Das Bavella Massiv

Das Bavella Massiv oder auch als die Dolomiten Korsikas bekannt, gehört zu den beeindruckendsten Landschaften auf der Insel. Selbst, wenn du nicht klettern oder wandern möchtest, lohnt sich ein Besuch. Bereits seit dem 20. Jahrhundert werden die beeindruckenden Gipfel des Massivs bestiegen. Wo einst nur Hirten und Mufflonjäger unterwegs waren, triffst du heute an allen Ecken auf begeisterte Outdoorsportler*innen, denn seither wurden zahlreiche Kletter- und Wanderrouten erschlossen.

Klettern im Bavella Massiv

So alt wie die Erschließung ist auch die Frage, ob sie überhaupt sinnvoll ist. To bolt or not to bolt, that is the Question. Wir waren in der Vorsaison im Bavella Massiv klettern und möchten uns gar nicht vorstellen, wie es hier im Sommer ist, wenn sich Tausende die schmale Straße zum Bavella Pass hochquälen. Nicht desto Trotz hat uns das Bavella Massiv total beeindruckt und es ist ein wahres Kletterparadies in dem Anfänger*innen genauso auf ihre Kosten kommen, wie ambitionierte Sportkletterer*innen.

Die Sektoren Filetta, Tarella und Margherita

Die Sektoren Filetta, Tarella und Margherita legen direkt an der Passhöhe und sind vom dortigen Parkplatz in ca 10 Minuten zu erreichen. La Terella ist der perfekte Sektor für Anfänger*innen und zum Warmklettern. Im Sektor Margherita findest du vor allem lange Routen im Schwierigkeitsgrad 5 und 6 und im Sektor Filetta sind die Routen zwar schön aber auch recht kurz.

Wenn du Glück hast und einen der begehrten Parkplätze auf dem Bavella Pass ergatterst, dann bist du nach ungefähr 10 Minuten am Kletterfelsen. Wir sind recht früh losgefahren und haben auch problemlos einen Parkplatz gefunden. Dies kann allerdings in der Hauptsaison ganz anders aussehen, denn hier starten nicht nur verschiedene Wanderwege, sondern der Parkplatz ist auch ein beliebter Ausgangspunkt, wenn man nur Teile des Fernwanderweges GR 20 laufen möchte. Hinzu kommen natürlich auch noch all jene, die in dem kleinen Restaurant einen Kaffee trinken und die Aussicht genießen möchten.

Klettern im Bavella Massiv

Allein der Zustieg zu den Sektoren ist atemberaubend, denn du hast hier eine wahnsinnige Aussicht. Da wir immer noch Anfänger*innen am Fels sind, starten wir unseren Kletterausflug ins Bavella Massiv im Sektor La Tarella, wo wir gleich acht 4er-Routen zur Auswahl haben. Obwohl die Sektoren eigentlich relativ bekannt und bequem zu erreichen sind, sind wir zunächst tatsächlich allein hier. Ich persönlich weiß immer nicht so recht, was ich davon halten soll, wenn wir irgendwo am Felsen ganz allein sind. Einerseits ist es natürlich toll, wenn es so ruhig ist und man sich nach Lust und Laune ausbreiten kann. Auf der anderen Seite  ist man aber natürlich auch ganz auf sich selbst gestellt, wenn doch einmal etwas passiert, und so bin ich gar nicht so böse, als es sich gegen Mittag etwas füllt.

Klettern im Bavella Massiv

Die Sicherungsplätze in diesem Sektor liegen schattig unter Bäumen, sodass hier auch zur Mittagszeit gut gesichert werden kann. Die Absicherung hier ist perfekt und der Fels nicht nur vielseitig, sondern auch schön griffig. Besonders gut gefällt uns, dass die ersten drei Bohrhacken recht nah beieinander liegen, was uns eine gewisse Sicherheit im Vorstieg gibt. Für uns ist der Sektor La Tarella perfekt und wir können ihn bedingungslos für Einsteiger*innen empfehlen. Wer sich nicht mit den 4er-Routen zufriedengeben möchte, der kann nach dem Aufwärmen nach links in den Sektor Margherita wechseln. Hier sind die Routen länger und liegen hauptsächlich im 6er-Bereich. Oder eben in den Sektor Filetta umziehen.

Klettern im Bavella Massiv: Wie viele Tage?

