Grüße
Ria
Hallo Ria,
da kann ich eigentlich nicht mehr tun, als dir zuzustimmen. Zumal ich mit dem Bloggen eigentlich angefangen habe, um mal so zu schreiben, wie ich es will – ohne Redakteur und Verlag im Rücken. Eigentlich erschreckend, wie schnell man für ein paar LeserInnen und Likes seine Selbstbestimmtheit aufgibt.
Liebe Grüße Anja und immer das tun, was du willst und nicht, was andere erwarten. :-)
Hallo Imke,
gerne doch. Wenn ich mit einem Auftrag unterwegs bin find ich das ja völlig okay, aber wenn ich für mich privat irgendwohin fahre, dann habe ich einfach keine Lust mich von meinem Blog leiten zu lassen.
LG Anja
Hallo Anja,
ich mache eigentlich gerne klassisches Sightsseing. Aber in Lübeck habe ich es ähnlich gemacht wie Du. Ich habe mich durch mein Hobby Geocaching durch die Stadt führen lassen. Das mache ich oft und gerne in fremdem Städten. Denn hierbei entdeckt man auch das eine oder andere, was in keinem Reiseführer steht.
Viele Grüße, Heike
Hallo Heike,
das mit dem Geocaching finde ich eine super Idee, um eine fremde Stadt zu entdecken.
Bis hoffentlich bald mal wieder
Anja
Hallo Anja, dieses Gefühl, dass man Sehenswürdigkeiten nicht für sich selbst sondern für den Blog anschaut, kenne ich. Wenn ich mich dabei ertappe, schalte ich auch immer einen Gang runter und versuche das alles gelassener anzugehen ;) Daher kann ich deinen Lübeck Besuch sehr gut nachvollziehen :) Vielen Dank für die Verlinkung! Viele Grüße, Imke