Ehrlich gesagt hatte sich mir die Frage, wie es ist, das Fahrrad im Flieger mitzunehmen bis zum Frühjahr noch nicht gestellt, denn ich hasse es zu fliegen. Ich sitze lieber Stunde um Stunde im Zug als kurze Zeit im Flugzeug – bisher zumindest. Wir hatten das Bahnreisen auch schon fast perfektioniert. Mit der richtigen Kombination aus Citynightline und normalen Zügen kommt man nämlich in – na ja, in einigen Stunden – schon ziemlich weit und mit dem Europaspezial ist es sogar super günstig. Da wir dieses Jahr in Rom starten wollten, schien alles kein Problem zu sein, doch dann die Horrormeldung: „DB stellt Citynightline ein“. Wie paralysiert setzen wir uns an den Computer und checken Bahnverbindungen. Das Ergebnis: Gute 30 Stunden bis Rom und nicht einmal ein Europa Spezial. Es soll also nicht nur ewig dauern, sondern auch noch ewig viel kosten. In einem Anflug von Wahn fange ich an die Internetseiten der Airlines zu checken und siehe da, aus 30 Stunden werden 1 ½ Stunden und der Preis bleibt nahezu gleich. Ich gehe kurz in mich und komme zu der Überzeugung, dass ich 11/2 Stunden Angst aushalte. Tja und von diesem Punkt an nahm die Planung unserer Reise ganz neue Züge an und es folgte erst einmal eine schlaflose Nacht, in der ich mich gefragt habe.

  • Kriege ich das wirklich hin oder wird der Flug zum Horror?
  • Wie verpacken wir unsere Räder und vor allem wo bekommen wir Verpackungsmaterial für den Rückflug her.
  • Wir können keinen Spiritus mitnehmen, müssen also erst welchen finden, bevor wir kochen können (von anderen Reisen wusste ich, dass dies unter Umständen nicht ganz leicht sein wird).
  • Was ist, wenn die Räder beim Transport beschädigt werden?
  • Was machen wir mit den Kartons am Flughafen?

Am nächsten Morgen sah die Welt dann schon ganz anders aus und ich hatte zu meiner alten Überzeugung: Geht nicht gibt’s nicht zurückgefunden. Also haben wir uns an die Buchung gemacht.

 

Tipps für den besten Preis

Einen billigen Flug zu buchen ist doch eigentlich ganz einfach. Man nutzt eine der zahlreichen Suchmaschinen und fertig. Allerdings kommt man bei einer Fahrradreise mit Zelt und allem Drum und Dran nicht mit dem Handgepäck aus und so lohnt sich ein genauer Vergleich der Gepäckpreise durchaus. Ganz davon abgesehen, dass die verschiedenen Airlines unterschiedliche Preise für den Fahrradtransport haben. Sieliegen für die Kurz- und Mittelstrecke zwischen 50,00 und 70,00 Euro. Wichtig ist, dass man beim Umsteigen doppelt zahlt.

Nachdem wir also einen, unserer Meinung nach angemessenen Flug gefunden hatten, stellte sich die Frage des Gepäcks. Wir sind zwar mehr als minimalistisch unterwegs aber Zelt, Kocher und Schlafsäcke wiegen nun einmal, doch wie viel eigentlich? Da wir uns bis dato nie um Gewicht, sondern eher um Platz in den Radtaschen gekümmert hatten, haben wir bei der Buchung einfach mal geschätzt und, wie sich beim Probepacken herausgestellt hat, sehr großzügig. Wenn du also wirklich den optimalen Preis erzielen möchtest, solltest du vorher wissen, was deine Ausrüstung so auf die Waage bringt.

 

Fahrradverpackung

In den Richtlinien der Airlines heißt es meistens, dass die Räder in Taschen oder Kartons verpackt sein müssen. Zudem muss der Lenker schief gestellt werden, die Pedalen abmontiert und die Luft aus den Reifen gelassen werden. Im Nachhinein müssen wir jedoch zu diesem Thema sagen, dass nichts so heiß gegessen wird, wie gekocht.

Wie wir vorgegangen sind

Nachdem ich mich damit abgefunden hatte, dass ich nach 21 Jahren wieder ein Flugzeug besteigen würde, habe ich mich daran gemacht Kartons für den Hinflug zu besorgen und ich habe mich via Facebook schlau gemacht, wie wir die Verpackung auf dem Rückflug organisieren können. Die Kartons für den Hinflug habe ich bei meinem Fahrradhändler bekommen, der mir auf Anmeldung einfach zwei Verpackungen von gelieferten Rädern zurückgelegt hat. Für den Rückflug hat mir irgendjemand empfohlen die Räder einfach in Frischhaltefolie einzuwickeln – kam mir ehrlich gesagt etwas komisch vor, aber gut der Rückflug war ja auch noch weit weg. Außerdem ist es mir irgendwie immer wichtiger gut hin zu kommen, zurück geht dann schon irgendwie.