Für das Klettern im Bavella Massiv kannst du ruhig ein paar Tage einplanen, denn insbesondere, wenn du nicht auf leichte Routen angewiesen bist, findest du entlang der Passstraße zahlreiche spannende Sektoren. Übernachten kannst du übrigens hervorragend auf dem Campingplatz U Ponte Grossu. Der Platz liegt direkt am Fluss und du hast Zugang zu einem großen Gumpen, in dem es sich herrlich schwimmen lässt. Die Sanitäranlagen sind sauber und eine kleine Bar mit Blick auf den Fluss kannst du den Klettertag gemütlich ausklingen lassen. Außerdem befindet sich direkt hinter der Brücke am Campingplatz ein weiterer Kletterfelsen, der allerdings recht anspruchsvoll ist.

Weitere Sektoren an der Passstraße

Le Barring

Le Barring ist eines der wenigen Klettergebiete, in denen du eine so große Anzahl Routen im oberen Schwierigkeitsgrad findest, die noch dazu recht lang sind, sodass du in jedem Fall ein 70 Meter Seil und ausreichend Exen einpacken solltest.

Für den Zustieg brauchst du ca. 30 Minuten. Parken kannst du am Campingplatz. Wenn du von der Sulinzana Seite der Brücke kommst, dann folgst du dem Weg, der etwa 15 Meter unterhalb des Flusses entlangführt. Nach ca. 8 bis 10 Minuten kommst du an den Fluss und folgst dem Flussbett etwa 100 Meter flussaufwärts. Rechts kommt dann ein Pfad, der auf einen Felsvorsprung hinaufführt und einige Meter oberhalb des Flusses weitergeht. Weiter geht es steil auf ein Plateau und dann links zu einem großen Felsen. Nachdem du einen kleinen Sattel überquert hast, kommst du an einen Felsen, um den du linksherum gehst und nach etwas Kraxelei erreichst du die Kletterrouten. Abgesehen von zwei 6er-Routen liegt der Schwierigkeitsgrad hier im 7er und 8er-Bereich.

Klettern im Bavella Massiv

A Cupulatta

Ähnlich schwer geht es in dem Klettergebiet La Cupulatta zu, denn auch hier liegen die Routen, abgesehen von drei 6er-Routen im Bereich 7 und 8. Wenn dich das nicht abschreckt, dann parkst du am besten in der Nähe des Canyoning-Zentrums. Wenn du ca. 20 Meter nach dem Canyoning Zentrum die Straße hochgehst, kommt auf der linken Seite ein Weg, dem du etwa 100 Meter folgst. Kurz nachdem du auf der linken Seite die Reste eines Autofracks entdeckt hast, hältst du dich rechts. Wenn du an ein kleines Felsband kommst, steigst du links davon ab und folgst den Fixseilen zum Fluss. Nach einer Flussüberquerung gehst du flussabwärts bis zu einem Gumpen. Hier steigst du links an der Felswand auf und querst am Ende den Hang nach rechts. Nach ungefähr 50 Metern geht es dann geradeaus hinauf zum Felsen.

Le 3G

Auch eher Anspruchsvoll ist das Klettergebiet Le 3G. Hier ist der Name übrigens Programm, denn du hast hier tatsächlich 3G-Empfang. Die Routen haben alles zu bieten, was sich fortgeschrittene Kletterer*innen wünschen können. Sie sind teilweise bis 35 Meter lang, steil und auf Überhänge musst du auch nicht verzichten. Die Routen liegen mit wenigen 6er-Routen im Bereich 7 und 8. Einziges Manko: Der etwa 30-minütige Aufstieg ist schweißtreibend. Rund um das Corsica Canyoning Center gibt es Parkmöglichkeiten, die allerdings in der Canyoning-Saison auch schnell voll sind. Rund 200 m unterhalb des Corsica Canyoning Centers zweigt ein steil ansteigender Weg ab, der direkt durch die Macchia führt und im zweiten Teil durch einige Fixseile gesichert ist. Nach ungefähr 20 Minuten erreichst du eine Art Klettersteig und steigst am Fuß des Felsens rechts weiter hinauf. Stellenweise erleichtern dir hier Metallstufen den beschwerlichen Aufstieg.

