Die Frage nach dem alleine wandern beschäftigt mich, mehr oder weniger notgedrungen, schon seit einigen Wochen. Notgedrungen deshalb, weil meine Tochter immer älter wird und vermutlich bald alleine loszieht oder wegen der Schule einfach keine Zeit mehr hat mit mir auf Tour zu gehen. Auf der anderen Seite wandere ich aber viel zu gerne, um in Zukunft darauf zu verzichten.

Brücke im wald

Warum nicht in einer Gruppe oder mit Freunden?

Freunde scheiden bei mir leider schon deshalb aus, weil sie nicht so wander begeistert sind wie ich. Klar es gibt Unmengen Wandergruppen aber die kommen für mich aus verschiedenen Gründen nicht infrage. Zum einen gibt es in solchen Gruppen meist einen Helden, der alles kann, schon überall gewesen ist und allen klugen Hühnern den Kopf abgebissen hat – nein danke, da habe ich keinen Bock drauf! Zum anderen ist wandern für mich Vertrauenssache. Ich muss einfach das Gefühl haben, dass der andere meine Art zu laufen, mein Tempo und meinen Rhythmus akzeptiert. Habe ich das nicht, fange ich ganz schnell an, schneller zu gehen, als es mir guttut, und fühle mich irgendwie unter Druck gesetzt. Außerdem möchte ich einfach stehen bleiben können, um ein Bild zu machen oder meine Herzfrequenz wieder auf unbedenklich zu bringen und ich möchte dort Pausen machen, wo es mir gefällt.

Weg im Wald

Alleine Wandern – was soll schon groß passieren?

Da ich kein großer Bedenkenträger bin, habe ich weder Angst mir das Bein zu brechen noch einsam und alleine an einem Herzinfarkt im Wald zu verrecken. Ich glaube auch nicht wirklich daran, dass ich im Wald überfallen werde. Sorgen hat mir bisher vielmehr die Frage bereitet, wie es ist, wenn man nicht mehr kann und dann alleine ist. Woher nehme ich die nötige Motivation, wenn ich irgendwo in der Pampa stehe und aus dem letzten Loch pfeife? Außerdem habe ich einen Hallux  der mir nach einer gewissen Anzahl von Kilometern erhebliche Schmerzen bereitet. Wie wird es sein, wenn der Fuß wehtut und ich ganz alleine bin? Und schaffe ich es überhaupt, alleine den inneren Schweinehund zu überwinden und loszuziehen?

Malerweg

Alleine wandern – Der Selbstversuch

Heute Morgen war es dann so weit, ich wollte endlich Antworten auf meine Fragen. Den inneren Schweinehund hatte ich schon dadurch überlistet, dass ich mir bereits ein Auto geliehen hatte und gleich starten konnte. Okay, das Wetter war nur so lala und der Himmel zog sich immer weiter zu, doch das wollte ich nicht gelten lassen. Hätten wir die Tour gemeinsam geplant, hätte ich auch nur gesagt: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“
Zugegebener Maßen etwas aufgeregt bin ich also losgefahren. Auf dem Wanderparkplatz war dann eigentlich alles wie immer. Ich fühlte mich weder einsam, noch irgendwie komisch. Auch als ich bei der ersten längeren Steigung außer Puste war, hat es mich nicht gestört, dass ich alleine unterwegs war. Ich habe die ganze Zeit das Laufen und die Landschaft genossen, mir gegen Mittag eine Bank gesucht und meine Brote gegessen. Und selbst als sich mein Fuß bemerkbar machte, war es nicht anders als mit Jana auch. Eher im Gegenteil, denn ich hatte ja niemanden, dem ich etwas vorjammern konnte.

Wanderweg

Alleine wandern – Mein Fazit

Es war definitiv nicht meine letzte Wanderung alleine. Es ist natürlich anders als zu zweit aber es hat mir genauso viel Spaß gemacht. Ich hatte keine Probleme mich zu motivieren und mal ehrlich: zu zweit tun die Füße auch nicht weniger weh. Etwas komisch fand ich es, als ich mal musste. Ich habe wirklich keine Probleme mich irgendwo in die Büsche zu schlagen aber so alleine im Wald mit der Hose um den Knien habe ich mich doch etwas hilflos gefühlt. Wieder am Auto angekommen war ich übrigens mächtig stolz auf mich und erleichtert, denn jetzt weiß ich, dass meiner Leidenschaft nichts im Weg steht, wenn Jana nicht mitkommt.

Wie sieht es bei dir aus? Bist du auch schon alleine gewandert und wie findest du es? Oder kommt es für dich überhaupt nicht in die Tüte? Ich freue mich über deinen Kommentar.