Verpackung für Fahrräder

Um sicher zu gehen, dass wir am Flughafen nicht Unsummen an Übergepäck zahlen, haben wir noch einmal Probe gepackt. Ohne Flug fahren wir, auf zwei Räder verteilt, mit zwei großen Ordliebtaschen*, zwei Frontrollern, zwei Lenkertaschen und haben Zelt und Isomatten* auf dem Gepäckträger. Für den Flug haben wir die zwei großen Taschen zu einem Gepäckstück zusammengebunden, Zelt und Isomatte, samt der leeren Lenkertaschen in einen Ortliebsack* gesteckt und hatten jeweils einen Frontroller als Handgepäck. Einen Tag vor dem Abflug haben wir dann unsere Räder in den Kartons verstaut und ein Großraumtaxi für den Weg zum Flughafen bestellt.

Fahrrad im Karton

 Fahrradmitnahme im Flugzeug die Praxis

Obwohl der Taxifahrer erst nicht wusste, wie er die Sitze umlegen sollte, haben wir die verpackten Räder gut zum Flughafen bekommen und dort auf so einen Rollwagen geladen. Wir hatten es gerade durch die Rolltür ins Flughafeninnere geschafft und waren schon die Attraktion des Tages. Die Absperrung in der Schlange am Schalter zu passieren war schon ein Kunststück, aber wenn wir gar nicht um die Kurve gekommen sind, haben wir sie einfach verrückt. Um uns rum haben sich die Leute ständig gefragt, was wir da wohl transportieren. Der coolste Spruch war: „Guck mal, die nehmen einen Fernseher mit“. Endlich am Schalter angekommen wurden wir zum Sperrgepäck verwiesen, haben uns noch einmal durch den halben Flughafen manövriert – der ein oder andere Mülleimer musste schon verschoben werden – und dann ging alles ganz schnell. Die Räder liefen durch den Scanner und weg waren sie. Und dieses „weg waren sie“ war so schön. Wenn man mit dem Zug fährt, hat man ständig die Räder am Hals. Selbst wenn sie endlich vermeintlich gut verstaut im Fahrradabteil stehen kommt meist noch jemand, den irgendetwas stört oder sie sind umgekippt oder sonst etwas, aber wir waren sie einfach los und konnten ganz entspannt durch den Flughafen schlendern.

Auf dem Weg ins Flugzeug haben wir unsere Räder noch kurz auf dem Gepäckwagen an uns vorbeifahren sehen und dann haben wir sie und uns dem Schicksal des Luftverkehrs überlassen. Und siehe da, nach 1/12 Stunden sind zumindest wir sicher in Rom gelandet und es war auch gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.

 

Wie bekommen wir unsere Räder wieder?

Glücklich wieder Boden unter den Füßen zu haben machen wir uns auf zum Gepäckband, doch seit der Landung verfolgt mich eine Frage: Was heißt eigentlich Sperrgepäck auf Italienisch? Oder zumindest auf Englisch, denn schließlich befinden wir uns in Rom und nicht in Hinterpusemuckel. Meine Tochter, die zukünftige Abiturientin kann mir auch nicht weiterhelfen und bevor ich mich in einer Tirade über das deutsche Bildungssystem ergehe warte ich einfach mal ab. Und wie es eben so ist bei der Gepäckausgabe am Flughafen: Die Koffer kommen und gehen und irgendwann kommen eben keine mehr. Doof nur, dass wir bisher gerade mal unser Zelt, die Isomatten und zwei leere Lenkertaschen ergattert hatten. Aber dank verschiedener Kindersendungen in meiner Kindheit habe ich ja gelernt: Wer nicht fragt, bleibt doof. Und so habe ich mich auf den Nächstbesten gestürzt, der einigermaßen offiziell aussah, und habe ihn -wie weiß ich nicht mehr – nach der Sperrgepäckausgabe gefragt. Seine Antwort konnte ich auch nur großzügig interpretieren aber immerhin konzentrierte sich unser Fokus danach auf ein stillstehendes Fließband. Und während wir noch hilflos auf den Stillstand starrten, tauchten plötzlich unsere Radtaschen auf und kurze Zeit später schoben zwei nette Herren die Kartons mit unseren Rädern in die Halle. Glücklich, dass nun alles beisammen war, laden wir wieder alles auf einen Rollwagen und wollen so schnell wie möglich Richtung Ausgang. Doch Mist, hier war irgendwie alles enger und vor jeder Tür mussten wir den Wagen abladen und die Räder einzeln durchschieben – egal wir waren in Italien.