Klettern im Bavella Massiv

A Vacca

Etwas leichter geht es im Klettergebiet A Vacca zu. Hier findest du neben einer 4er und drei 5er-Routen verschiedene vor allem kurze Routen im Schwierigkeitsgrad 6, sodass du mit einem 40 Meter Seil auskommst. Allerdings kannst du nicht in unmittelbarer Nähe des Kletterfelsens parken, sondern musst bis Arghiavara fahren und hier in der Hochsaison auch Parkgebühren zahlen. Wenn du einen der begehrten Parkplätze ergattert hast, musst du wohl oder übel ca. 1,6 Kilometer die Straße in Richtung Sulinzara entlanglaufen. In der dann folgenden Linkskurve geht ein kleiner Pfad ab. Diesem folgst du, bis es erneut links zum Felsen geht.

Noch mehr Klettergebiete und ein Kletterführer

Noch mehr tolle Klettergebiete im Bavella Massiv, aber auch auf ganz Korsika findest du in dem Kletterführer Falaises de Corse. Hier findest du mehr als 2700 Routen in insgesamt 87 verschiedenen Klettergebieten. Angeblich handelt es sich um das Standardwerk für Korsika. Wir haben ihn gekauft, weil wir ihn sehr übersichtlich fanden und er uns einen guten Einblick in das, was uns bei unserem Kletterurlaub auf Korsika erwartet gegeben hat. Außerdem sind alle Gebiete kurz mit Piktogrammen beschrieben. Angeblich bietet kein anderer Korsikaführer mehr Routen. Der Führer ist mit zahlreichen Fotos illustriert und vermittelt so einen ersten Überblick über die verschiedenen Gebiete der Insel.
Alle Gebiete/Wände werden über Piktogramme detailliert beschrieben. Hier erfährst du die Ausrichtung, Zustiegszeiten, welches Gestein du vorfindest, die Wandhöhe und wie lang dein Kletterseil sein sollte. Außerdem zeigen dir die Piktogramme ob das Gelände familientauglich ist und ob du auch bei Regen klettern kannst. Die Topos sind meist recht übersichtlich über Farbfotografien gelegt, mitunter auch über handgezeichnete Skizzen. Zusätzlich beinhaltet die neue Ausgabe 62 Mehrseillängen und 2 Bouldergebiete.

Klettergebiete in anderen teilen Korsikas findest du hier.

GR 20 Luft schnuppern

Wenn dir mal nicht nach Klettern ist, dann kannst du von dem Parkplatz auf der Passhöhe auch etwas GR 20 Luft schnuppern und eine Tagestour auf dem legendären Weitwanderweg machen Der GR 20 ist einer der anspruchsvollsten und bekanntesten Fernwanderwege Europas und verläuft über rund 180 Kilometer durch das gebirgige Herz der Mittelmeerinsel Korsika. Der Weg erstreckt sich von Calenzana im Norden bis nach Conca im Süden und bietet spektakuläre Aussichten auf zerklüftete Berglandschaften, alpine Wiesen und dichte Wälder. Der GR 20 ist in der Regel in 16 Etappen unterteilt, die jeweils eine Tageswanderung umfassen. Die Route erfordert eine gute Kondition, Trittsicherheit und Ausdauer, da viele Passagen steil und technisch anspruchsvoll sind. Unterwegs gibt es Schutzhütten (Refuges) und Zeltmöglichkeiten, die den Wanderern einfache Unterkunft bieten. Die beste Reisezeit ist von Juni bis September, wenn die Wetterbedingungen stabiler sind. Dennoch sollte man sich auf wechselhaftes Wetter einstellen. Der GR 20 zieht Abenteurer aus der ganzen Welt an, die die wilde Schönheit Korsikas und die Herausforderungen des Weges erleben möchten.

Klettern im Bavella Massiv auf Korsika 1

Der richtige Reiseführer für Korsika

Wenn du dich schon etwas auf meinem Blog umgesehen hast, dann weißt du, dass ich eigentlich nirgendwo hinfahre ohne einen Michael Müller Reiseführer. Das hat einerseits mit nostalgischen Anwandlungen zu tun, denn schon als ich noch mit meinen Eltern im Bulli unterwegs war, lag immer ein Michael Müller Reiseführer auf dem Armaturenbrett. Damals noch ohne Fotos und mit handgemalten Landkarten, aber auch damals schon mit tollen Tipps. Inzwischen bin ich älter und die Reiseführer professioneller geworden, aber sie sind immer noch ein guter Begleiter für deine Entdeckungsreisen. Von der Anreise bis zu unterschiedlichen Zielen, die einen Besuch lohnen, findest du hier alles, was du für einen gelungenen Trip auch abseits von ausgetretenen Pfaden brauchst.

Warst du auch schon auf Korsika klettern? Welche Klettergebiete kannst du empfehlen?