Trouble

Auch in diesem Jahr ist meine Liste „Ärger mit der Deutschen Bahn“ wieder um eine Episode länger geworden. Ob mich das wirklich wundert, sei mal dahingestellt.

Unser Nachtzug aus Italien hatte zwei Stunden Verspätung und damit war an unsere Anschlusszüge natürlich nicht mehr zu denken. Damit waren allerdings auch unsere reservierten Fahrradstellplätze weg. Dies brachte mich zunächst nicht aus der Fassung, denn erstens kannte ich das schon und zweitens versprach die Schaffnerin, beim zuständigen Zugführer anzurufen und für unsere geregelte Weiterfahrt zu sorgen. Ich war schon fast bereit an ein Wunder zu glauben, denn so viel Service und Entgegenkommen kannte ich bei der DB bisher nicht. Kurz vor München musste ich dann jedoch erfahren, dass ich mich zu früh gefreut habe. Als ich die Schaffnerin aufsuchte und fragte mit welchem Zug sie denn nun telefoniert hätte war von all dem keine Rede mehr und sie verwies mich an den Servicepoint im Bahnhof. Ich habe noch zu einem: „Ja aber sie …“ angesetzt, doch da hatte sie sich schon umgedreht und entschwand.

Rettungsanker: Servicepoint

Gut dachte ich, gehen wir zum Servicepoint, dort bekommen wir einen Stempel auf die Fahrkarten und einen Hinweis, dass unsere Fahrräder transportiert werden sollen, war im letzten Jahr schließlich auch so. In München angekommen habe ich dem netten Herrn am Servicepoint erklärt, was Sache ist und er hat mir eine neue Verbindung rausgesucht, damit war die Sache für ihn erledigt. Für mich jedoch nicht, da ja noch der Hinweis für den Fahrradtransport fehlte. Als ich ihn darauf hinwies bekomme ich die so typische Antwort: „Das kann ich nicht, sie müssen den Stellplatz reservieren.“ Ich merkte, wie mein Blutdruck in 10er Schritten stieg, atmete einmal tief durch und setzte an: „Aber im letzten …“, weiter kam ich nicht, denn nicht mehr ganz so freundlich teilte er mir mit, dass er dafür nicht zuständig sei und ich mich an das Reisezentrum wenden müsse und damit war die mir zustehende Servicezeit um.

Niemand ist zuständig

Mittlerweile kochend vor Wut, schließlich wusste ich ja, dass eine Reservierung jetzt zur Ferienzeit nicht mehr zu bekommen war, bin ich zum Reisezentrum getiegert. Ein Glück musste ich erst eine Nummer ziehen und geraume Zeit warten, so hatte ich die Möglichkeit wieder etwas runter zu kommen und die Chance dem zuständigen Mitarbeiter nicht gleich an die Gurgel zu gehen. Als ich dran war, bewegte sich mein Blutdruck so um die 140 und ich konnte mein Anliegen relativ freundlich vorbringen. Die Mitarbeiterin guckte ich meine Fahrkarten an, tippte etwas in ihren Computer, guckte wieder auf die Fahrkarten und tippte. Schließlich strahlte sie mich an und meinte: „Ja, da kommen sie heute leider nicht mehr weg.“ Alle meine Vorsätze freundlich und sachlich zu bleiben waren weg und ich konnte nur ein „schön, vielleicht muss ich auch irgendwann mal wieder arbeiten“ hervorpressen. Woraufhin mir die Schalterbeamtin mitteilte, dass ich den Verdienstausfall bei der Bahn geltend machen könnte. Darauf ist mir nur noch eingefallen zu fragen, ob dies auch für die Folgen einer Kündigung gelte? Ich erntete Schweigen und setzte nach: „Das ist ja alles gut und schön aber es wird ja wohl möglich sein zwei Fahrräder nach Köln zu transportieren und einen entsprechenden Vermerk auf die Fahrradkarte zu machen.“ Woraufhin sie einen weiteren Mitarbeiter konsultierte, ich den gewünschten Vermerk bekam und sie sich mit den Worten: Das muss aber letztendlich der Schaffner entscheiden“ entließ. Das es besser war diesen besser erst gar nicht zu fragen wussten wir aus dem letzten Jahr und so sind wir in den nächsten Zug nach Stuttgart gestiegen und siehe da, das Fahrradabteil war nur zur Hälfte ausgebucht. So viel zum Thema heute kommen sie hier nicht mehr weg. Anders sah es dann beim Umsteigen in Stuttgart aus, denn hier waren recht viele Fahrräder am Start. Dennoch sind wir eingestiegen, denn jeder Bahnhof näher an Köln hätte die Weiterfahrt mit dem Regionalzug erleichtert. Den anderen Fahrradfahrern haben wir unsere Situation geschildert und haben auch zunächst große Solidarität geerntet, die hielt aber immer nur so lange, bis der Schaffner kam und einen skeptischen Blick in das Fahrradabteil warf, dann hörte man aus den Sitzreihen hier und da den verhaltenen  habe reserviert“. Bis Mainz ist es uns gelungen unsere Räder immer wieder umzustellen, entweder auf freie Plätze oder in eine Lücke zwischen zwei Plätzen. Der Schaffner war ob der Situation sichtlich verzweifelt, sagte mir immer wieder, dass er das eigentlich nicht dürfte und das ich die Verantwortung übernehmen müsse, falls beispielsweise jemand Fahrradschmiere an den Klamotten hätte. Da meine Kette fast unüberhörbar nach Schmiere schrie, konnte ich diese Verantwortung getrost übernehmen. Doch in Mainz drohte die Situation zu eskalieren. Unsere Räder standen in der Zwischenzeit auf zwei reservierten Plätzen. Als die beiden Frauen einstiegen, bin ich gleich hin, habe ihnen die Situation erklärt und wir haben begonnen, ihre Stellplätze zu räumen. Die beiden Damen waren jedoch so aufgebracht, dass sie mir gar nicht zugehört haben und mich nur beschimpft haben, selbst als ich ihnen unsere Sitzplätze in dem mittlerweile überfüllten Zug angeboten habe, wir mussten ja jetzt eh unsere Räder festhalten, schimpften sie noch wie die Rohrspatzen. Ich musste daran denken, wie entspannt es in Italien war. Dort mussten wir ein Stück mit einem völlig überfüllten Zug fahren, da die Straße gesperrt war. Der Zug hatte nicht mal ein Fahrradabteil, dennoch hat uns die Schaffnerin beim Ein- und Aussteigen geholfen und die Fahrgäste haben sich gelassen an unseren Rädern vorbeigequetscht. Wenn wir verzweifelt versucht haben wenigstens etwas Platz zu machen haben sie nur abgewunken und gemeint, dass es schon ginge. Schlagartig wird mir klar, dass ich wieder in Deutschland bin und ich kann mich gerade noch bremsen, den beiden Frauen an den Kopf zu werfen, was für kleinkarierte Arschlöcher sie sind. Als der Schaffner das nächste , war ich mir ganz sicher, dass er uns raus werfen würde, er hat es nicht getan, ich habe mich bedankt und ihm versprochen ihn positiv in einem Beitrag zu erwähnen, was ich hiermit getan habe.

Welche Erfahrungen hast du mit der Deutschen Bahn gemacht? Forderst du deine Fahrgastrechte konsequent ein und lässt dir bei Verspätungen einen Teil des Fahrpreises erstatten?

Ich freue mich auf deinen Kommentar.