Und jetzt

Tja jetzt war guter Rat teuer, wir standen mit zwei verpackten Fahrrädern bei guten 40 Grad am Flughafen in Rom. Zunächst haben wir uns einen Schattenplatz gesucht und angefangen die Räder zu montieren. Eigentlich alles kein Problem. Im Schweiße unseres Angesichts haben wir die Lenker gerichtet, die Pedalen montiert und in Schichtarbeit die Reifen wieder aufgepumpt. Als wir fertig waren, waren wir schweißgebadet und hatten immer noch ein Problem: Wie werden wir die doofen Kartons wieder los? Die umstehenden Mülleimer waren definitiv zu klein um sie, selbst zerlegt, zu entsorgen. Ja und wir gestehen, wir haben die Kartons teilweise zerlegt und auf die umliegenden Mülleimer verteilt, die Reste haben wir zusammengelegt und hinter einen Mülleimer geschoben und dann sind wir geflüchtet. Noch heute hoffen wir, dass uns das Reinigungsteam vom Flughafen verzeihen kann.

Der Rückflug

Irgendwie konnte ich den Rückflug wesentlich entspannter angehen. Klar sollte mein Rad nicht heil aus dem Gepäckraum kommen würde ja auch nicht meine ganze Reise platzen aber irgendwie hat sich auch eine gewisse Routine eingestellt. Wir hatten am Tag zuvor eine billige Isomatte ergattert und 8 Rollen Frischhaltefolie gekauft. Am Flughafen angekommen haben wir dann alle empfindlichen Teile mit der Isomatte abgeklebt und dann jedes Rad in 4 Rollen Frischhaltefolie eingepackt. Etwas nervös haben wir uns anschließend auf den Weg zum Schalter von Eurowings gemacht, nur um dort zu erfahren, dass unsere Verpackungskünste gar nicht nötig gewesen wären. Wieder wurden wir ans Sperrgepäck verwiesen aber diesmal begleitete uns ein netter Herr, half uns, wo nötig und dann waren sie wieder weg unsere Räder. Wie auf dem Hinflug auch haben wir es wieder total genossen, dass alles so unkompliziert funktioniert hat und wir unsere Räder gut losgeworden sind.

Sicherung der gangschaltung

Fahrradverpackung Rückflug

Fazit Fahrradmitnahme im Flugzeug

Die Fahrradmitnahme im Flugzeug kostet natürlich eine ganze Stange Geld, aber dafür spart man eine Menge Zeit und es ist einfach viel relaxter als mit der Bahn. Je nachdem, wo es hingehen soll werden wir in jedem Fall wieder das Flugzeug nehmen, statt uns Stunde um Stunde mit der Bahn herumzuärgern. Super fand ich es natürlich auch, dass ich mir die Nächte, in denen ich immer versucht hatte, noch zwei der begehrten Stellplätze zu ergattern diesmal schenken könnte. Was ich aber definitiv anders machen werde beim nächsten Mal: Ich werde sehen, dass alle Reifen Autoventile haben, denn es ist quasi unmöglich mit einer kleinen Pumpe 4 Bar in die Reifen zu bekommen und Tankstellen oder Autovermietungen gibt es am Flughafen immer. Einen Nachteil hat die Fliegerei mit dem Rad aber doch: Viele Flughäfen sind nur über autobahnähnliche Zubringer zu erreichen und so kann die An- und Abfahrt unter Umständen etwas heikel sein. Wir hatten Glück, denn in Italien kann man eigentlich ganz gut auf Schnellstraßen radeln und in Deutschland sind wir mit dem Auto an und abgereist. Unter Umständen lohnt es sich also ein paar Stationen mit dem Zug zu fahren, sofern dies möglich ist.

Hast du dein Fahrrad schon mal im Flieger mitgenommen? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Ich freue mich über deinen Kommentar und deine Fragen.

Bei den links mit * handelt es sich um Affiliated Links. Wenn du über diesen Link bestellst bekomme ich ein paar Cent ohne, dass du mehr bezahlen musst.