Übersicht
Geschichte des Londoner East End
Das Londoner East End, das sind Immigranten, Trendsetter und Jack the Ripper. Das East End befindet sich nur einen Steinwurf von der Londoner City mit ihren modernen Bürobauten entfernt und war seit jeher ein Viertel der Einwanderer. Seien es nun die Hugenotten, Iren, Juden oder Pakistanis, sie alle haben das Viertel, das sich immer mehr zu einem hippen Szeneviertel mausert, geprägt.
Bereits im Mittelalter gab es im heutigen East End Elendsquartiere. Zur Zeit der Industriellen Revolution lebten hier in erster Linie Immigranten aus Irland. Wie es hier zu dieser Zeit ausgesehen hat, kann man sich vielleicht vorstellen, wenn man bedenkt, dass die Lebenserwartung zur Hochzeit der Industrialisierung im Londoner East End gerade mal bei 16 Jahren lag. Übrigens begann die Heilsamee genau hier ihre Arbeit und gründete 1888 das erste Nachtasyl für Obdachlose. Die nächste große Einwanderungswelle in das East End kam zwischen 1880 und 1940.
In dieser Zeit zogen mehr als 130000 Juden aus Osteuropa in das Londoner East End. Mit ihnen nahmen Druckereien, koschere Metzgereien und Synagogen Einzug in das Viertel. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen Einwanderer aus Uganda, Bangladesch und Somalia und Pakistan den Platz der Juden ein und brachten ihre eigene Kultur ins East End und nicht wenige Straßenschilder sind in Englisch und Bangali.
Angelockt von billigen Mieten kam die letzte Einwanderungswelle bestehend aus Künstlern, Designern und Studenten und es kam, wie es kommen musste, auch im Londoner East End explodierten die Immobilienpreise. Es entstanden aber auch zahlreiche kleine Cafés und Restaurants, die dem Viertel, abgesehen von der Street Art, die viele Besucher anlockt, ein gewisses Flair geben.
Unser Spaziergang durch das Londoner East End
Wie kann man ein Stadtviertel besser erkunden und zumindest einen kleinen Einblick in das dortige Leben bekommen, als durch einen Spaziergang mitten durch? Und genau das machen wir. Wir starten an der Liverpool Street Station, die sozusagen die Grenze zwischen der Londoner Finanzwelt und dem East End bildet und verweilen kurz an dem Denkmal für die „Children of the Kindertransport. Es erinnert daran, dass zwischen 1938 und 1939 mehr als 10.000 jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei in England eine Zuflucht fanden und so vor dem sicheren Tod durch die Nationalsozialisten bewahrt wurden.
Dann gehen wir links an der Station vorbei und kommen auf die Middlesex Street, der wir bis zur Whitechapel High Street folgen. Hier gehen wir links und die zweite gleich wieder links und kommen über die Old Castle Street auf die Commercial Street die wir nach einigen Metern rechts wieder verlassen und über die Fournier Street zur Brick Lane gehen. In der Fournier Street befindet sich übrigens das „The Ten Bells“ vormals „Jack the Ripper Pub“
Die Bricke Lane ist das Herz des Viertels und so folgen wir ihr bis zum Ende. Am Ende angekommen schlängeln wir uns durch ein paar Seitenstraßen und gehen über die Shoreditsch High Street wieder zurück zur Liverpool Street Station.
Sehenswertes im Londoner East End
Nicht nur bei einem Spaziergang durch das East End kann man die Atmosphäre des Viertels einfangen, sondern auch bei dem Besuch eines Markets, von denen es im East End gleich vier Stück gibt. Der Spitalfields Market auf der Commercial Street zwischen Lamp Street und Brushfield Street hat täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Neben Imbisständen und modernen Restaurants gibt es hier Donnerstags Antiquitäten und am Sonntag auch Biokost und Backwaren.
Der Petticoat Lane Market hat eine über 250 jährige Geschichte und findet jeweils Sonntags zwischen 9.00 und 15.00 Uhr auf der Middlesex Street und in den angrenzenden Nebenstraßen statt, angeboten werden in erster Linie neue und gebrauchte Klamotten.
Der Brick Lane Market ist ein Straßenmarkt der armen Leute und findet jeweils sonntags zwischen 8.00 und 14.00 Uhr statt. In dieser Zeit werden zwischen der Eisenbahnunterführung und der Bethnal Green Road, sowie in den Nebenstraßen billige Klamotten, alte Fahrräder und allerhand Ramsch verhökert. Dies hört sich zunächst nicht nach einem interessanten Angebot an, wer jedoch das East End mit all seinen Facetten erleben möchte, sollte sich unbedingt die Zeit für einen Besuch nehmen.
Der sonntägliche Columbia Road Market auf der gleichnamigen Straße bietet Blumen in Unmengen an und gilt als der schönste Blumenmarkt Londons.
Einen Einblick in vergangene Zeiten bietet das Dennis Sever’s House in der Folgate Street 18. Hier wurde das früher von Hugenotten bewohnte Haus quasi in den Urzustand versetzt und alles sieht so aus, als wären die Bewohner nur mal eben zur Arbeit gegangen. Etwas zeitgenössischer geht es hingegen in der Whitechapel Art Galery mit wechselnden Ausstellungen in der gleichnamigen Straße zu.
Mein Fazit zum Londoner East End
Nach allem, was ich im Vorfeld meiner Reise gelesen hatte, habe ich mir das Londoner East End irgendwie anders vorgestellt. Dabei kann ich gar nicht genau sagen wie. Irgendwie ärmer, heruntergekommener, mehr wie einen sozialen Brennpunkt in dem man als Tourist total auffällt und sich auch nicht so wirklich wohlfühlt.
In einigen Texten zum East End hatte ich auch gelesen, dass man hier Handy und Kamera besser nicht öffentlich zur Schau trägt. Ich gebe zu, wir haben nicht alles gesehen und vielleicht gibt es diese Ecken ja wirklich, doch ich denke wir haben durch unseren Spaziergang einen guten Einblick in das Leben im East End bekommen und ich muss sagen, dass ich mich selbst mit der Kamera in der Hand zu keiner Zeit unwohl gefühlt habe. Selbst als eine Mülltonne verschoben habe, um ein Bild besser aufnehmen zu können, hatte ich nicht das Gefühl groß aufzufallen. Mir hat das East End mit seinen kleinen Kaffees, Restaurants und seinem Multikultiflair total gut gefallen.
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Wenn du noch mehr über das East End und London wissen möchtest oder gar eine Reise dorthin planst, empfehle ich dir den London Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag
Wie sieht es bei dir aus kennst du das Londoner East End und wie gefällt es dir? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Hallo Anja,
toller Artikel, ich glaub ich muss unbedingt mal nach London fahren und es erkunden.
Ich würde gerne den #29 gewinnen.
Alles Liebe
Kathrin
Hallo Kathrin,
das solltest du wirklich tun. Nicht nur das East End ist toll. Mal abgesehen von Westminster hat mit London sehr gut gefallen.
LG Anja
Schöne Stimmungsvolle Bilder im Bericht. Hinterlassen Eindruck.
Gruß Barbara
Danke. ich bin auch immer noch ganz hin und weg von dem Viertel.
Liebe Grüße
Anja