Die meisten werden vermutlich auf die Frage, ob sie Friedrichstadt kennen antworten: „Friedrichstadt, wo ist das denn?“ Und das ist nicht einmal böse gemeint, denn hätte mich meine Tochter nicht auf dieses 2416 Seelen umfassende Dorf mit dem vielversprechenden Namen Stadt aufmerksam gemacht, dann wäre es vermutlich immer ein dunkler Fleck auf meiner persönlichen Landkarte geblieben. Und das völlig zu Unrecht, denn Friedrichstadt ist nicht nur ein nettes Städtchen, sondern hat auch eine wirklich interessante Geschichte.
Übersicht
Friedrichstadt Lage
Friedrichstadt liegt in Schleswig Holstein, so mehr oder weniger zwischen Heide und Husum. Oder genauer gesagt zwischen den Flüssen Eider und Trene, die dem Städtchen den Charakter geben und manch einen Touristiker dazu veranlassen von Friedrichstadt als Amsterdam des Nordens zu reden und den holländischen Charakter des Ortes hervorzuheben.
Ich mag diese Vergleiche ja nicht, denn Amsterdam ist Amsterdam und nur, weil es irgendwo ein paar Kanäle gibt gleich den Vergleich mit Amsterdam heranzuziehen ist nicht mein Ding. Allerdings muss ich den Touristikern von Friedrichstadt zugestehen, dass der Vergleich mit Holland durchaus berechtigt ist.
Friedrichstadt Geschichte
Das Friedrichstadt bis heute tatsächlich an einen Ort in Holland erinnert, liegt nicht nur an den Grachten und holländisch anmutenden Häusern. Es hat tatsächlich mehr oder weniger eine holländische Vergangenheit. Als Herzog Friedrich III das kleine Städtchen 1621 gründete, war sein Ziel kein geringeres als die Gründung einer Handelsmetropole. Hierzu holte er vor allem Niederländer und vor allem die verfolgten Remonstranten an den Ort, indem er ihnen Religionsfreiheit versprach.
Die Religionsfreiheit zog jedoch auch andere Glaubensrichtungen nach Friedrichstadt und schnell hatte der Ort den Ruf eine Stadt der Toleranz zu sein und auch andere Glaubensgemeinschaften siedelten sich hier an. Die Toleranz fand jedoch spätestens mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus ein jähes Ende.
In der Gegend lebten nicht viele Juden. Doch in Friedrichstadt gab es eine jüdische Gemeinde, die 1850 mit 500 Mitgliedern zu einer der größten im Gebiet zählte. In der Reichspogromnacht wurde die Friedrichstädter Synagoge zerstört und zahlreiche Geschäfte geplündert und ihre Inhaber verschleppt. Doch es gab auch Widerstand. Ein Friedrichstädter Bürger wollte sich dem Boykott jüdischer Geschäfte nicht anschließen. Doch es kam letztendlich, wie es in der damaligen zeit wohl kommen musste. Er wurde von der Bevölkerung durch das Dorf gejagt und hielt dem Druck letztendlich nicht stand und erhängte sich.
Ein Bummel durch Friedrichstadt
Ich persönlich bin ja nicht so der Typ, der die Sehenswürdigkeiten einer Stadt oder eines Ortes abklappert. Ich streife lieber durch die Gegend und lasse alles auf mich wirken. So auch in Friedrichstadt. Etwas wahllos gelange ich in das Zentrum und parke auf dem Marktplatz.
Mein erstes Ziel ist ein geöffnetes Cafe, denn ich muss tierisch aufs Klo und so trinke ich erst einmal einen leckeren Cappuccino in der Eisdiele am Marktplatz. Gestärkt und erleichtert mache ich mich auf den Weg. Zunächst zieht es mich zur ersten Gracht, die ich sehe. Von dort aus lasse ich mich einfach durch die Gassen treiben. Wenn ich etwas nettes sehe biege ich ab und schaue es mir an.
Sehenswertes in Friedrichstadt
Wer es etwas koordinierter mag, dem kann ich die Kirchen in Friedrichsstadt empfehlen, die von der religiösen Vielfalt des kleinen Städtchens zeugen.
Auch die Hausmarken, die Auskunft über den Erbauer oder Bewohner des Hauses geben sind sehenswert. Die Tradition stammt aus dem Jahre 1621, wird aber von vielen Friedrichstädtern bis heute mit viel liebe beibehalten.
Sehenswert ist auch das schiefe Haus, von dem man als Laie annimmt, das es wohl nicht mehr viele Jahre stehen wird. Doch hinter der Bauweise steckt System, denn der obere Teil des Hauses wurde als Lagerraum genutzt und um die Ware mit dem Flaschenzug leichter befördern zu können wurde der Giebel leicht nach vorne gebaut. Ganz nebenbei gehört das schiefe Haus zu einen der ältesten Gebäude im Städtchen.
Sollte das Wetter nicht gerade zu einem Spaziergang einladen, so lohnt sich ein Besuch im Museum Alte Münze. Aber Achtung hier geht es nicht etwa um Geld, sondern um die Stadtgeschichte.
Außerdem gibt es in Friedrichstadt die größte Modelleisenbahn – Schauanlage in Schleswig Holstein zu bewundern und ein Tischlereimuseum.
Wer sich gerne auf eine professionelle Führung verlässt kann dies entweder bei einer Stadtführung oder bei einer Fahrt durch die Grachten tun.
Übernachten in Friedrichstadt
Ich selbst habe nur einen mehrstündigen Zwischenstopp auf meiner fahrt nach Husum in Friedrichstadt gemacht, doch wer hier mehr Zeit verbringen möchte oder auf der Durchreise hier gerne eine Nacht anhängen möchte findet zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort.
Hast du auch einen Geheimtipp auf Lager? Einen Ort, der nicht so bekannt ist aber trotzdem sehenswert ist? Dann her damit. Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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Ach wie schön! Wir verbringen dieses Jahr Ostern in Friedrichstadt und nach deinem Bericht freue ich mich nun umso mehr drauf!
Liebe Grüße
Angela
Hallo Angela,
dass kannst du auch, denn es ist wirklich schön dort. Außerdem kann ich dir noch eine ultimative Wattwanderung mit meiner Tochter empfehlen. Sie arbeitet gerade in der Wattenmeerschutzstation in Husum und macht unter anderem Wattführungen. Ach ja und wenn du schon in Husum bist, dann musst du unbedingt in das Künstlercafé. Da gibt es nicht nur Torten zum reinlegen, sondern auch ein tolles Frühstück.
Ich wünsche dir jedenfalls tolle Ostern.
Liebe Grüße Anja